Erfunden wurde er vor 30 Jahren, um zu testen, wie gut Frauen in Filmen vertreten sind: der Bechdel-Test. Die Comiczeichnerin und Namensgeberin des Tests, Alison Bechdel, hatte allerdings nie die Absicht, dass ihr Test zu einem realen Sexismus-Massstab wird. «Es war ein Scherz [...]. Aber es ist irgendwie cool», sagte sie kürzlich in einem Interview mit «The Guardian».
Und trotzdem wurde der Test eine Art Massstab in der Film-Branche und ist auch Teil wissenschaftlicher Untersuchungen. So zum Beispiel bei einer Publikation über Frauen in der Fiktion, die letztes Jahr veröffentlicht wurde. Dabei wurden insgesamt 1200 Filme analysiert (jeweils die 30 erfolgreichsten jedes Jahres von 1980 bis 2019). Das Resultat: Weniger als die Hälfte der Filme besteht den Bechdel-Test.
Aber was untersucht dieser Test genau? Damit ein Film den Bechdel-Test besteht, müssen alle der folgenden Fragen mit Ja beantwortet werden können:
In neueren Varianten wurde ein viertes Kriterium hinzugefügt: Haben die Frauen, die ein Gespräch führen, einen Namen?
Die Auswahl der Filme, die den Test nicht bestehen, ist lang. Unter anderem fallen durch: «Avatar», «The Avengers», die ganze «Der Herr der Ringe»-Trilogie, «Harry Potter und der Feuerkelch», die originale «Star Wars»-Trilogie, «The Girl with the Dragon Tattoo», «A Star Is Born», «Breakfast At Tiffany’s» und «The Grand Budapest Hotel».
In der «Herr der Ringe»-Reihe ist der einzige Moment, in dem sich zwei weibliche Personen miteinander «unterhalten», dieser hier:
@darth_boromir This is CRAZY#lordoftherings #lotr #hobbit #fyp #viral #foryou ♬ The Bridge of Khazad Dum - Howard Shore
Das Marvel-Universum steht nicht viel besser da. In diesem Video werden 22 Marvel-Filme angeschaut – lediglich sechs davon bestehen den Bechdel-Test.
@jaystakes Reply to @getajobvids Thoughts? #marvel #jaystakes #captainmarvel #misogyny #mcu #marveltok #brielarson #bechdeltest ♬ Marvel Bechdel Test - Jays Takes
Der grösste Kritikpunkt am Bechdel-Test ist, dass, auch wenn ein Film alle Kriterien erfüllt, die weiblichen Charaktere stereotypisch und oberflächlich dargestellt werden können. Dieses wichtige Kriterium werde nicht berücksichtigt.
Das sieht auch Alison Bechdel so. Für sie ist das Frustrierende gar nicht, wie viele Filme ihren Test nicht bestehen, sondern wie «viele Filme zynisch versuchen, Abkürzungen zu nehmen und starke Frauenfiguren zeigen. Aber sie haben nur den Anschein von Stärke und sind keine gut entwickelten Charaktere».
Um die Frage nach der Oberflächlichkeit zu beantworten, gibt es neben dem Bechdel-Test zum Beispiel den Sexy-Lamp-Test als Sexismus-Detektor in der Film-Industrie. Mit ihm sollen platte Darstellungen von Frauen erkannt werden. Um diesen Test zu bestehen, muss nur eine Frage mit Ja beantwortet werden können: Funktioniert die Handlung des Films immer noch, wenn die weibliche Figur entfernt und durch eine sexy Lampe ersetzt wird? In anderen Worten: Ist der weibliche Charakter mehr als blosse Requisite?
Die gleiche Studie, die untersucht hat, wie viele Filme den Bechdel-Test bestehen, untersuchte auch den sogenannten Reverse-Bechdel-Test. Hier werden die gleichen Kriterien genommen und auf männliche Film-Charaktere angewendet. Die Frage heisst hier also: Sprechen zwei männliche Charaktere (mit Namen) über etwas anderes als Frauen miteinander?
Nach der Analyse von 341 Filmen kam die Studie zum Schluss, dass über 95 Prozent aller untersuchten Filme den Reverse-Bechdel-Test bestehen.
Trotz der Kritik ist der Bechdel-Test ein guter Indikator dafür, dass Frauen in der Film-Branche immer noch unterrepräsentiert sind. Zu diesem Schluss kommt auch eine Studie der New York Film Academy, die 900 Filme, die zwischen 2007 und 2016 herauskamen, untersuchte. Lediglich ein Drittel aller Charaktere, die eine Rolle mit Dialog haben, sind Frauen und zwölf Prozent aller Filme haben einen ausgeglichenen Cast.
Es wurden ausserdem 1000 Filme aus dem Jahr 2017 untersucht und die Studie kam zum Schluss, dass es in diesem Jahr über doppelt so viele männliche wie weibliche Rollen gab. Demzufolge hatten Männer auch mehr Dialoge: 37'000 im Vergleich zu 15'000 Gesprächen unter Frauen.
Das war 2017. Und heute? Die University of Southern California publizierte einen Rapport, in dem sie die 1600 erfolgreichsten Filme aus dem Jahr 2022 analysierte. Fazit: In einem Drittel haben Frauen Hauptrollen. Ein ähnliches Bild zeichnet sich dieses Jahr bereits ab. In den bis anhin zehn erfolgreichsten Filmen haben in dreien Frauen eine (Co-)Hauptrolle: «Guardians of the Galaxy Vol. 3», «The Little Mermaid» und «Ant-Man and the Wasp: Quantumania».
Verstanden!
Die erfolgreichsten Filme sind offenbar Action - Filme. Das Kern - Publikum von Action - Filmen sind die Männer. Also ist klar, dass Action - Filme grundsätzlich "männerlastig" sind!
Es gibt auch Filme, die "frauenlastig" sind, wie z.B. Sex and the City. Offenbar sind die aber (in Zahlen) weniger erfolgreich an der Kinokasse.
Also sind wir beim gleichen Thema wie beim Fussball: Frauenfussball hat weniger Bedeutung und Einnahmen, weil sehr viel weniger Menschen sich für Frauen- als Männer- Fussball interessieren!