Der schweizerdeutsche Spielfilm «Drii Winter» von Michael Koch und der Dokumentarfilm über Stuntfrauen «Cascadeuses» von Elena Avdijas gewinnen am Schweizer Filmpreis je einen Quartz in den Hauptkategorien bester Spielfilm und bester Dokumentarfilm. Ursula Meiers «La Ligne» gewinnt drei Preise: Bestes Drehbuch, beste Darstellerin und beste Nebendarstellerin.
Schweizer Filmkritikerinnen und Filmkritiker haben «Drii Winter» zum besten Schweizer Film 2023 gekürt. «Es ist total bewegend», sagte Regisseur Michael Koch an der Preisverleihung. «Ich bin sehr stolz, dieses Jahr den Preis entgegenzunehmen. Auch die anderen vier nominierten Filme hätten einen Preis verdient», fügte Produzent Christof Neracher an.
Das Drama «Drii Winter» erzählt auf Schweizerdeutsch die Liebesgeschichte von Anna und Marco in einem Bergdorf im Kanton Uri. Marco leidet an einem Hirntumor, der ihn zunehmend die Kontrolle über sich selbst verlieren lässt. Spannungen mit den Dorfbewohnern und in der Beziehung zu Anna sind die Folge. Nominiert war «Drii Winter» auch in fünf weiteren Kategorien, der Hauptpreis bleibt aber die einzige Auszeichnung.
Der besten Dokumentarfilm, «Cascadeuses» der Lausannerin Elena Avdija, erzählt die Geschichten der drei Stuntfrauen Virginie, Petra und Estelle. «Dokumentarfilme legen den Finger an Stellen, an denen es weh tut», sagte der Direktor der europäischen Filmakademie, Matthijs Wouter Knol, der den Preis übergab.
Cascadeuses sei nicht nur ein spektakulärer Film über ein spezielles Metier, hiess es an der Preisverleihung, sondern auch eine Reflexion über die Repräsentation von Frauen. Anders als Stuntmänner, die in Filmen meist Actionrollen übernähmen, spielten Stuntfauen in der Regel Opfer, die Gewalt erführen.
Der Film über weibliche Gewalt «La Ligne» von der französisch-schweizerischen Regisseurin Ursula Meier erhielt mit drei Preisen die meisten Auszeichnungen. Die Schauspielerin Stéphanie Blanchoud wurde für ihre Rolle in «La Ligne» mit dem Preis für die beste Darstellerin ausgezeichnet. Die 14-jährige Elli Spagnolo aus Lausanne wurde zur besten Nebendarstellerin gekürt.
Den Preis für den besten Darsteller gewann der Berner Schauspieler Manfred Liechti, der den Amokläufer von Biel in «Peter K. - Alleine gegen den Staat» verkörpert.
Der im Wallis gedrehte Film «Foudre» von Carmen Jaquier geht mit dem Preis für die beste Musik und den besten Ton nach Hause. Der Preis für die beste Kamera geht an «Unrueh» von Cyril Schäublin.
Der Dokumentarfilm «Je suis noires» von Rachel M'Bon und Juliana Fanjul, der den Rassismus in der Schweiz dekonstruiert, gewann den Preis für den besten Kurzfilm. In diesem Film sprechen schwarze Schweizerinnen über ihre Erfahrungen mit strukturellem Rassismus. «Heute bin ich schwarz und sichtbar», sagte M'Bon bei der Preisübergabe. Der Preis stehe dafür, dass wir alle Menschen sind.
Der Preis für den besten Animationsfilm ging an «The record» von Jonathan Laskar. Im Film schenkt ein Reisender einem Antiquitätenhändler eine magische Vinylplatte.
Bundespräsident Alain Berset hat den Ehrenpreis des Schweizer Films Ruth Waldburger übergeben. «Ich danke ihnen wärmstens. Auch persönlich», sagte Berset zu Waldburger. Diese nahm den Preis in Tränen entgegen.
Der Schweizer Filmpreis wird seit 1998 vom Bundesamt für Kultur (BAK) verliehen. Die Preise in den Hauptkategorien Bester Spielfilm und Bester Dokumentarfilm sind mit je 25'000 Franken dotiert. (sda)