Am 6. Juni dockte das «Starliner»-Raumschiff mit zwei Astronauten an Bord an der Internationalen Raumstation ISS an; die Mission sollte rund eine Woche dauern. Jetzt, fast drei Monate später, umkreist der Starliner immer noch mit der ISS die Erde und die Astronautin Suni Williams und ihr Kollege Barry «Butch» Wilmore sitzen auf der ISS fest.
Die technischen Probleme des vom Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing entwickelten Starliners konnten bisher nicht vollständig ausgeräumt werden; die Kapsel wird daher voraussichtlich in der Nacht von Freitag auf Samstag unbemannt zur Erde zurückkehren, während Williams und Wilmore noch bis Februar auf der ISS ausharren müssen. Dann sollen sie mit dem Raumschiff «Dragon» des Boeing-Konkurrenten SpaceX zur Erde zurückkehren.
Nicht genug damit – nun machten auch noch mysteriöse klopfende Geräusche aus den Lautsprechern des krisengeplagten Raumschiffs die NASA-Ingenieure nervös. Wilmore informierte die Mission Control der NASA am 31. August über die unerklärlichen Töne aus dem Inneren der angedockten Kapsel, die über Lautsprecher mit der ISS verbunden ist: «Ich habe eine Frage zu Starliner: Aus dem Lautsprecher kommt ein seltsames Geräusch ... Ich weiss nicht, was es verursacht.»
Wilmore hielt dann sein Mikrofon an den Lautsprecher, damit die Bodenstation das Geräusch ebenfalls hören konnte. Dort beschrieb man es als «fast wie ein Sonar-Ping». Solche Pings werden von Schiffen und U-Booten verwendet, um Objekte unter Wasser mittels Schall zu orten.
Das Gespräch zwischen Wilmore und der Mission Control zeichnete der Meteorologe Rob Dale als Audioclip auf und teilte es im Nasa-Spaceflight-Forum. Darin ist nach etwa 45 Sekunden ein regelmässiges Klopfgeräusch zu hören – als schlüge jemand mit einem Hammer gegen eine Metallwand.
Fans von Science-Fiction-Filmen dürften sich etwa an «Contact» (1997) erinnert fühlen, in dem Ausseriridische ein Signal an die Erde schicken, das dem Klopfgeräusch auf der ISS ähnelt. Die Erklärung dürfte wesentlich banaler sein: Wahrscheinlich handelte es sich um eine akustische Feedback-Schleife, wie etwa das Tech-Magazin «Ars Technica» vermutet. Denn die Töne stammten aus dem Lautsprecher des Starliners und nicht aus dessen physischen Strukturen. Ars Technica weist darauf hin, dass die Kapsel auf dem Weg zu ISS Radiosignale für die Kommunikation mit der Raumstation nutzte, aber seit dem Andocken eine feste Audioverbindung besteht.
Inzwischen hat auch die NASA in einer Mail bestätigt, dass es sich um eine Rückkopplung in der komplexen Audiokonfiguration zwischen dem Starliner und der ISS handelte:
The pinging noise heard on Starliner over the weekend over the weekend was just an audio configuration issue, NASA says in an emailed statement this morning. pic.twitter.com/eunld5mFLk
— Jeff Foust (@jeff_foust) September 2, 2024
Der Rückflug der Starliner-Raumkapsel, der nach wie vor für den 6. September geplant ist, wird unbemannt erfolgen, weil die NASA einen bemannten Flug für zu riskant einstuft. Die Techniker konnten die Probleme mit den Triebwerken, die bereits beim Andocken an die Raumstation zutage getreten waren, nicht lösen. Zudem waren während des Hinflugs mehrere Heliumlecks aufgetreten. Die Schubdüsen werden zum präzisen Manövrieren benötigt, was besonders beim Wiedereintritt in die Atmosphäre extrem wichtig ist, da dieser in einem bestimmten Winkel erfolgen muss.
Wenn der Starliner wie geplant von der ISS abdockt, wird die Kapsel nach dem Eintritt in die Erdatmosphäre am 7. September um 00.03 Uhr nachts auf dem White Sands Space Harbor in New Mexico landen. Der Flug wird dabei autonom erfolgen, doch die Bodenteams im Starliner Mission Control (Houston) und im Boeing Mission Control Center (Florida) können den Starliner zur Not auch fernsteuern.
Frühestens am 24. September wird dann die SpaceX-Crew-9-Mission zur ISS aufbrechen, die den Boeing-Starliner auf der ISS ersetzen soll. Allerdings wird deren Crew nicht wie sonst vier Astronauten umfassen, sondern nur zwei, damit es beim Rückflug im Februar 2025 genügend Platz auf der Dragon-Raumkapsel für Williams und Wilmore hat.
Ende August gab die NASA daher bekannt, dass die zwei Astronautinnen Zena Cardman und Stephanie Wilson nicht mehr Teil der SpaceX-Crew-9-Mission sind; sie sollen jedoch bei künftigen Missionen berücksichtigt werden. (dhr)
die iss ist recht gross, sie sind nicht alleine, haben genügend sauerstoff, wasser und nahrung (jede nation bringt essen nach ihrem geschmack mit😋) und auch reichlich zeitvertreib mit unterhalt und verschiedensten experimenten.
ich bezweifle, dass die astronauten „ausharren“ müssen.