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3 Filme, auf die wir noch länger gewartet haben als auf «James Bond 25»

Drei Filme, auf die wir noch länger gewartet haben, als auf «James Bond 25»

22.01.2021, 19:5724.01.2021, 10:53
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«James Bond»-Fans wurden am Freitagmorgen mit einer unschönen Nachricht geweckt: «Keine Zeit zu sterben» wurde erneut verschoben – und zwar beinahe um ein halbes Jahr. Damit erscheint der Film beinahe zwei Jahre später als ursprünglich geplant.

Und erneut heisst es für «James Bond»:

Bild
Bild: watson

Doch auch wenn das kaum ein Trost für die Fans sein dürfte: Die Filmgeschichte zeigt, dass es auch ohne Pandemie möglich ist, dass Fans jahrelang auf einen angekündigten Film warten. Wir haben drei Beispiele für euch, gegen die die «James Bond»-Verspätung nicht der Rede wert ist.

«Mad Max: Fury Road»

aka.«Mad Max: Neverending Road»

Mad Max: Fury Road
Bild: Warner Bros.

«Mad Max»-Erfinder George Miller sprach erstmals 1998 über einen vierten Teil. Zumindest sagte er, er habe eine erste Idee, die nun ausgearbeitet würde. Doch das Projekt schritt nur harzig voran und als schliesslich der 11. September 2001 die Welt erschütterte, bedeutete dies das vorläufige Aus für «Mad Max 4».

epa05300107 President of the Jury, Australian director George Miller (R) and Danish actor Mads Mikkelsen (L) arrive for the screening of 'Cafe Society' and the Opening Ceremony of the 69th a ...
George Miller.Bild: EPA/EPA

2003 dann plötzlich gute Nachrichten für «Mad Max»-Fans: Der Film war nicht nur wieder ein Thema, sondern die Produktion sogar schon weit fortgeschritten: Es gab ein Budget (100 Millionen US-Dollar) und auch Drehtermine und Drehorte standen fest.

Doch erneut wurde dem Vorhaben von aussen Steine in den Weg gelegt: Einige Länder, darunter auch die USA, hatten die Einreise- und Schifffahrtsbedingungen für Namibia verschärft. Dumm natürlich, wenn man dort einen Blockbuster drehen möchte, der mit seiner komplexen Logistik und grossen Crew auf verlässliche Einreise- und Schifffahrtsbedingungen angewiesen ist.

Spätestens als George W. Bush dann den Befehl gab, in den Irak einzumarschieren, wurde «Mad Max 4» erneut auf Eis gelegt. Warner Bros war die Thematik des Films in Anbetracht eines Irakkrieges schlicht zu heikel. Die erneute Verzögerung hatte zur Folge, dass Mel Gibson keinen Bock mehr hatte und ausstieg.

Mad Max
Das offizielle Poster.Bild: Warner Bros. Pictures Germany

Fünf Jahre später, wir sind mittlerweile beim dritten Anlauf, war nicht nur ein neuer Hauptdarsteller, sondern auch ein neuer Drehort gefunden. George Miller besann sich seiner Wurzeln und wollte den Film nun in Australien drehen. Da gab es nicht nur massenhaft Sand und Sonne, sondern weder Kriege noch politische Restriktionen.

Blöd nur, dass Mutter Natur ausnahmsweise andere Pläne für Australien hatte und es wochenlang Regnen liess. Statt einer braunen Wüste traf die Crew in Australien ein farbenfrohes Blumenmeer an. Was die örtlichen Botaniker*innen sicher gefreut haben dürfte, verzögerte die Produktion erneut.

Miller liess die ganzen Dreharbeiten erneut nach Namibia versetzen. Was im ersten Moment irre klingt, hat sich schlussendlich ausgezahlt: Im Juli 2012 fiel endlich die erste Filmklappe. Das Ergebnis daraus konnten wir drei Jahre später im Kino bestaunen. Seither warten Fans auf das angekündigte «Max Max: Fury Road 2».

«Deadpool»

aka.«Deadfilm»

Deadpool
Bild: 20th Century Fox

Niemand will einen «Deadpool»-Film sehen. So die Meinung von 20th Century Fox. Das Studio war zu dieser Zeit, also etwa um 2008, noch nicht von Disney verschlungen worden und hätte durchaus einen «Deadpool»-Film produzieren können. Fox hatte die Rechte, das Geld und vor allem musste es sich nicht an familienkonforme Inhalte halten.

