Mit Valentina lief es lange gut. Sehr gut sogar. Das Schwimmen, nun, darüber müssen wir nicht reden. Dieses Vorhaben ist, wie man so schön sagt, ins Wasser gefallen. (Höhö.) Sie schätzte meine Bemühungen von Anfang an nicht in einem Ausmass, das ich angemessen fand, und wer nicht lernen will, dem soll nicht gelehrt werden. Ausserdem wird es langsam kalt.
Dass es so gut lief, hat, so bin ich überzeugt, damit zu tun, dass die ganze Sache auf nichts hinauslaufen musste. Sie wollte nichts Ernstes, Richtiges, Festes. Und ich will nie etwas Ernstes, Richtiges, Festes. Es ist die ideale Voraussetzung. Ein perfektes Zusammenspiel. A match made in heaven! Oder so. Jedenfalls war ich schon lange nicht mehr so entspannt mit einer Frau. Was ich wirklich erstaunlich finde. Valentina nervte mich so gut wie nie. Wir sahen uns zweimal die Woche, mindestens, manchmal auch mehr, und ich fand das immer okay.
Es ging auch nicht «nur» um Sex. Einfach, dass das mal gesagt ist. Wir waren schon zweimal im Kino. Einmal sahen wir den überhypten Barbie-Film und einmal einen Indie-Quatsch, der ein Geheimtipp sein soll, aber so wirr, dass wir ihn beide nicht verstanden. Wir spielten auch mal Tischtennis, bestellten zweimal Pizza und schauten viele Trailer und mehrere erste Folgen von Netflix-Serien.
Wir sind die meiste Zeit bei mir. Fast nie bei ihr. Sie wohnt in einer WG mit fünf anderen Leuten. Ein Bad. Das ist nur anstrengend. Und vor allem liegt die Wohnung nicht zentral. Es macht null Sinn, bei ihr zu sein. Ich fand das immer gut, dass wir bei mir waren. Bis es diese Woche anfing, zu viel zu werden. Nicht mit dem «bei mir Sein», aber mir dem «Dinge bei mir Lassen».
Schon ziemlich früh war da eine Zahnbürste. Grün und ungewöhnlich kurz. Fand ich okay. Alle müssen Zähne putzen und niemand mag Mundgeruch. Beim nächsten Mal lagen im Badezimmer drei Haargummis, keine Ahnung, warum eine Frau drei Haargummis aufs Mal braucht, aber auch hier, gar kein Problem, Haargummis kamen in den Badezimmerschrank.
Vor drei Tagen hatte ich dann zwei Packungen OB neben den Haargummis, grüne und gelbe, daneben eine Gesichtscreme.
Natürlich haben schon andere Frauen Dinge bei mir vergessen. Aber Valentina hat nichts «vergessen», sie hat alles absichtlich deponiert. Es ist ja auch nicht der Platz, den sie beansprucht, der mich stört, sondern, dass sie nun auch immer hier ist, wenn sie nicht hier ist. Weil ihre Sachen hier sind. Weil Sachen hier sind, die ohne sie nie hier wären.
Nun gibt es drei Möglichkeiten: Ich werfe alles weg. Ausser die Zahnbürste. Was nicht besonders nett ist. Aber sie hat mich auch nie gefragt, ob sie die Dinge hier lassen kann.
Oder ich spreche sie darauf an. Aber dann müsste ich eine Diskussion über alles führen. Solche Diskussionen hasse ich.
Dritte Möglichkeit: Ich ignoriere die Sachen weg. Wenn ich genug lange so tu, als wären sie gar nicht hier, glaubt mein Hirn vielleicht irgendwann, dass sie gar nicht hier sind. Oder dass sie mir sind. (Ein Reim, Leute. Nur für euch.)
Vielleicht habt ihr Tipps. Vermutlich nicht. Vermutlich sagt ihr alle, ist doch völlig okay, ist doch schön, wir sind ja alles nur Menschen, blabla, aber darum geht es nicht. Es geht um mein Revier. Und die subtile Bedrohung davon!
So long,
Ben
wydy
Wenn du dir Sorgen machst, ob das auf eine schleichende Beziehung hinausläuft, keine Sorge. Die habt ihr nämlich schon längstens. Ihr habt nur Angst es zu zugeben, weil es dann "ernst" ist.
Atavar
Deshalb habe ich im Büro eine Blackroll, aber würde mein Büro niemals als meine Wohnung missinterpretieren.
Ben ist halt 17...
DonSamotti