Immer wieder hört man davon, dass es mit dem Kino abwärts geht. Und jedes Mal ist dann anschliessend dieser eine Kommentar in der Kommentarspalte zu lesen. Er geht in ungefähr so:
«Würde Hollywood sich wieder auf gute Filme besinnen, würden die Leute auch wieder ins Kino gehen.»
Wenn es doch nur so einfach wäre. Die folgenden acht Beispiele zeigen, dass ein guter Film noch lange nicht ausreicht, um die Leute ins Kino zu locken.
Bis heute einer der besten Western, mit einem Soundtrack zum Niederknien. Als der Film 1968 in die Kinos kam, konnte er finanziell aber nicht überzeugen. Die Zuschauer fanden den Film zu opernhaft und langatmig, was sich wohl schnell herumgesprochen hat. Einzig in Deutschland und Frankreich war der Film damals ein riesiger Erfolg.
In den USA wurde der Film erst nach Europa in die Kinos gebracht. Um der angeblichen Überlänge vorzubeugen, kürzte der Verleih den Film um 21 Minuten. Genützt hat es nichts. Der Film war den Leuten noch immer zu lange – und aus heutiger Sicht so auch viel schlechter.
«Der Gigant aus dem All» ist einer der besten Zeichentrickfilme, die jemals das Licht dieser Welt erblickt haben. Produziert wurde er von Warner Bros., die im Vergleich zu Disney schon fast ein No-Name waren, wenn es um abendfüllende Zeichentrickfilme ging. Dass die Leute nach «Toy Story», «Antz» und das «Grosse Krabbeln» plötzlich Lust auf 3D-Animation hatten, dürfte sicher auch nicht geholfen haben. Trotz grossartiger Kritiken floppte der Film an den Kinokassen. Regisseur Brad Bird wechselte daraufhin zu Pixar und fand mit «Die Unglaublichen» und «Ratatouille» endlich auch finanziellen Erfolg.
«Blade Runner» ist ein Klassiker des Science-Fiction-Films. Doch bis er diesen Status erreicht hatte, dauerte es. Als der Film 1982 in die Kinos kam, verstanden ihn die Leute nicht. Vielleicht hatten sie aber auch einfach keine Lust auf solch düstere Zukunftsvisionen.
Etwas mehr als 30 Jahre später schien man sich bei Sony Pictures sicher zu sein, dass die Zuschauer Lust auf eine Fortsetzung hatten. Spoiler: Hatten sie nicht. Obwohl der Film visuell und inhaltlich überzeugte, blieben die nötigen Zuschauermassen aus. Laut einem Bericht des Hollywood Reporter, hätte der Film etwa 400 Millionen Dollar einspielen müssen, um in die schwarzen Zahlen zu rutschen. Tatsächlich waren es gerade einmal 260 Millionen Dollar.
Heutzutage gilt «Children of Men» als einer der bisher besten Filme des 21. Jahrhunderts. Doch die Dystopie von Regisseur Alfonso Cuarón konnte damals niemanden ins Kino locken. Verwunderlich, denn der Film geizte weder mit Action noch mit (damals) beliebten Stars. Etwa 140 Millionen hätte der Film einspielen müssen, um keinen Verlust zu machen. Geschafft hat er gerade einmal die Hälfte davon.
Eigentlich klingt Ali wie der perfekte Goldesel: Man nehme einen der beliebtesten Sportler aller Zeiten und besetze ihn mit einem der (damals) populärsten Schauspieler. Ist das Biopic dann auch noch richtig gut – was es tatsächlich war – kann nichts schiefgehen. Oder? Nun ja, in der Theorie womöglich schon. In der Realität brachte der Film vor allem eine Oscar-Nominierung für Smith ein. Damit konnte das Filmstudio aber keine fehlenden Einnahmen von damals 63 Millionen Dollar wettmachen.
Es gibt wohl keinen ehemaligen Filmstudenten auf dieser Welt, der sich nicht ausführlich mit «Citizen Kane» auseinandersetzen musste. Das Werk von Orson Welles gilt heute als ein Meilenstein der Filmgeschichte. Als der Film im Mai 1941 in die Kinos kam, sah man in «Citizen Kane» noch nicht das Meisterwerk, das es eigentlich ist. Die Leute mieden den Film und machten ihn so zum finanziellen Misserfolg.
Womöglich gründete das fehlende Publikum aber auch auf einem anderen (angeblichen) Tatsache: Der Film war ein fiktives Porträt des damaligen Zeitungsmagnaten Randolph Hearst. Dieser soll über den Film so erbost gewesen sein, dass er seine ganze Macht eingesetzt habe, damit «Citizen Kane» in den Zeitungen möglichst nicht erwähnt wurde.
Ziemlicher abgefahrener Film, der auf einer entsprechend schrägen Vorlage basiert. Inszeniert wurde der Streifen von «Hot Fuzz»-Regisseur Edgar Wright. Doch die Fanbase der Vorlage war wohl zu klein und für die Nichtkenner war der Film vermutlich zu abgedreht. Was blieb war ein guter Film, der ein riesiges Loch in die Finanzen von Universal Pictures riss: 120 Millionen hätte der Film mindestens einspielen müssen, 47,6 Millionen sind es schlussendlich geworden.
Immerhin: Für Brie Larson bedeutete der Film den Durchbruch als Schauspielerin. Sie und ein weiteres Cast-Mitglied aus «Scott Pilgrim vs the World» sind heute im Marvel Cinematic Universe als Captain Marvel und Captain America tätig.
Heute sind Mockumentarys etwas ganz Normales. In den 80er-Jahren haben die Leute aber kaum verstanden, was es mit diesem Film auf sich hat. Ist die Band Spinal Tap nun echt oder nicht? Sie war es natürlich nicht (zumindest 1984) und die oft sehr überrissenen Szenen kamen beim Publikum überhaupt nicht an.
Dennoch muss man dem Film zugutehalten, dass er bereits kurz nach seinem Release eine gewisse Popularität gewann. Lief der Streifen in den USA zunächst in gerade einmal drei Kinos an, erhöhte sich die Anzahl Säle auf 206. Für einen finanziellen Erfolg hat's während der Kinoauswertung trotzdem nie gereicht.
Erfolg heisst im Kinogeschäft den Massengeschmack zu treffen. Der ist nicht immer der Beste.