Die junge Wirtschaftsmacht China ist weiter auf Akquisitionskurs. Nach der am Mittwoch angekündigten Übernahme des Agrarchemiekonzerns Syngenta durch ChemChina, ist es am Donnerstag zur bisher grössten chinesischen Direktinvestition in Deutschland gekommen.
Die Holding Beijing Enterprises, die der Stadtregierung von Peking gehört, übernimmt den norddeutschen Müllverbrennungsspezialisten EEW Energy from Waste für 1.438 Milliarden Euro. Darauf einigten sich die Chinesen mit der bisherigen EEW-Mutter, dem schwedischen Investor EQT.
Die Übernahme soll schon Ende Februar unter Dach und Fach gebracht werden. EQT hatte die einstige Tochter des deutschen Energieriesen Eon 2012 zunächst mit knapper Mehrheit und 2015 schliesslich ganz übernommen.
Es handelt sich um die bisher grösste chinesische Direktinvestition in ein deutsches Unternehmen. Die Kaufsumme übertrifft die alten Rekorde klar. Vor einigen Tagen war bekannt geworden, dass ChemChina den deutschen Spezialmaschinenbauer KraussMaffei für 925 Millionen Euro erwerben will.
Der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungskonzern EY untersucht die chinesischen Investitionsziele regelmässig. Demnach war Deutschland 2015 mit 36 Unternehmenskäufen für chinesische Investoren das attraktivste Land in Europa – dicht gefolgt von Grossbritannien und weit vor Frankreich (20), Italien (17) und Spanien (12).
Der weitaus grösste Deal chinesischer Investoren wurde laut EY 2015 in Grossbritannien angekündigt: der Verkauf der Telefonica-Tochter O2 an Hutchison über 15.4 Milliarden Dollar. Auf Rang zwei der grössten chinesischen Zukäufe in Europa folgt die Übernahme des italienischen Reifenkonzerns Pirelli durch ChemChina (8.9 Milliarden Dollar), gefolgt vom Kauf des Schweizer Flugzeug- und Flughafen- Dienstleisters Swissport durch die chinesische HNA Group für 2.8 Milliarden Dollar.
Getoppt wird all das indes durch das ChemChina-Angebot für Syngenta: Chinas grösster Chemiekonzern will den Basler Agrarchemie-Anbieter Syngenta nach Angaben für 43 Milliarden Dollar haben.
China verfügt über gigantische Devisenreserven. Staat und Wirtschaft sind eng verbandelt. Die kommunistische Regierung müht sich seit Jahren, in Schlüsselbranchen westliches Know-how anzuziehen. (whr/sda/dpa)