Wann hat Nicolas Cage eigentlich zuletzt einen richtig guten Film gemacht? Vermutlich 2002, als er für «Adaption» als bester Nebendarsteller für den Oscar nominiert wurde. Seither hat der Schauspieler so ziemlich jede Rolle angenommen, die er angeboten bekam, um seine immensen Steuerschulden zu begleichen. Viel Gutes war da nicht dabei, aber immerhin hat uns das fast zwei Jahrzehnte lang sehr amüsante Memes beschert. So hat sich der Neffe von Francis Ford Coppola zumindest als er selbst in der Populärkultur verewigt.
Ob all seiner überdrehten Darstellungen, die Cage in den letzten Jahren abgeliefert hat, vergisst man aber leicht, dass er tatsächlich etwas auf dem Kasten hat. Die Fähigkeit, ein nuanciertes Schauspiel abzuliefern, hat ihm in seiner Karriere auch die eine oder andere Rolle als Charakterdarsteller eingebracht. 1996 gab es dafür sogar den Oscar als bester Hauptdarsteller in «Leaving Las Vegas».
Nun hat sich Cage wieder einer Charakterrolle gewidmet, in einem Film, der im ersten Moment ziemlich lächerlich klingt. In «Pig» (ja, der Film heisst «Schwein») spielt er einen Holzfäller, der mit seinem Trüffelschwein alleine in der Wildnis lebt. Als ihm sein geliebtes Schwein gestohlen wird, macht er sich auf, dieses zu finden und Rache an denen zu üben, die es entführt haben. Dafür geht er zurück in seine Heimatstadt Portland, wo er sich seiner Vergangenheit stellen muss, um sein geliebtes Schwein wiederzufinden.
Im Vorfeld als «John Wick mit einem Schwein» belächelt, avanciert der Film nun nach und nach zum Kritikerliebling. Statt Action und Herumgeballere wie bei «John Wick» gibt es einen unerwartet nachdenklichen Film, wie The Guardian in ihrem Review schreiben:
Es sei die beste Darbietung von Cage seit Jahren, ist im Review weiterhin zu lesen. Weg sei das überdrehte Schauspiel, für das Cage in den letzten Jahren berüchtigt geworden sei. Wie ausgewechselt wirke Cage, der mit diesem Film beweise, dass er unter all den Schichten an Trash noch immer ein gefühlvoller, vielschichtiger Schauspieler sei – wenn man ihm nur die Möglichkeit gebe.
Auch in den anderen Rezensionen, sei es vom unbekannten Blog bis hin zur renommierten Publikation, wird «Pig» und Cages Darstellung in den höchsten Tönen gelobt:
Doch auch Regisseur Michael Sarnoski, der mit «Pig» sein Debüt abgeliefert hat, wird mit Lob überhäuft. Er habe einen visuell wundervollen Film über Verlust gemacht und zeige, was Schmerz mit uns anstellen könne. Zwar sei «Pig» nicht perfekt, schreibt der «Guardian», aber lasse auf eine grosse Zukunft von Sarnoski hoffen.
Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass «Pig» auch den Weg in die hiesigen Kinos oder auf die Streaming-Plattformen findet. Bisher ist er in der Schweiz noch nirgends verfügbar. Auch in den USA läuft der Film nur in wenigen Kinos. Vermutlich hatte niemand damit gerechnet, dass Nicolas Cage als John Wick mit Schwein wirklich sehenswert sein könnte. (pls)
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Zum Beispiel im kaum bekannten Film "Mandy" ist er brilliant