Leben
Blogs

Big Ben: Der Ex ist immer der Gärtner

Bild
Bild: Shutterstock
Big Ben

Der Ex ist immer der Gärtner

Im Gegensatz zu mir hat Lara eine kleine Armee von Exen. Alles nicht so schlimm, ausser ich muss sie persönlich kennenlernen.
01.11.2024, 10:09
Big Ben
Big Ben
Mehr «Leben»

Lara erzählt sehr offen und sehr ausführlich von ihren Ex-Freunden. Wie sie sich kennengelernt haben, wie sie ein Paar wurden, was die Probleme waren, warum sie sich getrennt haben und wie das Verhältnis jetzt ist. In allen Fällen «gut», in einigen «sehr gut». Ausser mit einem, wir nennen ihn Giovanni, ist es nicht ganz easy.

Da ich aber easy bin, finde ich es natürlich gar kein Problem, dass es nicht ganz easy ist.

Die Kommentarspalte: «Mimimimiimi, er tut so, als sei ihm alles egal. Dabei leidet er. Der Junge leidet. Er kann es nur nicht zugeben! Mimimimii!»

Leute. Wenn ich ein Problem mit dem Typen hätte, oder mit der Tatsache, dass es da noch Probleme gibt, würde ich dann mit einer Frau wie Lara zusammen sein, die am Anfang noch Bücher über Polyamorie verschenkte? Und warum sollte ich nicht zugeben, hätte ich ein Problem damit? Weil ich vor euch gut dastehen will? Weil ich euch gefallen will? Kennt ihr mich nicht langsam besser? Eben.

Also.

Ich hatte kein Problem mit Giovanni, vielleicht auch weil Giovanni in Italien lebte. Nicht ennet der Grenze, also so irgendwo zwischen Lugano und Mailand, nein, wirklich weit weg. In der Nähe von Neapel.

Giovanni ist, oder besser gesagt, war Gärtner und die beiden haben sich kennengelernt, wie sich alle Leute in diesen Kitsch-Romanzen kennenlernen: beim Hecke-Schneiden. Mit dem Unterschied, dass Lara nicht die reiche, ältere Hausherrin und Giovanni der arme, junge Oben-ohne-Gärtner war. Sie waren gleich alt, beide noch sehr jung, als sie sich kennenlernten. Lara wollte «richtig» Italienisch lernen, ging nach der Matura als Nanny/Au-pair/Irgendsowas nach Italien, wurde da von einer saureichen Familie angeheuert, musste eine 12-Jährige bespassen, was bisschen sinnlos gewesen sei, denn die wollte, wie Lara erzählt, vor allem alleine gelassen werden. Sie hatte also viel Zeit, sass viel rum und dann irgendwann kam der Gärtner der Familie, nicht Giovanni, Giovanni hat nur für den Gärtner als Aushilfe gearbeitet, als Sommerjob, und so haben sie sich kennengelernt.

Das war dann einen Sommer lang «Grande Amore», dann ging Lara zurück in die Schweiz und Giovanni kam sie nie besuchen und schrieb auch eher selten. SMS waren damals noch teuer, das Schreiben eine Qual. Sagte jedenfalls er. Lara wollte ihn besuchen gehen, aber auch das wollte er nicht, sie hätten eh keine Zukunft, blabla, ich glaube, er war einfach nicht so interessiert.

(Lara glaubt immer noch, die Distanz und die SMS-Kosten seien Grund für das Aus gewesen.)

Der Promi kam. Giovanni also auch.

Heute ist Giovanni nicht mehr Gärtner, sondern Personal Trainer von irgendeinem italienischen Promi. Der Promi musste in die Schweiz. Giovanni hat eins und eins zusammengezählt und Lara geschrieben.

Lara? Fucking lost her shit!

Ich habe sie noch nie so neben der Spur erlebt. Nun könnte man ihr vorwerfen, dass sie sich erstens zusammenreissen soll, und zweitens, dass das nichts ist, was sie mit mir besprechen sollte. Aber würde sie es nicht mit mir besprechen, könnte man ihr vorwerfen, nicht ehrlich zu mir zu sein. Und irgendwie habe ich Verständnis für die Teenie-Liebe. Irgendwie wurde da doch alles viel zu heiss gekocht und da bleiben eben so paar Dämonen zurück.

Lara wollte Giovanni treffen. Für «Closure», wie sie es nannte. Sie wusste nicht, ob er mittlerweile verheiratet und Vater war, bestimmt, glaubte sie, sei ja Italiener, das seien Familienmenschen. Und weil sie so nervös und verwirrt war und auf keinen Fall wollte, dass er denken könnte, dass sie irgendwie nicht weitergekommen ist im Leben, sie war nur gerade zwischen zwei Jobs, im Fachjargon: arbeitslos, aber sie hätte ja mich, das sei ja schon eine erwachsene Sache, jedenfalls kam sie irgendwann auf die grandiose Idee, dass ich ans Treffen mit sollte. Als Emotional Support.

