Rebound Fuck oder Rebound Life?
Der Dezember ist ein absoluter Scheiss Monat, um an Liebeskummer zu leiden. Es ist grau, nass, kalt und ständig finster. Sowohl draussen als auch in meiner Seele.
Nachdem ich nun also wochenlang litt und mir keine Sekunde vorstellen konnte, jemals wieder nur ansatzweise glücklich zu werden, habe ich neulich entschieden, dass jetzt genug ist.
Und dass ich ready fürs Abenteuer Leben bin.
Oder zumindest fürs Abenteuer. Ein Abenteuer. Mit einem Sexgott. Der mir quasi den Weg aus der Hölle vögelt. So meine Vorstellung.
In Realität denke ich natürlich immer noch pausenlos an ihr wisst schon wen. Aber das schieben wir jetzt mal grosszügig zur Seite.
Ich will keinen Boost, ich will einfach nur 1 simplen Fuck!
Es ist meine Freundin Cleo, die mir neulich zum Rebound Fuck rät. Sie hat auch schon einen Plan, wie ich ganz einfach an den Sexgott komme. «Ems», sagt sie, «entweder wir gehen aus, Weihnachtsmarkt, oder wir laden dir ein paar Apps runter.»
Ich entscheide mich für die bequemere Variante. Und lade mir die gängigsten zwei Apps runter.
Früher war das mega easy. Runterladen, einrichten, swipen.
Jetzt habe ich x Optionen. Und jede dieser Optionen kostet zusätzlich. Ich werde nach Plus, Gold oder Platinum gefragt.
Will das alles nicht.
Will nur einen Rebound Fuck. Wischen, kommen, gehen, Tschüss.
Eine andere App will mir Boost oder Premium verkaufen. Ich bin jetzt schon müde und lege das Handy weg.
Dann halt kein Rebound Fuck.
Dafür Rebound Life.
Ich könnte in ein Yoga-Retreat. Oder Weihnachten und Silvester an den Stränden Asiens verbringen. Oder ein Frettchen adoptieren.
Vielleicht auch mal meinen Keller aufräumen.
Cleo findet, wir können ja einfach mal ganz easy eins trinken gehen in eine Bar. Eigentlich wirklich easy. Aber mir ist da meist die Musik zu laut.
Wann ist easy Sex so kompliziert geworden? Hä!?
Ich weiss noch, wie ich mich immer lustig gemacht habe über alte Menschen, die sich darüber beklagten, dass man ja in einer Bar, geschweige denn in einem Club, nicht reden kann.
And here I am.
Also kein Drink, sage ich und Cleo ist genervt. Sie will jetzt einen ungezwungenen Adventsapéro organisieren, bei dem jede:r einen Single mitbringt.
Kann sie auch grad vergessen.
Ich will doch einfach nur schnellen unverbindlichen Sex. Wann ist das kompliziert geworden? Während ich mir genau diese Frage stelle, leuchtet mein Handy auf.
Der Bruder einer Kollegin von Cleo hat ein uraltes Bild geliked. Creepy. Oder Schicksal.
Ich nehme Schicksal. Und schreib ihn an. Ich hab den einmal an einer Hochzeit kennengelernt und SUPER gefunden. Seit da nie wieder was gehört. Geschweige denn gelesen.
Aber who knows, vielleicht ist das ja der Anfang von meiner nächsten ganz grossen Story? Grösser als die von Sandro und mir und ganz sicher viel bigger und krasser und besser als die von Sandro und seiner Barbara?
«Was verschlägt dich zu meinen Bildern aus dem Jahr 2017?», frage ich. Kein Emoji dahinter. Bin ja Emoji-Gegnerin.
«Gute Frage», antwortet er.
Boring, finde ich.
Dann legt er nach: «Und weisst du, was nach einer guten Frage kommt? Eine andere! Willst du oder darf ich?»
«Du darfst», schreibe ich gelangweilt und will mein Handy schon weglegen.
«Bist du mehr der ‚Breakfast at Tiffanys‘ oder der ‚The Breakfast Club‘-Typ?»
Oh!
«Ganz klarer Fall von ‚The Breakfast Club‘!»
«Super, dann such dir Club aus und ich lade dich zum Breakfast ein.»
Badumm.
Wir verabreden uns für nächsten Samstag. Stolz erzähle ich Cleo davon. Die ist aber kein bisschen erstaunt. Die ist so nicht erstaunt, dass ich schnalle, dass sie das eingefädelt hat.
Ich dürfte und könnte jetzt sehr hässig sein.
Aber come on, Yolo.
(Und Rebound-Sex.)
*Joke, Leute!
