Lula sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, er sehe im Moment keinen Raum für Verhandlungen mit Trump, da dies wahrscheinlich demütigend wäre. Brasilien werde aber keine Gegenzölle erheben und auf Behördenebene weiter im Austausch mit den USA bleiben. Aber er selbst habe es nicht eilig, im Weissen Haus anzurufen.
«An dem Tag, an dem meine Intuition mir sagt, dass Trump bereit ist zu reden, werde ich nicht zögern, ihn anzurufen», sagte Lula in einem Interview aus seiner Präsidentenresidenz in Brasilia.
Brasilien hatte von Trump ursprünglich einen verhältnismässig tiefen Zoll von 10 Prozent auferlegt bekommen. Doch der US-Präsident hat diesen jüngst wegen politischer Gründe auf 50 Prozent erhöht: Trump will, dass Brasiliens Justiz die Ermittlungen gegen den Ex-Präsident Jair Bolsonaro, einen ideologischen Verbündeten Trumps, einstellt. Bolsonaro wird vorgeworfen, nach der Wahlniederlage gegen Lula einen Putsch zumindest mitgeplant zu haben. Er befindet sich aktuell unter Hausarrest.
Lula sagte in dem Interview auch, dass Brasiliens Oberster Gerichtshof sich nicht darum kümmere, was Trump sage.
Weiter kritisierte der 79-Jährige Trumps Umgang mit Staatsgästen. Sowohl Wolodymyr Selenskyj als auch Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa seien von Trump gedemütigt worden. Lula dazu:
Auf persönlicher Ebene habe er aber kein Problem mit Trump.
Brasilien ist die grösste Volkswirtschaft Südamerikas. Das Land ist zudem international als Teil der Brics-Gruppe gut vernetzt. Lula hat deswegen mehr Spielraum als andere Staaten bei der Reaktion auf Trumps Zollangriffe.
Statt mit den USA über tiefere Zölle zu verhandeln und Zugeständnisse zu machen, will sich Lula auf die Innenpolitik konzentrieren und brasilianische Unternehmen bei der Abfederung der Zölle unterstützen.
Zudem werde er in den kommenden Tagen mit den Partnern Indien, China und Indonesien über eine gemeinsame Reaktion auf Trumps Zölle sprechen. Auch eine gemeinsame Klage bei der Welthandelsorganisation WTO stehe im Raum. Als ehemaliger Gewerkschafter wisse er, dass man sich zusammentun müsse, um einem Land wie den USA die Stirn zu bieten.
(con)
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