«Und vielleicht wird es ja lustig», sagte sie.

Der Typ ist so schön wie blöd

Ja, was soll ich sagen: Es war tatsächlich irgendwie lustig. Nicht weil der Typ lustig war, sondern weil er unfassbar hohl war. Er kannte sich in einem Thema aus: Fitness. Er sprach ausführlich und detailliert über seinen Körper und sein Training. Ich weiss jetzt, wie viel Eiweiss er essen muss, damit alles bleibt, wie es ist. Falsch, habe es schon wieder vergessen, aber ich weiss noch, dass ich dachte: irre viel. Er lachte bei jedem seiner Sätze, obwohl sie kein bisschen lustig waren. Wenn er nicht redete oder das Gespräch auf ein anderes Thema als Körper und Nährwerte kam, war er komplett überfordert. Sarkasmus und Ironie verstand er überhaupt nicht.

Zugegeben, er sieht aus wie ein Model aus einer PKZ-Werbung. Dass er Personal Trainer ist, sieht man auf den ersten Blick. Am meisten beeindruckt hat mich aber nicht sein Body, sondern wie gleichmässig sein Bart war. Als hätte jemand die Abstände zwischen den Barthaaren ausgemessen. Als hätte da Vinci persönlich vorgezeichnet.

Ach ja, er ist geschieden, hat eine Freundin, ebenfalls Personal Trainer, und will mit dem Kinderkriegen warten, obwohl seine Mamma ständig danach frage. Weil er eben modern sei, hahaha, da hat er wieder gelacht.

Lara hat auf dem Nachhauseweg nicht viel gesagt, nur, dass sie es mir hoch anrechnen würde, dass ich mitgekommen sei und dass sie nicht wirklich wisse, was sie da einen Sommer lang mit ihm geredet habe. Ich hätte fast gesagt, dass sie wohl nicht viel geredet haben, fand es dann aber etwas deplatziert.

Lara ist seit dem Nachmittag sehr anhänglich. Giovanni wurde nie wieder erwähnt. Und ich? Habe ihr eine Zimmerpflanze gekauft. Fand sie lustig. Was Giovanni kann, kann ich schon lange. Ausser vielleicht im Gym. Da bin ich nun zugegeben etwas öfter als sonst. Anscheinend steht Lara ja auf Muskelprotze. Oder vielleicht reicht es auch, wenn ich mal zum Barber zu gehen, statt mir mit meiner alten Maschine übers Kinn zu fräsen ...

So long,

Ben

Big Ben Avatar Bild
bild: watson
Big Ben ist ...
... Mitte 30 und lebt in einer WG. Sein Job ist in den Top 10 der Berufe, die Frauen sexy finden – je nach Umfrage. Er spielt Fussball, macht aber so gut wie nie ein Goal (weil Goalie), er hat viele Schwestern, sehr viele, und wurde logischerweise total verwöhnt, aber auch (viel zu früh) aufgeklärt. Er hasst Verkleidungspartys, aber wenn er müsste, würde er sich als Gandalf verkleiden. Ben ist Single und hat kein Interesse daran, dies zu ändern.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
88 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
slnstrm
01.11.2024 10:50registriert August 2023
"Der Typ ist so schön wie blöd"
Lieber Ben, jetzt kennst du ihr Beuteschema. Mach was draus... Allerdings nicht mit ihr. 😄
1058
Melden
Zum Kommentar
avatar
klar+deutlich
01.11.2024 11:26registriert Juni 2021
Mein Kunde hatte ein geschäftliches Treffen mit der Familia in der Schweiz. Ich gehe da als Bodyguard mit, offiziell "Personal Trainer". Eine gute Gelegenheit Bella Lara wieder zu treffen, mit der ging es damals richtig ab.

Da kommt die doch tatsächlich mit ihrem aktuellen Typ angetanzt. Etwas schlaff, könnte meine Tipps gut gebrauchen, aber der rafft das nicht. Sonst nur ödes Geplauder über die alten Zeiten, wie wenn mich das irgendwie interessieren würde. Das wird nichts mit der Lara, ich verschwende nur meine Zeit und wimmle die beiden möglichst schnell ab.
6811
Melden
Zum Kommentar
avatar
ursus3000
01.11.2024 10:14registriert Juni 2015
Ich mag Bier, das fragt nie, wie viele ich vorher gehabt habe
6014
Melden
Zum Kommentar
88
16-Jährige darf Geschlechtseintrag ohne Zustimmung der Eltern ändern

Ein Ehepaar ist wegen der Änderung des Geschlechtseintrags seiner 16-jährigen Tochter im Zivilstandsregister vergeblich ans Bundesgericht gelangt. Die Eltern erachten den zuständigen Beamten nicht für die Beurteilung der Urteilsfähigkeit der Teenagerin qualifiziert.

Zur Story