In Mobile im Bundesstaat Alabama sollen insbesondere Mittelstrecken-Maschinen der A320-Familie fertiggestellt werden. Mit Hilfe der für 600 Millionen Dollar gebauten Anlage soll der US-Marktanteil auf 50 von aktuell 40 Prozent gesteigert werden, wie Airbus-Chef Fabrice Bregier der Zeitung «Welt am Sonntag» sagte.
«In Amerika ist es wichtig zu zeigen, dass die Flugzeuge im Land gefertigt werden.» Die neue Produktionsstätte soll bei Airbus und Zulieferern insgesamt 1000 Arbeitsplätze schaffen. Als erstes soll sie im kommenden Frühjahr einen A321-Flieger ausliefern.
Auch Erzrivale Boeing bemüht sich um Fertigungsstandorte und Vertragspartner im Ausland, um mehr Aufträge an Land zu ziehen. Wie das Fachblatt «Aviation Week» berichtet, plant der US-Konzern die Endmontage von einigen Modellen der 737-Reihe in einem neuen Werk in China. Dort sollten die Maschinen künftig ihre Lackierung und einen Teil der Innenausstattung erhalten sowie Testflüge unternehmen.
Das Vorhaben solle noch in diesem Monat anlässlich des ersten Staatsbesuchs von Chinas Präsident Xi Jinping in den USA bekanntgegeben werden. Die Boeing-Führung wollte sich dazu nicht konkret äussern. In einer Stellungnahme hiess es lediglich, das Unternehmen schaue sich dauernd nach Optionen um, die Produktivität zu verbessern. «Eine Möglichkeit für uns ist, mit Partnern auf der ganzen Welt zusammenzuarbeiten, auch in China, das unser grösster internationaler Markt ist.»
Nach Worten von Airbus-Chef Bregier bietet der US-Markt einen klaren Wettbewerbsvorteil. Dort sei die Produktion günstiger als an den Standorten Hamburg und Toulouse, auch wenn man die Kosten für den Transport der Bauteile aus Europa berücksichtige. «In Frankreich zum Beispiel sind die Sozialabgaben im Vergleich zu Deutschland und Mobile viel zu hoch», führte Bregier aus.
Boeing muss im US-Bundesstaat Washington, wo ein Grossteil der eigenen Produktion beheimatet ist, nun mit Widerstand rechnen. Die Mechanikergewerkschaft zeigte sich besorgt, dass durch eine Endmontage in China heimische Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Das Management hatte 2011 in einem Tarifvertrag zugesichert, dass die 737-Maschinen im Werk in Renton (Washington) gebaut werden.
Probleme mit US-Gewerkschaften drohen Airbus hingegen auf absehbare Zeit nicht. Denn in Mobile sind gar keine vertreten, wie Bregier erläuterte. «Ich denke nicht, dass unsere Beschäftigten eine Gewerkschaft brauchen, um mit Airbus gute Beziehungen zu haben.» (sda/reu)