Etwas nachgeholfen: Warum Trump seinen Krypto-Kumpel CZ begnadigte
Als James Earl Carter, bekannt als Jimmy Carter, 1977 der 39. Präsident der Vereinigten Staaten wurde, übergab er sein Familienunternehmen einem unabhängigen Treuhänder. Er wollte vermeiden, dass er als Präsident in Interessenkonflikte gerät. Sein Betrieb war kein Tech-Unternehmen, kein Rüstungskonzern und auch keine Immobilienfirma. Sein Betrieb war eine Erdnussfarm.
Der 45. Präsident verhält sich im Amt etwas anders.
Es ist Frühling 2025. Scheich Tahnoon der Vereinigten Arabischen Emirate trifft sich auf einer Luxusjacht in Sardinien mit Steve Witkoff. Witkoff ist Trumps Sonderabgeordneter für den Nahen Osten und wie Trump ein Immobilientycoon. Danach fliesst Geld, zwei Milliarden. Das Geld fliest von MGX, einer Investmentfirma von Tahnoon, in Richtung von Trumps Kryptobusiness World Liberty Financial (WLF). Kurz darauf hebt der US-Präsident das Exportverbot für KI-Chips in die Emirate auf. Der Fall ist bekannt.
Doch die Sache ist noch etwas grösser, noch etwas komplizierter – aber auch einiges knackiger, interessanter – und vermutlich korrupter. Denn die Begnadigung von Changpeng Zhao, dem reichsten Ex-Häftling der USA, ist mit dem Fall verknüpft.
Der kanadisch-chinesische Geschäftsmann Changpeng Zhao, bekannt als CZ, ist Gründer von Binance. Ihm gehören 90 Prozent der grössten Kryptobörse der Welt. In seiner Funktion als CEO versäumte er es, griffige Geldwäschemassnahmen einzuführen. Auch um die Einhaltung gültiger Sanktionen scherte er sich zu wenig. Deshalb wurde er vor Gericht gezerrt. In der Anklageschrift steht: «Binance hat seine gesetzlichen Verpflichtungen zugunsten von Gewinnen ignoriert. Durch vorsätzliche Versäumnisse konnte Geld über die Plattform an Terroristen, Cyberkriminelle und Kinderschänder fliessen.»
2023 bekannte sich CZ schuldig. Seine Kryptobörse musste 4,3 Milliarden Dollar Bussgelder bezahlen. CZ selbst kam mit 50 Millionen und 4 Monaten «hinter Gittern» glimpflich weg. Nach zwei Monaten in Lompoc II, einem Gefängnis mit Mindestsicherheit (Anmerkung für Kryptonerds: Dort verbüsste auch Roger Ver seine Haft), durfte der Milliardär in eine offene Anstalt in Long Beach wechseln. Dort waren ihm sogar Kinobesuche möglich. Im September 2024, nach etwas weniger als vier Monaten, war CZ wieder auf freiem Fuss.
Vor wenigen Tagen wurde er von Donald Trump begnadigt. Aber warum? Der Mann war bereits auf freiem Fuss!
CZ hatte vor seinem Schuldspruch mit dem Justizdepartement (damals unter der Regierung von Joe Biden) einen Vergleich abgeschlossen. Dieser besagte: CZ darf bei Binance niemals wieder eine Exekutivfunktion einnehmen. Also auch nicht mehr CEO werden. Mit Trumps vollumfänglicher Begnadigung wird diese Klausel obsolet. CZ kann «sein» Binance auch offiziell wieder als CEO führen. Den Twitterhandle hat er schon einmal von «ex-Binance» zu «@Binance» gewechselt.
Und was hat das alles mit dem Fall in Abu Dhabi und MGX zu tun?
CZ und Binance sind das Werkzeug zu diesem Deal, von dem am Ende alle Beteiligten profitieren. Um ihn zu erreichen, heuerte CZ als erstes Ches McDowell und Teresa Goody Guillen an. Der passionierte Wildtierjäger McDowell ist ein guter Freund von Donald Trump Jr. und (deshalb) der neue Star am Lobby-Himmel in Washington. Teresa Goody Guillen ist die Anwältin von Zach Witkoff, dem Sohn des Sonderabgeordneten Steve Witkoff.
Zach Witkoff ist Co-Gründer von World Liberty Financial. Wie Reuters herausfand, traf sich CZ im April 2025 mit ihm und zwei weiteren WLF-Co-Foundern in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, Abu Dhabi. Hier schliesst sich der Kreis. Hier wird es aber auch kompliziert. Denn: MGX (Scheich Tahnoon) will (angeblich) in Binance (CZ) investieren. Er tut dies aber nicht direkt, sondern verwendet dafür den an den Dollar gebundenen Stablecoin USD1 von World Liberty Financial (Trump, Witkoff). MGX kauft 2 Milliarden USD1 und pumpt diese in Binance. Einen rationalen Grund, weshalb MGX den Umweg über USD1 geht, gibt es nicht – ausser, dass er sich dafür eine Gegenleistung erhofft.
Binance wiederum ist nicht untätig. CZs Konzern unterstützt World Liberty Financial nicht nur mit Know-how, sondern kreiert laut Bloomberg mit einem Team für WLF den USD1. Ausserdem wird über die Tauschbörse PancakeSwap mit Hilfe von dubiosen Meme-Coins versucht, USD1 populärer zu machen. USD1 ist mit Staatsanleihen, Dollarreserven und anderen Bargeldäquivalenten gedeckt. Das heisst: WLF kann im Wert von zwei Milliarden
Staatsanleihen einkaufen. Diese werfen nun pro Jahr zwischen 60 und 80 Millionen Dollar ab.
Als Jimmy Carter 1981 sein Amt abgab, lag sein Familienbusiness in Trümmern. Die Erdnussfarm hatte über eine Million Schulden angehäuft. Carter war gezwungen, sie 1981 zu verkaufen. Im Gegensatz zu vielen seiner Nachfolger entschied er, sein Ex-Präsidentendasein nicht mit hochbezahlten Reden zu monetarisieren: «Es war einfach nie mein Ziel, reich zu sein», sagte er gegenüber der «Washington Post».
Stattdessen schrieb er Bücher und lebte mit seiner Frau in seinem Geburtstort Plains in Georgia, wo die Mehrheit dunkelhäutig ist – und 25 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt.
Trumps Vermögen hat sich in den letzten Monaten von 2 auf 7 Milliarden erhöht. Kausale Zusammenhänge der aufgezeigten Geschäftsverbindungen lassen sich nicht beweisen.