Mit «X-Men» hatte man schon ein erfolgreiches Superhelden-Franchise aufgebaut (Superheldinnen waren damals noch ein No-Go) und die Marvel Studios waren noch nicht wirklich eine Konkurrenz. Immerhin erklärte sich 20th Century Fox bereit, «Deadpool» eine kleine Chance zu geben: In «X-Men Origins: Wolverine» war der Antiheld zu sehen. Die Filmemacher porträtierten den Kultcharakter allerdings als typischen 0815-Bösewicht, der mit zugenähtem Mund (welch Ironie!) und laserschiessenden Blick für Entsetzen bei den Fans sorgte.

Deadpool aus X-Men Origins: Wolverine
Nicht der Deadpool, den Fans wollten: Ryan Reynolds verkörperte den Antihelden erstmals 2009 in «X-Men Origins: Wolverine».Bild: 20th Century Fox

Die negativen Reaktionen der Fans beflügelten das Studio nur in seiner Meinung, dass Deadpool kein Kinopotenzial hat. Dass es den Film heutzutage doch gibt, haben wir mehr oder weniger Schauspieler Ryan Reynolds zu verdanken. Der Star weibelte jahrelang für einen «Deadpool»-Film, obwohl die Hürden unüberwindbar schienen. Dazu gehörte, dass Fox Reynolds nicht genug Starpower zumutete. Tatsächlich hatte Reynolds mit seinen Rollen in «X-Men Origins: Wolverine», «Blade: Trinity», «R.I.P.D.» und «Green Lantern» sein Händchen für schlechte Filme bewiesen.

Doch Reynolds wurde auch von einem Drehbuch beflügelt, dass von den damals eher unbekannten Autoren Rhett Reese und Paul Wernick stammte. Die beiden hatten als Schreiberlinge mit «Zombieland» gezeigt, dass sie es verstanden, Drehbücher für Erwachsene mit massig schwarzem Humor zu verfassen.

Ihr wisst schon, «Zombieland». Der Film, aus dem dieses bekannte GIF kommt:

Animiertes GIFGIF abspielen
Bild: Sony Pictures

Mit ihrem Drehbuch wollten sie endlich eine Vorlage für einen richtigen Deadpool-Film liefern: politisch unkorrekt mit viel schwarzem Humor und blutig. Der Chefetage bei Fox dürften beim Pitch des Scripts wohl die Haare zu Berge gestanden sein. Für sie kam so ein Film nicht infrage. Niemand werde sich so etwas anschauen, so die allgemeine Meinung. Reynolds sagte einmal später über diese Zeit:

«Es gab eine Zeit, in der ich dachte: Ich sollte [Deadpool] einfach loslassen. Es war so was wie die schlimmste Beziehung, die ich je hatte. Es war on-off, on-off, versteht ihr?»

Doch selbst dann gab Reynolds nicht auf. Zusammen mit dem Regie-Neuling Frank Miller produzierte er eine Sequenz aus dem Script, um Fox zu zeigen, wie grossartig ein «Deadpool»-Film aussehen könnte. Hat es etwas gebracht? Nein. «Deadpool» wurde weiterhin als zu grosses Risiko eingestuft. Auch die Fans, die über Jahre immer wieder mit neuen Gerüchten über einen Film bei der Stange gehalten wurden, dürften an dieser Stelle wohl aufgegeben haben.

Und dann tauchte 2014 plötzlich dieser Clip im Netz auf:

Wie der eigentlich nicht für die Öffentlichkeit gedachte Clip ins Netz kam, war damals unklar. Heute ist es ein offenes Geheimnis, wer den Clip geleaked haben dürfte: Reynolds sagte in der «Tonight Show» von Jimmy Fallon, er sei sich zu 70 Prozent sicher, dass er den Clip nicht habe durchsickern lassen.

FILE - This Oct. 3, 2019 file photo shows Ryan Reynolds at New York Comic Con. Stay-at-home orders, traveling fears and the cancellation of sporting events, concerts and theme parks have forced the Ma ...
Ryan Reynolds ist auch privat ziemlich schwarzhumorig unterwegs.Bild: AP

Was nach dem Leak passierte, ist Filmgeschichte: Die Fans drehten durch (im positiven Sinne), die einschlägigen Medien drehten auch durch (auch im positiven Sinne) und der Chefetage bei 20th Century Fox ging ein Licht auf: Womöglich ist ein «Deadpool»-Film doch nicht eine so blöde Idee. Der Film bekam grünes Licht und ein – für Hollywoodverhältnisse – Minibudget von 65 Millionen US-Dollar. Doch selbst dann hatte man bei Fox noch solchen Bammel, dass das Budget kurz vor Drehstart um sieben Millionen gekürzt wurde – wodurch das Drehbuch gestrafft werden musste.

