Wir stecken fest! In Sandros Midlife-Crisis!
Sandro hat's grad sehr genommen. Ich kann es nicht anders sagen. Muss ich auch nicht. Sandro sagt selber, dass es ihn genommen hat. Dass er tatsächlich tief in einer Midlife-Crisis oder was auch immer das ist, steckt.
Es äussert sich klassisch. Sandro weiss nicht, was er will. Ob er überhaupt will. Ob sein Job das Richtige ist oder er nicht doch Zoowärter werden soll. Kindergärtner fände er auch gut. Ein Lädeli, in dem er Kräuter vertickert, fände er auch prima.
Ein Leben im Ausland würde ihm auch gefallen. Warum nicht Tauchlehrer werden? Dass er weder ein Brevet noch die Passion für die Unterwasserwelt hat, findet er nicht schlimm. Was nicht ist, kann ja noch werden, sagt er.
Ich kann mit seinem Groove mitgehen. Bin ja selber auf der eher sprunghaften Seite des Lebens unterwegs. An die Grenzen stosse ich erst, als er mir eröffnet, dass er jetzt auch nicht weiss, ob das mit uns das Richtige ist.
Kartoffel oder Harley, ist das hier die Frage?
Also mol, doch, eine andere kann er sich schon nicht vorstellen, aber irgendwie findet er den Gedanken «bis dass der Tod uns scheidet» auch crazy. Und dann sind da ja auch noch die Gedanken, die um Kartoffeln kreisen, die sich halt auch nicht abstellen lassen.
Das verstehe ich sehr gut. Sollte mich Sandro verlassen, weil er doch noch Papi werden will, würde ich ihn ermutigen und ziehen lassen.
Vielleicht aber sind es doch nicht Kartoffeln, die ihm zum grossen Glück fehlen, sondern eine Harley Davidson, sagt er. Oder eine Hamsterzucht.
Vielleicht aber könnte er einfach aufhören zu rauchen. Wobei nein, das doch nicht.
In guten Momenten kann sich Sandro selber lustig über sich und seine Midlife-Crisis machen. Dann kreist das Gedankenkarussell wieder und er stellt alles in Frage.
Ich glaub, ich werde hier gerade verlassen!
«Ems, sollten wir vielleicht eine Pause machen?», fragt er.
Ich glaube nicht an Pausen. «Wenigstens Ferien in den eigenen Wohnungen machen?», schlägt er vor. Keine Sich-sehen-Sperre. Nur etwas Raum und Luft für einen hoffentlich klareren Kopf.
Eine gute Idee, finde ich.
Dann packt Sandro sein Rucksäckli. Derweil packt mich die Krise.
Ist das der Anfang vom Ende? Nicht, oder?
Ich stehe im Türrahmen und weine. Sandro wischt mir die Tränen weg. «Alles wird gut, Ems.» In diesem Leben, sagt er, sei ich Gewinnerin. «Ohne mich vielleicht die noch grössere.»
Bullshit.
Ich kann mir ein Leben ohne Sandro nicht vorstellen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er es sich vorstellen kann.
Sicher nur eine Midlife-Crisis und bald alles wieder gut.
Muss doch.
Wird schon.
Dann fällt die Türe hinter ihm ins Schloss. In meinem Kopf stimmen die Fantas «Sie ist weg» an. Der Kopf ersetzt «sie» durch «er».
Alles scheisse. Ausser der Song. Und Smudo.
*Ein bisschen Spass, ihr wisst schon …!