International
Wladimir Putin

Putin wütet nach Kursk-Invasion der Ukraine

Russian President Vladimir Putin leads a meeting with Russian Security Council's members at the Novo-Ogaryovo state residence, outside Moscow, Russia, Friday, Aug. 9, 2024. (Aleksey Babushkin, Sp ...
Wladimir Putin soll wegen des ukrainischen Einmarsches in Kursk schäumen.Bild: keystone

«Unbefriedigt» und «genervt»: Putin nach Kursk-Invasion offenbar hässig

Mit der Militäroperation in Kursk hat die Ukraine Russland überrumpelt. Kremlchef Putin soll angesichts dessen ungewohnt offen seinen Unmut zeigen.
13.08.2024, 03:4613.08.2024, 09:51
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Am vergangenen Dienstag hat die Ukraine einen Überraschungsangriff in der russischen Grenzregion Kursk gestartet. Kiews Truppen erwischten die russische Armee auf dem falschen Fuss: Innerhalb kurzer Zeit konnten die ukrainischen Streitkräfte kilometerweit vorrücken, Soldaten gefangennehmen und wohl auch einen wichtigen Knotenpunkt für Gasexporte unter ihre Kontrolle bringen. Angesichts dieser Nachrichten soll Kremlchef Wladimir Putin ausser sich gewesen sein, berichten Kreml-Insider.

Der unabhängige russische Journalist Pjotr Koslow schreibt in seinem persönlichen Blog über Eindrücke, die ihm Kremlbeamte über die Tage nach dem ukrainischen Angriff berichteten. Koslow zitiert seine Quellen ohne Angabe von Namen – doch wenn stimmt, was sie ihm erzählten, sind Putins Nerven zum Zerreissen gespannt.

«So verhält sich kein Land, das sich seines Sieges sicher ist»

«Der Chef war in schlechter Stimmung», wird ein Kremlbeamter zitiert, der für die Organisation von Veranstaltungen des Präsidialamts zuständig ist. «So hat man ihn wahrscheinlich nicht mehr gesehen, seit unsere Armee im Herbst 2022 zum Rückzug aus Kherson gezwungen wurde.» Andere Beamte beschrieben Putin als «unbefriedigt» und «genervt».

«Dies ist ein Schlag in das Gesicht des Präsidenten», zitiert Journalist Koslow einen weiteren Beamten. Seit mehreren Tagen sei die russische Armee nicht in der Lage, den Feind zurückzudrängen. Dazu sei innerhalb Russlands eine Gefahr für die Bevölkerung entstanden. Dazu sei das europäische Gas im Preis gestiegen.

«So verhält sich kein Land, das sich seines Sieges sicher ist.»

Ferner seien die Grenzsoldaten eingekesselt und würden kämpfen. Wehrpflichtige seien von den Ukrainern gefangen genommen worden. «Es ist klar, dass die ukrainische Offensive nur ein kurzfristiger Erfolg sein würde. Dennoch ist das, was passiert ist, sehr unangenehm, was den Ruf angeht», heisst es weiter.

Putin staucht Gouverneur von Kursk zusammen

Video: twitter/Igorsushko

«Die Lage in der Region ist schwierig»

Bei öffentlichen Auftritten zumindest will sich Putin seinen Ärger wohl nicht anmerken lassen. Der Kremlchef hat seine Streitkräfte angewiesen, den seit einer Woche dauernden Vormarsch der ukrainischen Armee endlich zu stoppen. «Die Hauptaufgabe des Verteidigungsministeriums besteht nun darin, den Feind aus unseren Gebieten zu vertreiben und eine zuverlässige Grenzsicherung zu gewährleisten», sagte Putin bei einer Krisensitzung in Moskau am Montag.

Der amtierende Gouverneur von Kursk, Alexej Smirnow, offenbarte bei der Sitzung eher unfreiwillig, wie tief Russland von dem überraschenden Einmarsch getroffen worden ist. In seinem Gebiet seien 120'000 Menschen aus den betroffenen oder gefährdeten Landkreisen evakuiert worden, sagte er. Weitere 60'000 Menschen hielten sich noch dort auf, wo zur Sicherheit geräumt werden müsse. «Die Lage in der Region ist schwierig.» Es habe 12 Tote und 121 Verletzte, darunter 10 Kinder, gegeben; etwa 2'000 Menschen würden vermisst.

Die Ukraine wolle mit dem Vorstoss ihre künftige Verhandlungsposition stärken, sagte Putin. Er erteilte Verhandlungen aber eine Absage. «Über welche Art von Verhandlungen können wir überhaupt mit Leuten reden, die wahllos Zivilisten und zivile Infrastruktur angreifen oder versuchen, Atomkraftwerke zu gefährden?» Die russische Offensive im Osten und Süden der Ukraine werde ungehindert weitergehen, kündigte Putin an.

Verwendete Quellen:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
119 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Cpt. Jeppesen
13.08.2024 05:37registriert Juni 2018
Putin sagt: «Über welche Art von Verhandlungen können wir überhaupt mit Leuten reden, die wahllos Zivilisten und zivile Infrastruktur angreifen oder versuchen, Atomkraftwerke zu gefährden?»
Ich glaube dem Putin sein Ironie-Dedector muss kaputt sein. Wie sonst kann er so etwas sagen, ohne dabei rot zu werden?
4187
Melden
Zum Kommentar
avatar
CharlieBrown88
13.08.2024 05:57registriert Juni 2022
Trump ist deprimiert weil Joe nicht mehr ist, Putin ist deprimiert weil sein Alnd angegriffen wird und Orban ist deprimiert weil er kein Gas mehr bekommt. Im Moment läufts super für alle an Freiheit und Demokratie glaubende Menschen.
3029
Melden
Zum Kommentar
avatar
rötzpötz
13.08.2024 05:25registriert März 2014
Jetzt spürt Putin im entfernteren Sinn am eigenen Leib, wie es der ukrainischen Bevölkerung seit der russischen Invasion geht. Zur Vernunft wird er wahrscheinlich nicht kommen, er wird einfach noch mehr Soldaten, Menschenleben opfern - ein barbarischer Typ!
2724
Melden
Zum Kommentar
119
Waffen auf UN-Personal im Konvoi im Gaza gerichtet

Bei einem Zwischenfall mit einem UN-Fahrzeugkonvoi und der israelischen Armee im Gazastreifen wurden humanitäre Helfer nach Angaben der Vereinten Nationen umzingelt und bedroht.

Zur Story