Mit dem Adrenalin ist es so eine Sache: Ein unglaubliches Gefühl, wenn es durch die Adern pumpt und den Puls hochschnellen lässt. Aufregung pur – es gibt nichts Vergleichbares.
Leider reicht der Sprung vom 5-Meter-Turm oder die Abfahrt auf der roten Piste vielen Menschen nicht mehr, um sich einen richtigen Adrenalinschub zu verpassen. Und so suchen sie immer wahnwitzigere Abenteuer, um sich lebendig zu fühlen.
In diesem Artikel geht es jedoch nicht um Wingsuits oder von Kriminalität verseuchte Städte, sondern um Mutter Natur, die zuweilen auch sehr menschenfeindlich daher kommen kann. So wie am Montag in Neuseeland.
Deswegen: Sieben tödliche Orte auf dieser Welt, die du getrost von deiner Ferienliste streichen kannst. Oder auf eigene Gefahr hinzufügen. Wie auch immer. Let's go!
Fangen wir semi-tödlich an, bei den Victoria Falls, der natürlichen Grenze zwischen Sambia und Simbabwe. Bis zu 10'000 Kubikmeter Wasser donnern hier pro Sekunde in die Tiefe.
An der Kante dieses Wasserfalls, der zu den grössten der ganzen Welt gehört, hat sich ein Pool gebildet, der auf drei Seiten geschlossen ist. Deshalb hat es praktisch keine Strömung und man kann bis rund einen halben Meter an die Kante heran schwimmen und in die Tiefe blicken. Ein beliebter Spass bei Touristen.
watsons Reise-Koryphäe Reto Fehr war dort auch schon zu Besuch und hat folgendes zu berichten:
Laut verschiedenen Berichten sind jedoch schon mehr als 20 Menschen beim Devil's Pool in die Tiefe gestürzt. Genaue Statistiken gibt es jedoch nicht. Vermutlich sind es auch mehr lokale Tour-Guides als Touristen, da die Guides oft auf der Kante herumbalancieren und Fotos machen.
Wenn wir schon bei den Victoria Falls sind: Aufgrund einer Jahrhundertdürre in der Region sehen die sonst mächtigen Wasserfälle momentan so aus:
It's time TO ACT!! ✊#TimeForAction
— Juanjo Bandera 🌏 (@juanjoband24) December 10, 2019
Victoria Falls (Central Africa) pic.twitter.com/UiRN8mv9o4
Könnte zwar auch in die Kategorie Extrem-Sport, aber wir wollen ja jetzt nicht kleinlich werden. Es geht nach China, genauer gesagt in die Provinz Shaanxi zu einem der fünf heiligen Bergen in der Region – dem Hua Shan.
Der Hua Shan hat mehrere Gipfel, die durch Bergpfade miteinander verbunden sind. Wobei «Pfade» vielleicht das falsche Wort ist. Es sind schmale Holzbretter, die in die Felswände gehauen wurden. An manchen Stellen gibt es nicht einmal solche.
Wie viele Menschen auf diesem Pfad bereits verunglückt sind, darüber erteilt die chinesische Regierung keine Auskunft.
New Smyrna Beach ist auch als Hai-Hauptstadt der Welt bekannt. Laut der «International Shark Attack File» (ISAF), eine Datenbank für Haiangriffe, kommen nirgends mehr Haiattacken pro Quadratmeter vor wie hier.
Rund 250 waren es bereits an der Zahl. Trotzdem zieht der Strand viele Urlauber an, darunter auch Surfer, die die konstanten Wellen schätzen.
Bei Haiangriffen handelt es sich meist um Versehen, denn Menschen stehen gar nicht auf dem Speiseplan der Raubfische. Wenn sie beissen, dann meist, weil sie uns verwechseln oder sich verteidigen.
