Kleines Molekül Spermin könnte gegen Alzheimer helfen
Das kleine Molekül Spermin könnte Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson vorbeugen. Es macht bestimmte Eiweisse unschädlich, indem es ähnlich wirkt wie Käse, der Nudeln miteinander verklebt.
Wie Forschende um Studienleiter Jinghui Luo vom Zentrum für Life Sciences des Paul Scherrer Instituts (PSI) in Experimenten herausfanden, ist das körpereigene Molekül imstande, das Leben von kleinen Fadenwürmern zu verlängern. Zudem verbessert es ihre Bewegung im Alter und stärkt die Kraftwerke der Zellen – die Mitochondrien, wie es am Freitag in einer PSI-Mitteilung hiess. Spermin fördere also die Mobilität und Aktivität der Zelle und steuere vielerlei Prozesse.
Im Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen habe es zwar zuvor schon Hinweise gegeben, dass Spermin Nervenzellen schützen und altersbedingten Gedächtnisverlust mildern könne. Doch ein genaueres Verständnis, wie es in die nervenschädigenden Prozesse eingreift, um daraus womöglich medizinischen Nutzen zu ziehen, fehlte laut PSI bislang.
Die Forschenden beobachteten nun, wie Spermin der körpereigenen Abwehr dabei hilft, die nervenschädigenden Ablagerungen von Amyloidproteinen zu entsorgen. Die neuen Erkenntnisse könnten als Grundlage dafür dienen, neue Therapien gegen Erkrankungen wie Alzheimer zu entwickeln.
Ablagerungen schädlicher Eiweissstrukturen
Ursache dieser Erkrankungen im Gehirn sind Ablagerungen schädlicher Eiweissstrukturen, die aus falsch gefalteten sogenannten Amyloidproteinen bestehen. Diese erinnern in ihrer Form an Fasern oder Spaghetti. Bis jetzt gebe es noch keine effektive Therapie, um solche Ablagerungen zu verhindern oder wieder loszuwerden.
Spermin sorge dafür, dass sich die schädlichen Proteine über biomolekulare Kondensation sammeln und gewissermassen verklumpen. Dies erleichtere einen Prozess namens Autophagie, der in Zellen routinemässig ablaufe. Er hüllt beschädigte oder unnötige Proteine in kleine Membranbläschen und baut sie mit Enzymen auf sichere Weise ab – ein natürlicher Recyclingvorgang sozusagen.
«Die Autophagie kann mit grösseren Proteinklumpen effektiver umgehen», wird Studienleiter Luo in der Mitteilung zitiert. Spermin sei sozusagen das Bindemittel, das die Stränge zusammenbringe. Es handle sich um nur schwach anziehende elektrische Kräfte zwischen den Molekülen, die diese organisieren, nicht aber fest verbinden.
Das Ganze, könne man sich auch vorstellen wie einen Teller Spaghetti. «Das Spermin ist wie Käse, der die langen dünnen Nudeln miteinander verbindet, ohne sie zu verkleben, sodass sie besser verdaulich sind», so Luo. (sda)
