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Hallooo Zürich! Hallo Dating-Apps!

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bild: shutterstock / watson
Nina Jolie

Hallooo Zürich! Hallo Dating-Apps!

Haltet euch gut fest: Valentin ist passé, Basel auch und ich lebe seit kurzem in Zürich. Wer hätte das je gedacht? Um mich von all diesen Veränderungen ein wenig abzulenken, habe ich mich kopfüber in die Welt der Dating-Apps gestürzt und sage euch, welche was taugt.
24.03.2022, 10:0225.03.2022, 17:55
Nina Jolie
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Bei mir hat sich in sehr kurzer Zeit so einiges getan! Ich bin über die Bücher und in mich gegangen (nein, nicht so, wie ihr jetzt denkt), habe an meinem Schreibstil gefeilt und einen grossen Schritt gewagt: Ich bin trotz meinen Vorbehalten nach Zürich gezogen und wage einen Neustart.

Basel war mir dann doch zu langweilig und ländlich. Valentin habe ich hinter mir gelassen und ihn mit unseren Shibari-Seilen an die Johanniterbrücke gefesselt. Dort soll er sich mal gut überlegen, was er eigentlich will. Wieso ich ihn dorthin verbannt habe, davon vielleicht mehr ein andermal ...

Denn nun geht es erstmal wieder um mich. Ich kann es kaum erwarten, Zürich zu entdecken, und was eignet sich besser dazu, als in die Welt der Dating-Apps einzutauchen? In der «Metropole» Zürich scheint das ja fast zum guten Ton zu gehören.

Tinder – meine alte, lauwarme Flamme

Tinder, in den vier Jahren, seit ich dich kenne, bist du schlecht gealtert. Auf dir scheint es nur Menschen zu geben, die gerne klettern, Yoga und Skitouren machen. Oh, die Skitouren! Alle sind die Menschen hier grosse AbenteurerInnen – wenn sie nicht gerade tagein, tagaus in ihren Corporate Jobs vor ihrem PC sitzen. «Be the change you want to see in the world!», «ich will mal Kinder», «matchen und dann nicht schreiben – verstehe ich nicht!». Jedes Profil ein Abklatsch des nächsten.

Die Funktion «Heute Abend Zeit?» gefällt mir hingegen gut. Dort findest du Dates für den heutigen Abend. Mein einziger Anlauf damit endet aber so, dass einer mich direkt zu sich nach Hause bestellen will, ohne auch nur ein kurzes Treffen zuvor in der freien Wildbahn. Nein, danke. Wenigstens hat er sich erstaunlich respektvoll verabschiedet.

Da habe ich schon ganz anderes erlebt. «Hey, woher kommst du?», «Ich komme aus XY.» – uuund entmatcht. Wow. «Hey, was suchst du auf Tinder?», frage ich einen anderen. «Oh, so eine typische Frage einer Schweizerin», antwortet der sexy Australier. «Ich weiss meistens in etwa, was ich will», antworte ich. «Das hört sich schon jetzt viel zu kompliziert an!», sprach er, zagg und entmatcht!

Joy Club (aka Joyce) – Brechreiz und Dick Pics vorprogrammiert

Ist Tinder der Boomer unter den Apps, so ist Joy Club der, der früher auf dem Pausenhof verkloppt wurde. Heute fährt er ein protziges Auto, geht pumpen und grilliert am Wochenende mit seinen Kumpels bei übelster Techno-Musik auf der Chinawiese.

Auf Empfehlung eines Freundes schaue ich mich also in diesem «Club» um. Und meine Fresse, ich fühle mich in meine schlimmsten Swinger-Alpträume versetzt. Unaufgeforderte Dick Pics, platte, schleimige und einfach nur eklige Anfragen und davon vierzig pro Tag.

«Magsch du 3, 4, 5 Mal geleckt werden, bis du squirtest? Oder lieber min bd?»

Das fragt mich der selbsternannte «Gentleman alter Schule, der die Frau gerne verwöhnt». «bd» steht übrigens für «big dick», wie Google mir verriet. Ich lasse es mal darauf ankommen und antworte mit «...», er sogleich mit:

«Magsch du? Willsch ihn haben? Willst du meine devote Hure sein?»

Ich ziehe die Notbremse und antworte mit der vorgefertigten Absage: «Sorry, bei mir funkt es nicht. Viel Erfolg bei der weiteren Suche ...». Er lässt sich nicht unterkriegen: «Schade für dich! Wäre exclusiv» und beehrt mich mit einem Dick Pic, das ganz bestimmt nicht seinen Schwanz zeigt.

Nun gut, Männer und ungeprüfte Paare zahlen für einen Monat 33 Franken, um überhaupt Nachrichten schreiben zu können. Wieso also nicht aufs Ganze gehen? Apropos Paare: Sie bisexuell oder bi-interessiert, er hetero, sie sind «ein aufgeschlossenes Paar», das meiner Interpretation zufolge vor allem seinetwegen hier ist.

Feeld – so hip wie Tempelhofer-Fe(e)ld?

Sexy, sexier, feeld! Ich bin hin und weg. Auf Empfehlung einer Freundin (ich sass an einem Freitagabend einsam und horny zuhause) bin ich auf die Gratis-App Feeld gestossen. Die Menschen sind wahnsinnig gutaussehend, künstlerisch-kreativ tätig, oft poly, unverkrampft, viele queer. Mal mit echtem Namen und Gesicht, mal anonymer, aber bisher immer respektvoll, interessant und authentisch.