Wir gehen zurück nach Afrika. Genauer gesagt in das Afar-Dreieck, einer Tiefebene in Ostafrika, die zwischen Eritrea, Äthiopien und Dschibuti liegt. Hier befindet sich die Danakil-Wüste, eines der geologisch aktivsten Gebiete der Welt.
Es ist auch eines der heissesten Gebiete der Welt. Eine jährliche Durchschnittstemperatur von rund 35 Grad bringt selbst alteingesessene Sonnenanbeter ins Schwitzen. Gefährlich ist die Tiefenebene aber nicht wegen seiner hohen Temperaturen, auch wenn Tagestemperaturen von 50 Grad Celcius natürlich nicht unterschätzt werden dürfen.
In der Danakil-Wüste widmen wir uns zwei Orten: Dallol und dem Vulkan Erta Ale.
Zuerst Dallol. «Ort ohne Wiederkehr» heisst das in der Sprache der einheimischen Afar. In Dallol sprudelt Säure aus dem Boden und bildet farbenprächtige Schwefelfelder. Auch grüne und blaue, hydrothermale Pools lassen sich in der Wüste finden. Ein Traum für alle Influencer.
Auch der konstante Geruch nach faulen Eiern kann sie nicht davon abhalten, Touren in das lebensfeindliche Gebiet zu unternehmen.
Nimmt man die Strapazen einer Reise durch die Wüste auf sich, wird man mit einer ausserirdisch anmutenden Landschaft belohnt. So lange man vorher nicht in einen Säure-Pool fällt. Oder zu viele giftige Dämpfe einatmet.
Die Danakil-Wüste liegt auf einer Kreuzung tektonischer Platten. Das erklärt auch die vulkanische Aktivität mit den drei Feuerbergen Erta Ale, Asavyo und Dabbahu.
Der Erta Ale ist dabei für Touristen der interessanteste Vulkan. Von den Einheimischen auch «Tor zur Hölle» genannt, ist er einer der wenigen Vulkane weltweit, in dessen Krater sich ein aktiver Lavasee befindet. Mutige Reisende können Touren zu dem auf 600 Meter gelegenen Krater buchen.
Der Aufstieg erfolgt in der Dunkelheit, die sengende Hitze lässt eine Erklimmung während des Tages nicht zu. Ausserdem sieht es nachts auch viel schöner aus. Nach vier Stunden hat man sein Ziel erreicht. Einmal oben bleibt nur noch zu hoffen, dass einem das Lava nicht plötzlich um die Ohren fliegt.
Wer schon beim Lesen über einen der heissesten Orte der Welt ins Schwitzen kam, der bekommt nun etwas Abkühlung. Es geht in den Himalaya nach Nepal.
Und da geht es für einmal nicht um den höchsten Berg der Welt, den Mount Everest, auch wenn dieser insgesamt bereits viel mehr Todesopfer forderte.
Nein, es geht um die Annapurna. Ein weiterer Achttausender im Himalaya, einer von vielen, mit 8091 Metern auch «nur» der zehnthöchste Berg der Welt. Den Spitzenplatz, und deswegen auch in dieser Liste aufgeführt, hält die Annapurna in einer anderen Disziplin: Er ist der tödlichste Berg von allen.
Auf drei erfolgreiche Besteigungen kommt ein Todesfall.
Die letzten auffindbaren Statistiken stammen aus dem Jahr 2012: 190 Bergsteiger erreichten den Gipfel, 61 fanden den Tod.
Ueli Steck, der mittlerweile verstorbene Ausnahmekletterer war einer dieser Bergsteiger und sogar der erste, der es schaffte, den Berg alleine zu erklimmen. 28 Stunden brauchte er für diese Meisterleistung.
Grund für diese hohe Todesrate ist unter Anderem die extreme Lawinengefahr. Zwei Drittel der Opfer starben durch Lawinenabgänge. Trotzdem versuchen ambitionierte Bergsteiger immer wieder, den Himalaya-Koloss zu bezwingen.
