Wer nun denkt, dass hier ein Text kommt, in dem steht, dass Sandro bereits mit einer anderen rumgemacht hat, nachdem wir gerade so freesytle-mässig ein bisschen unsere Beziehung geöffnet haben, irrt sich. Und das, obwohl er dürfte. Und ich auch. Also knutschen. Ein bisschen fummeln. Keine Penetration. Und Tschüss.
Schliesslich haben wir es uns beide gewünscht. Und jetzt, da wir dürfen, ist es gar nicht mehr soooo spannend. Oder wir sind besagter Miss Right Now oder Mister Right Now noch nicht begegnet. Sollte er/sie kommen, werde ich berichten. Vielleicht. Haha.
Heute geht's aber um was anderes.
Heute geht es darum, dass ich neulich in Nils, meinen ersten Freund reingelaufen bin. In einer Stadt wie Zürich kein grosses Ding, dürfte man meinen. War es aber doch. Weil besagter Freund nach unserer Trennung ans andere Ende der Welt zog. Dazwischen war er mal da, mal dort, aber mehrheitlich war er sehr weit weg.
Jetzt ist Nils zurück. Und Banker/Broker/Whatever. Viel Stutz jedenfalls. Sieht man ihm an. Er hat aber nicht nur Geld, er hat auch eine Frau. Und drei Kinder.
Nils und ich trennten uns anno dazumal im verflixten siebten Jahr. Ich verliebte mich in einen anderen. Dann Schlammschlacht, viel später Sex mit dem Ex, man kennt's. Mehr dazu hier:
Unser Aufeinandertreffen ist maximal unromantisch. Im vollgestopften 2er-Tram stehe ich im Feierabendverkehr quasi unter seiner Achsel. Dass diese zu Nils gehört, schnalle ich nicht. Bis er irgendwann ganz fragend «Emma?» sagt.
Pha. Crazy. Er ist's wirklich.
Mir wird einerseits grad warm ums Herz. Dann fällt mir ein, dass Golf und Geld sein Leben sind. Und jetzt eben noch ein weiteres «G», für Goofen. Er sagt Goofen. Nicht ich.
Nils redet auf mich ein und alle hören zu. Was ich verstehe. Ich belausche schliesslich auch immer alle. Ob wir was trinken wollen, frage ich. Er kann nicht. Muss Goofen aus der Kita holen. Dann schnell zurück in die Neubauwohnung. 160 Quadratmeter. 5400 Stutz inklusive zwei Garagenplätze. «Jeden Franken wert.»
An Wochenenden steht Nils immer noch am liebsten auf dem Golfplatz. Nils strahlt, während er erzählt. Seine Frau hat ein Atelier. Da macht sie Taschen und Portemonnaies und Schlüsselanhänger. Mehr Hobby, sagt Nils. Finanziell muss sie gar nichts.
Im ersten Moment denke ich «geiles Leben». Im zweiten «geiles Leben, das ich auf keinen Fall leben will».
Die Goofen sind nur einen Tag in der Kita. Damit sich die Frau im Atelier ausleben kann. Sonst ist sie daheim. «Man muss ja keine Goofen haben, wenn man sie dann immer abschiebt.» Sie sei sowieso die geborene Mutter. Und Ehefrau. «Ihr Zopf, ihre Lasagne und ihr Filet im Teig, ich sage dir …!»
Nils sagt noch viel mehr. Wie erfolgreich er im Job ist. Dass er Angebote aus der ganzen Welt hat. Die Headhunter rufen wöchentlich an. Aktuell schaut er sich in Sachen Boot rum. Bis nächsten Sommer will er eines haben.
Ich bin, lange bevor das Tram an meiner Station hält, ausgestiegen.
Auf dem Heimweg überlege ich mir, dass das mein Leben hätte werden können. Golf-Gattin, Goofen-Mutter, Geld-Ausgeberin, Hobby-Bastlerin, gelobte Köchin.
Mir schnürt's alles zu.
Dann fällt mir auf, dass es Nils 7 Stationen geschafft hat, mir keine einzige Frage zu stellen. Was mich an meine Dating-Zeiten erinnert. Die ich notabene nicht vermisse.
Ziemlich erschöpft komme ich nach Hause. Sandro sitzt auf meiner Couch. Die, wie ich finde, depressive Musik, läuft ziemlich laut. Das Chuchichäschtli aus dem er ein Glas geholt hat, steht offen. Über seine Sneakers bin ich gestolpert und die Jeans, die er gegen Jogginghosen ausgetauscht hat, liegt auf dem Küchenboden (why?).
Er strahlt mich an, hüpft hoch, drückt mir einen fetten Kuss auf den Mund und sagt: «Ems, bevor ich dich frage, wie dein Tag war, lieber Uber Eats oder zum Inder gegenüber?»
Das ist das Leben, das ich leben will. Inklusive offenen Chuchichäschtli-Türen, Jeans auf dem Küchenboden und Sneakers, die er nicht dümmer platzieren könnte.
Über die Bartstoppeln im Brünneli und die Bierdosen, die immer noch (!) meinen und seinen Balkon zumüllen, reden wir ein anderes Mal. Oder nie. Weil Hand aufs Herz: Tausend mal lieber B wie Bierdosen auf dem B wie Balkon als ein Doppel-G wie geldgeiler Golfer.
Blöd ist, wenn dann die Person extra mit dir aussteigt, damit man weiterquatschen kann. Hab dann mal gesagt "sorry, mein maximum an sozialen Interaktionen ist für heute erreicht, ich muss alleine los" und bin davongerannt. Etwas später habe ich auf SocialMedia eine Nachricht erhalten ob ich eigentlich noch alle Latten am Zaun hätte. Antwort: "NEIN"
Ein Tipp an alle: Solche Typen sind einfach zu erkennen (Kleidung ist super wichtig, die Rolex muss zur Schau gestellt werden usw.) Solange solche Leute "angehimmelt" werden von M/F, solange macht das Schule hier und das blöde ist noch, die Pflanzen sich auch noch unkontrolliert fort.
Emma, lange Reden, kurzer Sinn: Richtige Entscheidung gemacht, bei so einem wärst du nie glücklich geworden :)