Wie sehr sich die Fox-Chefetage geirrt hatte, zeigte sich 2016: Mit einem Einspielergebnis von fast 800 Millionen Dollar pulverisierte «Deadpool» nicht nur jeden «X-Men»-Film in Sachen Box Office, sondern übertrumpfte auch den einen oder anderen Marvel-Film aus dem inzwischen dominierenden Marvel Cinematic Universe.

Deadpool
Eines der vielen amüsanten, offiziellen Poster zum Film.Bild: 20th Century Fox

«Deadpools» Erfolg haben wir übrigens zu verdanken, dass Hollywood nun plötzlich viel offener für R-Rating-Filme ist. Davon unmittelbar profitiert hat unter anderem das «Es»-Remake, bei dem Warner Bros. lange eine Freigabe ab 12 Jahren verlangt hatte.

«The Other Side of the Wind»

aka.«The Other Side of a Smooth Hollywood Production»

John Huston in The other side of the wind
Schauspieler Josh Huston spielt in «The Other Side of the Wind» die Hauptrolle.Bild: Netflix

Orson Welles hat mit «Citizen Kane» Filmgeschichte geschrieben. Alle, die sich vertieft mit Filmen beschäftigen, wissen das. Allerdings hat Welles auch noch in einem anderen Bereich (unfreiwillig) einen Meilenstein gesetzt – auch wenn er das nicht mehr miterlebt hat. 2018 feierte Welles Film «The Other Side of the Wind» am Venice Film Festival Premiere. Welles selbst war an der Vorstellung nicht anwesend, immerhin ist der Gute seit über 35 Jahren tot.

Dennoch hat Welles natürlich an «The Other Side of the Wind» mitgearbeitet, denn die Entstehungsgeschichte reicht zurück bis ins Jahr 1961. Aus diesem Jahr stammt der erste Bericht, in welchem der Regisseur den Film erwähnte. Fünf Jahre später sammelte Welles schliesslich Geld, um mit den Dreharbeiten loslegen zu können. Was dann folgte, war eine Odyssee, wie sie sich wohl nicht einmal Welles hätte ausdenken können.

In this May 8, 1966 file photo actress Macha Meril peers into the lens of the camera as she is filmed by Orson Welles during the garden party of the Cannes Film Festival at the Mandelieu Golf Club. (A ...
Orson Welles hantiert am Cannes Film Festival von 1966 mit einer Kamera.Bild: AP

Bereits kurz nach dem Start des Drehs im Jahr 1970 hatte Welles mit Finanzierungsproblemen zu kämpfen. Seinem Produktionsstudio ging in den folgenden Jahren immer wieder das Geld aus, wodurch der Film bis 1976 mehr oder weniger im Stop-and-Go-Verfahren gedreht wurde. Zweimal musste die Produktion sogar für längere Zeit pausieren. Auch sonst war die Produktion chaotisch. Neubesetzungen, Verlagerung der Drehorte und auch die Art und Weise wie Welles drehte, war eher unkonventionell. Später sollten Filmkritiker den Film unter anderem als Collage aus verschiedenen handwerklichen und visuellen Stilen bezeichnen.

Obwohl der Film 1976 im Kasten war, schaffte es Welles bis zu seinem Tod 1985 nicht, ihn zu vollenden. Nebst einem grossen Teil des Schnitts fehlte auch die komplette Filmmusik. Nach Welles' Tod gab es immer wieder Versuche, den Film zu vollenden, doch Rechtsstreitigkeiten verhinderten dies über Jahrzehnte. Erst 2014 konnten diese endlich so weit beigelegt werden, dass ein finaler Schnitt möglich war. Für diesen wurde via Crowdfunding Geld gesammelt. Um den Stil von Welles möglichst zu erhalten, wurde auf seine umfangreichen Notizen zurückgegriffen. Ausserdem überwachte ein guter Freund von Welles die Arbeiten.

The other side of the wind
Das offizielle Poster.Bild: Netflix

Schliesslich sicherte sich Netflix die Vertriebsrechte. Damit landete Orson Welles Film, der 1961 als eine Idee für einen Kinofilm startete, 56 Jahre später als Stream auf Netflix.

PS: Der Film wurde von den Kritikern übrigens mehrheitlich positiv aufgenommen. Wer mehr über die Hintergründe erfahren möchte, kann sich die Doku «Sie werden mich lieben, wenn ich tot bin» auf Netflix ansehen. Übrigens gibt es noch weitere zwölf Filme, die Orson Welles nie beendet hat.

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