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Türkische Inflationsrate springt auf deutlich über 30 Prozent

Lage immer dramatischer: Türkische Inflationsrate springt auf deutlich über 30 Prozent

03.01.2022, 09:1303.01.2022, 16:07
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People walk along the Grand Bazaar in Istanbul, Turkey, Tuesday, Nov. 2, 2021. Many Turkish consumers are faced with increased hardship as prices of food and other goods have soared in recent years. T ...
Bild: keystone

Die Inflation in der Türkei gerät zunehmend ausser Kontrolle: Im Dezember sprang die Inflationsrate über die Marke von 30 Prozent und erreicht im Jahresvergleich bei 36,08 Prozent den höchsten Stand seit rund zwei Jahrzehnten, wie das türkische Statistikamt am Montag in Ankara mitteilte.

Am stärksten verteuerten sich Lebensmittel und Transport. Analysten wurden von der Stärke des Preisanstiegs überrascht. Sie hatten mit gut 27 Prozent gerechnet.

Seit dem Sommer hat sich die Rate mehr als verdoppelt. Getrieben wurde der Anstieg der Kosten für die Lebenshaltung zuletzt auch durch höhere Lebensmittelpreise. Allein von November auf Dezember betrug die Teuerungsrate 13,6 Prozent.

Die Erzeugerpreise legten im Dezember sogar um 79,89 Prozent im Jahresvergleich zu. Die Preise, die Produzenten für ihre Waren verlangen, dürften mit einiger Verzögerung zumindest teilweise auf die Verbraucherpreise durchschlagen. Am Devisenmarkt geriet die türkische Lira am Montag erneut unter Druck.

Der mit der Inflation einhergehende rasante Kursverfall der türkischen Lira verteuert die Einfuhren von Gütern in das Land. Hinzu kommen vergleichsweise hohe Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt. Das Land steckt auch deshalb in einer wirtschaftlich schwierigen Lage, die sich in hoher Arbeitslosigkeit niederschlägt.

Steigende Energiepreise

Die Türken müssen zu Jahresbeginn zudem einen deutlichen Anstieg der Energiepreise verkraften. Die Strompreise für Haushalte stiegen im neuen Jahr um rund 50 Prozent, die für verbrauchsstarke Unternehmen sogar um mehr als 100 Prozent. Auch die Preise für Gas zogen deutlich an.

Verschlimmert wird die Lage seit Monaten durch die türkische Zentralbank, die unter dem Druck des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan trotz der hohen Inflation den Leitzins zuletzt immer weiter senkte. Eigentlich stemmen sich Notenbanker mit höheren Leitzinsen gegen eine galoppierende Inflation. Erdogan ist allerdings entgegen der volkswirtschaftlichen Lehre der Ansicht, hohe Zinsen förderten die Inflation.

Der türkische Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu kritisierte Erdogan erneut scharf. Das «Wirtschaftsgenie» im Präsidentenpalast habe alles vermasselt, was es angefasst habe, schrieb er auf Twitter. Die Opposition zweifelt die offiziellen Inflationszahlen seit längerem an und geht von einer noch wesentlich höheren Teuerungsrate aus. (aeg/awp/sda/dpa)

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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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[CH-Bürger]
03.01.2022 11:01registriert August 2018
kommt davon, wenn man Leute ohne Fachkenntnisse (resp mit eindeutiger persönlich-privater Prägung) an zentralen Stellen einer Regierung duldet...

die Türkei war auf recht gutem Weg - bis der Sultan die Macht übernahm
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Ali mini äntli
03.01.2022 10:31registriert September 2021
Erdi sei dank können wir da ganz billig Ferien machen, wenn wir das wollten.
Ein dummer Spruch gegen das stabile Genie und der Aufenthalt wird auf unbestimmte Zeit verlängert.
Leid tun mir einfach die Leute welche den Depp nicht gewählt haben.
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manuel0263
03.01.2022 11:59registriert Februar 2017
Natürlich sind daran wieder alle anderen schuld, nur ER nicht.
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