Am vergangenen Samstag, dem 9. August, versammelten sich knapp 4000 Männer im bayrischen Dorf Emskirchen. Sie tranken, standen in der Sonne, stimmten Gesänge an. Und sie waren alle wegen derselben Person da. Wegen Rainer Winkler, dem Drachenlord. Doch sie sind nicht etwa seine Fans, sie sind seine Hater.
Rainer Winkler ist heute 36 Jahre alt. Im Jahr 2011 publizierte er sein erstes Video auf YouTube unter dem Nutzernamen «Drachenlord1510». Erst erfolglos, doch er gab nicht auf.
Er filmte sich in seinem Alltag, beim Essen, beim Gamen oder beim Hören von Heavy-Metal-Alben. Plötzlich begannen seine Videos zu provozieren, in Chatforen wurde über sie diskutiert, die Leute wurden neugierig.
Doch anstatt Fans, die ihn bewunderten, hatte Rainer Winkler eine Community voller Hater, die ihn auslachten und verabscheuten. Menschen, die ihn auf Schritt und Tritt durch Internetforen und untereinander gegründete Chats verfolgten.
Sie wussten immer, wo er ist, was ihn zur Weissglut brachte, und was sie sagen müssen, um ihn zu provozieren. 200'000 Leute folgten dem Drachenlord zu seinem Höhepunkt auf YouTube, Winkler verdiente damit sein Geld.
Der Inhalt der Videos: der Hass, den er jeden Tag erlebte, und er selbst, wie er ausrastete oder herumschrie. Gleichzeitig: die Hater in Chats und Livestreams, die ihn weiter provozierten.
Ein Hin und Her, Winkler rastete in den Streams und Videos aus, die Hater eckten noch härter damit an, was Winkler noch wütender machte. Und so weiter und so fort.
Aussagen von Winkler, wie zum Beispiel Holocaust-Verharmlosung oder schwulenfeindliche Kommentare, waren nur noch weiteres Öl, das ins Feuer gegossen wurde.
Der Kampf zwischen Winkler und seinen Hatern eskalierte immer weiter. Bis die vermeintlichen Fans nach Emskirchen reisten, wo Winkler lebte.
Seinem Haus gaben sie den Namen Drachenschanze, inspiriert von Winklers Online-Namen Drachenlord. Sie tranken vor seinem Garten, schrien herum, provozierten ihn, bis er wütend aus dem Haus stürmte und sie bedrohte. Dass die Polizei zur Drachenschanze ausrückte, wurde zur Tagesordnung.
Bis Winkler das bayrische Dorf verliess. Sein Haus wurde verkauft und abgerissen. Der Drachenlord verschwand. Aus Emskirchen und aus dem Internet.
Im August 2018 versammelten sich die Hater des Drachenlords das erste Mal zum sogenannten Schanzenfest. Sie trafen sich in Emskirchen, tranken und versuchten, Winkler zu provozieren.
Am vergangenen Samstag fand ein weiteres Schanzenfest statt. 4000 junge Männer reisten in den ehemaligen Wohnort des Drachenlords. Sie versammelten sich auf dem Parkplatz vor dem örtlichen Supermarkt, tranken, schrien «Baut die Schanze auf!» und zündeten im nahe gelegenen Wald Rauchpetarden. Am Nachmittag gingen sie weiter, das Ziel: die Drachenschanze, also der Ort, an dem das Haus des Drachenlords einst stand.
Die 4000 jungen Männer haben die Drachenschanze nie erreicht. Die Polizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort und verhinderte den Fussmarsch zur Drachenschanze. Wie aus einer Medienmitteilung hervorgeht, wurde eine Person festgenommen und es kam zu Sachbeschädigungen. Ansonsten sei das Schanzenfest friedlich geblieben. Am späteren Nachmittag habe sich die Versammlung grösstenteils wieder aufgelöst, wie die Augsburger Allgemeine schreibt.
Wieso genau ein weiteres Schanzenfest stattfand und weshalb am 9. August, ist nicht bekannt.
Wo Rainer Winkler heute ist, weiss man nicht. Als er sich aus dem Internet zurückzog und das bayrische Dorf verliess, wurde gemunkelt, dass er obdachlos sei. Belegen konnte dies nie jemand. Somit bleiben vom Drachenlord lediglich seine Hater übrig, er selbst ist verschwunden.
Erstmal zwei Korrekturen: Unter den Vögeln die jetzt da waren, war kein einziger richtiger Haider. Die die da waren, waren zu Zeiten des Games alle knapp aus den Windeln und sind richtige Level 0er die den Reini nur aus DiggDogg Memes kennen. Das war eine mehr als sinnbefreite Aktion.
Die zweite Korrektur, Reini ist nicht verschwunden. Der sitzt in Zobes im Monteurszimmer von Uwe und erfindet fleissig übersexualisierte Phantasiemonster für sein Phantasieuniversum.
Des Weiteren sollte er ignoriert werden solange er den Kopf unten hält und keine Berichterstattung stattfinden.
Rainer ist wieder im Internet aktiv und hat mittlerweile sein eigenes Universum erfunden.
Dort labert er über Lustschleime und führt eine Art Bestiarium, resp wie sich die Bewohner des "Uniwässums" paaren.
Mag mich an die Anfänge erinnern, als Drachenlord zum ersten Mal auf Lachschon aufploppte. Die Seite musste dann später den Betrieb einstellen, wobei der Nachfolger bis anhin eher beschauliche Nutzerzahlen aufweist.
Aber eben...
Anfangs wars lustig, aber nach der dritten, vierten Eskalation irgendwann zu viel. Der Mob hat schliesslich nie genug.