Netflix reitet immer noch auf der Hype-Welle rund um den interaktiven «Black Mirror»-Film «Bandersnatch», welchen sie Ende Dezember veröffentlich haben. Doch jetzt ziehen düstere Wolken am Streaming-Horizont auf, denn wie Variety berichtet, wurde beim US-amerikanischen Bundesgericht eine Klage wegen dieses Films eingereicht.
Kläger ist der amerikanische Buchverlag Chooseco LLC. Dieser verlegt die Buchreihe «Choose your own adventure» und ist ziemlich sauer, weil Netflix exakt diesen Satz mehrmals im Film «Bandersnatch» verwendet.
Vor allem die Wahrnehmung seiner Marke sieht Chooseco negativ beeinflusst. Denn während die Bücher ein junges Zielpublikum haben und deswegen kindergerecht gehalten sind, ist der «Black Mirror»-Film das pure Gegenteil. Die Darstellung von Drogen, Gewalt und Tod in Zusammenhang mit jenem Satz werfe ein negatives Bild auf die Buchreihe, heisst es in der Anklageschrift.
Dabei hebt Chooseco vor allem eine Szene zu Beginn des Filmes hervor. Darin erklärt der Hauptcharakter seinem Vater, dass sein Game auf einem Buch basiere. Als der Vater nachhakt, erklärt der Hauptcharakter im englischen Original: «It's a choose your adventure book».
Auch wirft Chooseco Netflix vor, dass man den Nostalgiefaktor der Bücher bewusst ausgenutzt habe. In den 80er- und 90er-Jahren waren die «Choose your own adventure»-Bücher äusserst populär – 265 Millionen Exemplare wurden in dieser Zeit verkauft.
Angeblich hatte Netflix in den vergangenen Jahren mit Chooseco über eine Nutzungslizenz für den Satz «Choose your own adventure» verhandelt. Zu einer Einigung sei es aber nie gekommen. Dass Netflix diesen Satz nun in einer so verstörenden Geschichte verwende, wirke sich schlecht auf die Verkäufe und zukünftige Lizenzdeals aus. Dafür soll Netflix nun 25 Millionen Dollar Schadenersatz bezahlen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Chooseco eine grosse Firma wegen der Nutzung dieses Satzes verklagt hatte. 2007 klopfte der kleine Verlag beim Autokonzern Daimler Chrysler an, als dieser seinen neuen Jeep mit dem Slogan «Choose your own adventure» bewarb. Die beiden Firmen einigten sich damals allerdings aussergerichtlich. (pls)