Die Signa Prime Selection AG, die wichtigste Tochter im Firmengeflecht des Tiroler Immobilieninvestors Rene Benko, hat am Donnerstag am Handelsgericht Wien einen Insolvenzantrag eingereicht. Das teilte das Unternehmen am Vormittag in einer Aussendung mit. Beantragt werde ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung.
Bei dem ehemaligen Paradeunternehmen Signa rund um den politisch gut vernetzten Shooting-Star Benko sind zuletzt die schlechten Nachrichten nicht mehr abgerissen. Kurz vor Weihnachten meldete die Signa Real Estate Management 45 Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung an. Gleichzeitig wurde bekannt, dass eines der renommiertesten Hotels in Venedig, das Hotel Bauer am Canale Grande, wie viele andere Projekte von Signa, auf Eis liegt.
Laut den Gläubigerschützverbänden Creditreform und AKV liegen die Passiva der Signa Prime Selection AG bei rund 4,5 Milliarden, der KSV1870 schreibt von 4,3 Mrd. Euro. Die Aktiva liegen nach übereinstimmenden Angaben der Gläubigerschützer bei rund 1,3 Mrd. Euro. Gut 350 Gläubiger und 28 Arbeitnehmer seien betroffen, so KSV und AKV. Das Unternehmen bietet seinen Gläubigern eine Sanierungsquote von 30 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren an – das wären 1,4 Mrd. Euro.
Wichtigste Aktionärin der Signa Prime ist die übergeordnete Signa Prime Holding, die 18,88 Prozent der Anteile hält. Die insolvente Signa Holding verfügt über Anteile von 14,54 Prozent. Weitere wichtige Aktionärin ist die RAG-Stiftung mit 6,02 Prozent. Bei der Prime handelt es sich um eine Beteiligungsgesellschaft, die laut den Gläubigerschützern an 369 Gesellschaften unmittelbar und mittelbar beteiligt ist.
Wie die Signa um kurz nach halb elf heute in einer Aussendung mitteilte, haben die Vorstände die Annahme eines Sanierungsplans beantragt. «Ziel ist die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens.»
Die Signa Development Selection AG sei in derselben Situation und werde den Antrag auf Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung morgen, den 29. Dezember 2023, stellen.
In der Signa Prime hat Benko die Signa-Anteile an bekannten Immobilien wie dem Wiener «Goldenen Quartier», dem Kaufhaus Lamarr in der Wiener Mariahilfer Strasse oder dem Berliner KaDeWe gebündelt. Ende November wurde bereits über die Muttergesellschaft Signa Holding ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eröffnet.
Die Insolvenzursachen ortet die Signa laut den Gläubigerschützern unter anderem im Tempo der Zinswende, dem gestiegenen Kostendruck aufgrund der Inflation sowie damit einhergehenden finanziellen Engpässen.
Als Grund für die Insolvenzen nennt der Signa-Konzern selbst «externe Faktoren», die sich negativ auf die Geschäftsentwicklung ausgewirkt hätten. «Gemeinsam mit dem zu bestellenden Sanierungsverwalter ist das Ziel, die weiteren Massnahmen zur Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs umzusetzen», so die Signa. Prime-Vorstandssprecher Erhard F. Grossnigg hielt fest: «Wir werden diese wichtigen Aufgaben mit Bedacht und Vernunft angehen. Es gilt, langfristige Lösungen zu finden. Die Qualität des Signa Prime Portfolios ist hervorragend, die Entwicklungsperspektive der Development-Projekte, die in den Toplagen der deutschsprachigen Metropolen liegen, ist sehr gut.»
Mitte Dezember war verkündet worden, dass der äusserst prominent besetzte Signa-Beirat aufgelöst wird. Im Beirat der Holding sassen unter anderem Lindt-&-Sprüngli-Verwaltungsratspräsident Ernst Tanner, Ex-SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer oder Wüstenrot-Chefin und Ex-FPÖ-Vize-Kanzlerin Susanne Riess-Hahn. Firmengründer René Benko war bis zu seinem Abgang im November 2023 Vorsitzender des Gremiums. Zuvor hatte der Sanierungsverwalter der insolventen Signa-Holding die Veräusserung von Vermögenswerten wie dem Chrysler Building sowie der Medienbeteiligungen an »Krone« und «Kurier» kund getan.
Rene Benko stammt aus einfachen Verhältnissen und schaffte es ohne Schulabschluss zu einem der reichsten Unternehmer des Landes. Sein nun strauchelndes Imperium hat der Innsbrucker mit 22 Jahren aufzubauen begonnen. Auf 4,2 Mrd. Euro schätzte das Magazin «Trend» noch heuer das Vermögen von Benko. Ihm wird eine sehr schnelle Auffassungsgabe und ein aussergewöhnliches Zahlengedächtnis sowie sehr viel Fleiss nachgesagt. Medial thematisiert wurde immer wieder seine Nähe zum ehemaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)
(yam/sda/awp/apa)
Entweder haften Unternehmer fortan auch mit ihrem Privatvermögen und das ohne Möglichkeit des Schuldenerlass (wenn das nächste Unternehmen wieder Gewinn macht bzw. der nächste Job gut bezahlt ist, werden solange die alten Gläubiger ausgezahlt, bis alles abbezahlt ist).
Oder aber die Steuern für Unternehmer und Grossverdiener gehen so fest hoch, dass der Staat genug Geld einnimmt, um solche Konkurse vollständig abzufangen.
Aber Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren muss endlich aufhören.
Ach, so einfach ist das.
Mit diesem Tempo der Zinswende musste gerechnet werden. Muss immer gerechnet werden. Auch weil die Geldmenge von den Nationalbanken extrem ausgeweitet war/ist.
Die Signa hält ihre Gläubiger wohl für Vollbekloppte. Was vermutlich sogar stimmt.