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Boeing bekennt sich schuldig: Millionenstrafe nach Abstürzen

FILE - A Boeing 737 Max jet prepares to land at Boeing Field following a test flight in Seattle, Sept. 30, 2020. Boeing announced plans late Sunday, June 30, 2024, to acquire Spirit AeroSystems for $4 ...
Zwei Boeing 737 Max stürzten 2018 und 2019 ab. Dabei starben 346 Menschen. Nun bekennt sich Boeing schuldig, die US-Regierung betrogen zu haben.Bild: keystone

Boeing gesteht Betrug vor Max-Abstürzen ein – 346 Menschen kamen ums Leben

08.07.2024, 09:2908.07.2024, 09:52
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Die zwei Abstürze einer Boeing 737 Max mit hunderten Toten beschäftigen den US-Flugzeugbauer auch Jahre später noch. Jetzt gibt es eine neue Strafe und einen Aufpasser der Regierung.

Boeing bekennt sich schuldig, die US-Regierung betrogen zu haben, um einem Gerichtsprozess um zwei tödliche Abstürze von Maschinen des Typs 737 Max zu entgehen. Das geht aus einem Dokument des US-Justizministeriums für das zuständige Bundesgericht in Texas hervor. Bei den Unglücken im Oktober 2018 und März 2019 waren 346 Menschen ums Leben gekommen.

Boeing hatte seinerzeit eine Strafverfolgung unter anderem mit dem Versprechen vermieden, ein Compliance- und Ethik-Programm umsetzen. Auch zahlte der Konzern eine Strafe von 243,6 Millionen Dollar. Das Justizministerium kam bereits im Mai zu dem Schluss, dass Boeing gegen Auflagen des damaligen Deals verstiess.

Neue Ermittlungen nach dramatischem Zwischenfall im Januar

Ein Auslöser dafür war das Beinahe-Unglück im Januar, bei dem ein Rumpf-Fragment einer so gut wie neuen Boeing-Maschine im Steigflug herausbrach. Bei dem Zwischenfall wurde zwar niemand verletzt. Doch dazu trug auch bei, dass die Plätze neben dem Loch im Rumpf durch einen glücklichen Zufall nicht besetzt waren.

Auslöser der Abstürze von 2018 und 2019 war eine Software der Flugzeuge, die Piloten unterstützen sollte, aber stärker als von ihnen erwartet in die Steuerung eingriff. Sie lenkte die Maschinen in Richtung Boden – und den Piloten der beiden Maschinen gelang es am Ende nicht, sie wieder auszurichten. Flugzeuge des Typs durften nahezu zwei Jahre nicht fliegen, bis der Fehler in der Software behoben wurde.

Boeing wurde danach in einem Strafverfahren Betrug vorgeworfen, weil Mitarbeiter des Flugzeugbauers bei der Zertifizierung des Typs durch US-Behörden spezielle Schulungen für die Software für unnötig erklärt hatten.

Hinterbliebene fordern härtere Strafen

Laut den am späten Sonntag veröffentlichten Gerichtsunterlagen soll Boeing nach dem Schuldeingeständnis unter anderem mindestens 455 Millionen Dollar in Compliance- und Sicherheitsprogramme investieren. Auch soll eine Strafzahlung von erneut 243,6 Millionen Dollar fällig werden. Die Vereinbarung wird erst gültig, wenn sie vom Gericht in Texas, bei dem der Fall liegt, abgesegnet wird.

Schon nachdem sich eine solche Wendung in den vergangenen Wochen abgezeichnet hatte, hatten Familien der Absturzopfer die Aussicht auf eine erneute Vereinbarung mit Boeing scharf kritisiert und eine Milliardenstrafe gefordert. Sie sollen ein Treffen mit dem Boeing-Verwaltungsrat bekommen. Boeing-Chef Dave Calhoun hatte sich vor einigen Wochen bei den Angehörigen entschuldigt und betont, dass der Konzern die Verantwortung für die Abstürze trage. (sda/awp/dpa)

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Absturz einer ukrainischen Boeing 737 in Teheran
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Absturz einer ukrainischen Boeing 737 in Teheran
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quelle: epa / filip singer
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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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kristu
08.07.2024 10:49registriert Dezember 2017
Aber zuerst schön die Verantwortung auf die indonesischen Piloten schieben. Ganz unterste Schublade.
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Rhabarber
08.07.2024 10:31registriert Dezember 2023
Sowas passiert eben in einer Gesellschaft, in der Geld längst der höchste aller Werte geworden ist.
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Ghawdex
08.07.2024 10:25registriert Februar 2014
Ob dies nun der Tiefpunkt von Boeing ist?
Man möchte es eigentlich hoffen, aber mal abwarten. Der Keller für versteckte Leichen scheint ja gross und tief zu sein.
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