Neben einer Kurzbio kannst du auch deine sexuellen Wünsche angeben, etwa BDSM, Kissing, Massages, Kink, Singles, Paare. Hat Feeld das geschafft, was Joy im Sinn hatte? Ganz natürlich über sexuelle Vorlieben zu reden und dennoch respekt- und niveauvoll zu bleiben? Ich wage es zu hoffen – und halte euch auf dem Laufenden!

Bumble – bald brummt mir der Kopf

Die Streberin unter den Apps. Nebst Dates kannst du auch nach BFFs oder Bizz (Business-Kontakten) suchen. Sie wurde mir schon unzählige Male als die App empfohlen; sogar von meinem Therapeuten. «Wenn du matcht, muss die Frau zuerst schreiben! Sonst kann der Mann sie nicht kontaktieren», höre ich immer wieder als Argument. Das stimmt so aber gar nicht, denn man kann auch einfach Fotos kommentieren, Match und Geschlecht hin oder her. Wenn ihr dann mal chattet, kannst du im Vergleich zu Tinder auch Sprachnachrichten, Fotos oder Videos senden.

Und wenn wir schon bei Tinder sind: Im Vergleich sind bei Bumble die hübscheren Menschen. Sie sehen aber auch ein wenig so aus, als seien sie gerade einem Katalog entsprungen; zu aalglatt irgendwie.

Die Profile erinnern an die Freundschaftsbücher aus der Primarschule: Hobbys, das will ich mal werden, Sternzeichen, Kinderwunsch ... Etliche Fragen können beantwortet werden und die meisten machen rege davon Gebrauch. Spannend zum Herumstöbern, mir hat es aber zu viele Infos aufs Mal – und wieso sprechen hier eigentlich alle nur Englisch? Der Fantasie wird keinen Raum gelassen und mir mutet alles zu pragmatisch an. Vielleicht fühlt es sich so an, auf Paarship zu sein? Hat jemand von euch Erfahrungen damit? Anyone? Bitte einfach in die Kommentarspalte schreiben, danke!

Apps wie Sand am Meer (oder wie Dick Pics auf Joy Club)

Was gäb es nicht noch alles für andere Apps ... Hinge, auf der sich Expats tummeln, deren Audiodateien mich dahinschmelzen lassen, OK Cupid, die es schon seit 2004 gibt, Lovoo mit dem Motto «Meet. Greet. Heartbeat.» (ich fände ja passender «Meat. Great. Heartache.») und wie sie alle heissen. Der Nerv für noch mehr Rumgeswipe fehlt mir aber im Moment. Lieber konzentriere ich mich auf die paar heissen Matches, die ich jetzt schon habe ... Davon dann mehr nächste Woche!

Bevor es aber so weit ist: Auf welche Apps schwört ihr und wieso?

Süsse Grüsse,

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Ach, Tinder ... Manchmal bist du ja auch ein bisschen lustig, wie diese 23 Profile beweisen:

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23 der lustigsten Tinder-Profile, die du je gesehen hast
Swipe left, dann geht's los …
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«Unglaublich viele Leute in der Schweiz sind in offenen Beziehungen»

Video: watson/Melina Bokop, Emily Engkent
Ich bin Nina Jolie! Und ich bin ...
… 27 Jahre alt und leidenschaftliche Prokrastinations-Masturbatorin. Diese meditative Praktik habe ich erst spät im Leben entdeckt und darum noch viel Nachholbedarf, besonders dann, wenn eigentlich die Arbeit ruft. Ausserdem bin ich eine serielle Daterin. Alle zwei bis drei Monate glaube ich, endlich den Partner oder die Partnerin fürs Leben gefunden zu haben – bis die grosse Ernüchterung folgt. Ich schwöre mir, mal eine Pause einzulegen, finde mich dann aber unverzüglich wieder beim Swipen. Denn die Hoffnung stirbt zuletzt – und der Sextrieb sowieso. See you later, masturbator!
Nina Jolie, Ninajolie, Nina-Jolie
Et voilà, so oder so ähnlich würde ich als Illustration aussehen.bild: watson / julia neukomm
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274 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bort?
24.03.2022 10:16registriert Dezember 2018
Ich nutze sehr oft TWINT, tatsaechlich eine meiner Lieblingsapps...da sehr praktisch und absolut keine Dickpics.
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Blauaug
24.03.2022 10:25registriert Oktober 2018
Manchmal, in seltenen Momenten, stelle ich mir vor, wie’s mal wieder wäre Single zu sein. Dann lese ich diese Kolumne und weiss, es ist alles gut so wie es ist.
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Madame Purple
24.03.2022 10:20registriert Februar 2021
Wer auch immer jetzt für diese Nina schreibt, schreibt bedeutend besser. Danke!
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    Nie war Campen schöner: eine Ode an den GMC Motorhome
    Ganz eindeutig: Früher war #VanLife besser.

    Campervans, Wohnmobile ... sie haben durchaus ihren Reiz. Und einige bieten durchaus schöne und praktische Inneneinrichtungen an. Nur etwas bieten sie kaum: ein schönes Design. Etwa:

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