In über 400 Städten auf der ganzen Welt ist der strenge schwarze Schriftzug mit den vier Buchstaben präsent. Nicht auf den Fahrzeugen, nicht auf Werbebannern, aber auf den Smartphones von Millionen Sharing-Economy-Teilnehmern.
Nur gerade 11 der 400 Städte befinden sich in Afrika, dem nach Asien bevölkerungsreichsten Kontinent: in Ägypten, Südafrika, Kenia, Nigeria, Marokko. In Ghanas Hauptstadt Accra fuhren vor kurzem die ersten Ubers auf und in Kampala (Uganda) kurven die anonymen Fahrzeuge ebenfalls seit einigen Tagen durch die Strassen.
Trotzdem: Anstatt in die Breite zu wachsen, will Uber seine Expansion auf dem Schwarzen Kontinent vertikal vorantreiben.
Wie Ubers Sub-Sahara-Geschäftsführer Alon Lits vor einigen Tagen bekanntgab, soll das Unternehmen nicht mehr nur Taxi-Dienst sein, sondern auch andere Wirtschaftszweige umfassen, zum Beispiel Kurierservice (UberRush), Essenslieferungen (UberEats) und Warentransporte.
Versuchsfeld für die Einführung der neuen Dienste in Afrika ist die stärkste Volkswirtschaft auf dem Kontinent: Südafrika. Geht es nach Lits, soll es bis Ende Jahr möglich sein, über die Uber-App nicht nur Kurierfahrten und Warenlieferungen, sondern auch Mahlzeiten zu bestellen.
Die neuen Dienstleistungen fasst Uber unter dem Namen UberEverything zusammen. Der Name ist Programm: Über kurz oder lang will Uber für die On-demand-Economy das sein, was Valon Behrami für die Schweizer Nationalmannschaft ist: ein allzeit bereiter, verlässlicher Partner, der das ganze Feld beackert. Und zwar nicht nur in Afrika.
In verschiedenen US-Städten kann man den Service bereits jetzt nutzen: In San Francisco, Los Angeles, Chicago und New York spannt Uber mit Restaurants und Take-Away-Shops zusammen, um Mahlzeiten auszuliefern.
Der Vorteil von Uber: Als Mammutkonzern (Wert: 62,5 Milliarden US-Dollar), mit Abstand grösster Player im Personenbeförderungs-Segment und weltweit aktiv (mehr als 440 Städte in über 70 Ländern) sind die Voraussetzungen für eine Expansion auf andere Geschäftsfelder optimal. Paul Barter, Autor des Buchs «The Uber of Everything», drückt es so aus: «Uber muss nur seine App updaten und wenn die Leute die App am nächsten Tag öffnen, poof, ist es auch ein Essenslieferdienst». Kein Wunder, sieht Uber die Konkurrenz – vor allem einheimische Startups – im Rückspiegel.
Auf diesen bestehenden Strukturen will Uber in Südafrika nun aufbauen: «Alles was wir erschaffen, erschaffen wir an der Spitze einer Plattform, die es bereits gibt», sagt Jason Droege, Leiter von UberEverything. Keine Grass-roots-Prozesse, sondern top-down gesteuert. Die entscheidende Zutat: Vertrauen. «Es braucht nicht viel Überzeugungsarbeit, um zu sagen: Hey, wenn ihr uns vertraut, euch herumzukutschieren, werdet ihr uns auch vertrauen, euer Essen schnell, effizient und billigt zu euch zu liefern?». Auf die rhetorische Frage Droeges erübrigt sich eine Antwort. Wer sein Leben in die Hände eines Fahrers legt, wird nicht zögern, ihm auch die Pizza Hawaii und den Bund Lauch anzuvertrauen.
Dass Uber die grossen Versuchsballons ausserhalb der heimischen Scholle ausgerechnet am Kap der Guten Hoffnung startet, ist einerseits mit spezifischen ökonomischen Voraussetzungen des Landes zu erklären: Eine relativ breite Mittelschicht, die On-the-go-Angebote nutzt und ein E-commerce-System, das sich wachsender Beliebtheit erfreut.
Anderseits könnte die Fokussierung auf Südafrika auch damit zusammenhängen, dass das Geschäft in den anderen Ländern eher harzig läuft. In Ägypten und Kenia löste der Uber-Einfall massive Proteste der lokalen Taxi-Branche aus, in Nairobi wurden mindestens zwei Uber-Fahrzeuge abgefackelt – in einem Fall befand sich der Fahrer noch im Wageninnern. (wst)