Das Göttikind, ein lustiger Junge, knapp vier, hat kürzlich eine gute Frage gestellt. Also, er stellt mitunter gute Fragen, zum Beispiel: «Warum dürfen Hunde im Freien kacken, aber wir (also er) nicht? Könnte man ja auch mit einem Säckli aufnehmen.» – «Warum klettern Erwachsene nicht ständig auf Dinge?» – «Warum haben Männer mit dicken Bäuchen keine Babys drin, also, wie weiss man, dass da sicher keins drin ist, wenn man nicht nachgeschaut oder zumindest gefragt hat?»
Kürzlich fragte er, warum sich immer zwei Menschen zusammentun. Also, warum hat er ein Mami und ein Papi, so wie die meisten Kinder auch? Warum immer dieses Zweierding? Warum tun wir uns als Paar zusammen? That's my boy, dachte ich, obwohl ich natürlich froh bin, dass er nach ein paar Stunden im Zoo eben nicht «my boy», sondern der Sohn meines besten Freundes ist.
Und nun zu euch, liebe Community: Warum seid ihr so eingeschossen auf das Zweierding? Und noch viel wichtiger, weil mich das manchmal irritiert, manchmal ärgert, meist kaltlässt, aber dann eben doch verwundert, warum werde ich ständig als infantil betitelt, nur weil ich keine Beziehung will und meine sexuellen Beziehungen mit Frauen, seien dies Affären, Friends-Plus-Geschichten, you name it, weil ich diese Verbindungen immer wieder, wegen unterschiedlicher Gründe, auflöse? Was stört euch so sehr daran, dass jemand keine Beziehung will, also so, wie wir Beziehung allgemein definieren, mit Monogamie, den Eltern-Vorstellen, Händchen halten, Dinge sagen wie «wir mögen Tomaten nicht» oder «meine bessere Hälfte»? Warum ist es kindisch, wenn man keine klassische Zweierkiste will?
Ich sage hier nicht, dass wir polygam sein sollen. Oder dass alle Single sein sollen. Was ich sage: Soll doch jeder und jede, wie er oder sie will!
Warum wird der Wunsch nach einer Beziehung so ernst genommen, der Wunsch, keine zu haben, aber für «nicht richtig» oder zumindest «nur vorübergehend» angesehen? Zugegeben, als Mann wird einem selten unterstellt, dass man sich «in Wahrheit eigentlich schon binden will». Das ist bei Frauen krasser. Was mir Hanna erzählt, ist teilweise haarsträubend. Okay, sie sagt auch nicht wie ich, dass sie keine Beziehung will. Aber ihr wird unterstellt, dass sie als Single unglücklich ist. Ich wurde auch mal gefragt, ob sie «einen Schuss ab» hat, dass sie so lange schon alleine sei. Hat sie nicht! Sie will einfach nicht mit einem Idioten ihre Zeit vergeuden. Das wird mir als Mann erspart. Alle denken, der tobt sich halt aus. Man denkt, dass ich mich dann schon noch ändere. Oder wie ihr es nennt: Dass ich dann schon noch erwachsen werde. Und das ist genauso ein Trugschluss, wie dass man denkt, dass Singlefrauen unglücklich sind.
Sind wir ehrlich: Es gibt so viele beschissene Beziehungen! Paare, die ständig streiten, auch wenn sie mit anderen Leuten am Tisch sitzen und es so für alle unangenehm machen. Oder Beziehungen, in denen einer von beiden den anderen schlecht behandelt? Es wird gelogen und betrogen, was das Zeug hält. Man kämpft gegen Langeweile und Sexflaute. Gibt ein Vermögen für die Paartherapeutin aus. Zahlt Alimente und Scheidungsgelder. Ist das zu wollen wirklich erwachsener?
Wenn es das Nonplusultra wäre, warum leiden dann so viele unter dem Konstrukt? Weil sie nicht bekommen, wen sie wollen? Weil sie sich einsam fühlen, obwohl sie in einer Beziehung sind? Weil sie auf allen Apps verzweifelt nach dem richtigen Match suchen?
Man kann mir doch nicht sagen, dass das Suchen und Haben der Zweierkiste so viel erfüllender ist, wie wenn man beides gleich sein lässt? Und natürlich kann man auch verletzt werden, wenn man per se Single bleiben will. Finde ich es toll, wenn man mir Dinge wie eine ernsthafte Beziehung mit Heiratsabsichten verschweigt? Nein. Finde ich es zuweilen schade, wenn Verbindungen gekappt werden? Klar. Aber das heisst doch nicht, dass ich mir insgeheim ein klassisches Zweierding wünsche. Das hat doch nichts miteinander zu tun.
So. Habe fertig.
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So long,
Ben