Wer an Hawaii denkt, dem kommt als erstes wahrscheinlich nicht Tod und Gefahr in den Sinn.
Nun, vielleicht sollte es das aber. Oder zumindest als zweites. Denn die hawaiianischen Inseln sind alle vulkanischen Ursprungs. Einige dieser Vulkane sind heute noch aktiv – zum Beispiel der Feuerberg Kilauea auf der Insel «Big Island».
Dessen jüngste Erruption dauerte von 1983 bis 2018. Seine Lava überflutet immer wieder Strassen und Häuser, Anwohner müssen jeweils evakuiert werden. Die Ausbrüche werden zudem von teils starken Erdbeben begleitet.
Das hält Touristen jedoch nicht davon ab, die Vulkane zu besichtigen. Man kann Mountainbike- oder Wandertouren auf ihnen machen.
Die Lava stellt für die Touristen (und die Einheimischen) dabei nicht die grösste Gefahr dar. Jedenfalls nicht direkt. Das sogenannte «Lava-Haze» – zu Deutsch Lava-Dunst, der Einfachheit halber auch «Laze» genannt, ist weitaus gefährlicher.
Laze ist der Begriff für die giftigen Dampfwolken, die entstehen, wenn heisses Lavagestein mit Salzwasser in Berührung kommt. Sie enthalten salzsäurehaltige Gase und kleine Glaspartikel.
Die Behörden in Hawaii riefen im Juni 2018, als Kilauea wieder Lava spie, die Bevölkerung dazu auf, sich von den Dampfwolken fernzuhalten. «Gesundheitsrisiken von Laze sind unter anderem Reizung der Lungen, Augen und Haut», warnten sie.
Zu guter Letzt kommen wir zur grössten Bedrohung auf dieser Liste. Zumindest theoretisch. Denn die Chance, dass wir, die jetzt auf dieser Erde weilen, zu unseren Lebzeiten noch miterleben, wie das Monstrum, das unter dem Yellowstone National Park in Wyoming schlummert, ausbricht, ist doch relativ klein.
Viele Kommas, kurzer Sinn: Unter dem Nationalpark befindet sich ein Supervulkan. Und Supervulkane lösen Supereruptionen aus (das heisst so, wirklich).
Supervulkane bekamen ihren Namen, weil sie besonders grosse Magmakammern besitzen. Mindestens 1000 Kubikkilometer müssen es sein. Unter dem Yellowstone-Vulkan liegt eine Magmakammer mit rund 10'000 Kubikkilometern.
Das letzte Mal ist der Vulkan vor rund 600'000 Jahren ausgebrochen. Damals entstand ein gigantischer Krater, auf dem sich heute der Yellowstone-Park befindet.
Die Auswirkungen eines solchen Ausbruchs sind, nun ja – katastrophal. In einem Umkreis von 100 Kilometern wird jegliches Leben ausgelöscht, meterhoche Asche-Schichten legen sich in einem noch grösseren Umkreis auf den Boden.
Es würde zu einer globalen Klimakatastrophe kommen, zu einem sogenannten Vulkanischen Winter. Dabei würden die Temperaturen weltweit um mehrere Grad sinken – eine Eiszeit träte ein. So geschehen vor 76'000 Jahren mit dem Toba-Vulkan auf der indonesischen Insel Sumatra.
Der Yellowstone-Vulkan ist folglich nicht der einzige Supervulkan auf dieser Welt. Für uns in der Schweiz am gefährlichsten sind die Phlegräischen Felder in der Nähe von Neapel. Aber eigentlich spielt es keine Rolle: Sollte ein Supervulkan in naher Zukunft ausbrechen, es wäre mit ziemlicher Sicherheit unser Ende.
-> „Wenn sie beissen, dann meist, weil sie uns verwechseln oder sich verteidigen.“
Danke für die korrekte, nichtblutrünstige Darstellung dieser faszinierenden Tiere.