Die vierte Folge der achten «Game of Thrones»-Staffel ist Geschichte, zwei weitere stehen noch an. Und wenn man über die neue Episode eines sagen kann, dann wohl, dass der Kampf um den Thron endlich wieder im Mittelpunkt steht.
Aber bevor wir hier loslegen, einfach fürs Protokoll, auch wenn es eigentlich offensichtlich ist:
Nachfolgend möchte ich nun mit euch ein paar Dinge durchgehen, die mir in der aktuellen Folge aufgefallen sind – im Positiven wie auch im Negativen. Und natürlich reden wir auch über die beiden offensichtlichen Dinge: Der Tod von Rhaeghal und Missandei.
Bereits zuvor wurde die Frage in der achten Staffel gestellt: Würde Daenerys auf den Thron verzichten? Es war Sansa, welche dies Daenerys fragte. Und sind wir mal ehrlich: Wir alle wissen, dass sie das nicht tun würde. Die Szene, in der Tormund und ein paar andere Jon abfeiern, zeigt das wunderbar auf.
Klar, aus Danys Sicht ist das auch eine ziemlich bittere Pille, denn wie Varys etwas später treffend zu Tyrion Lennister sagt: Es ist der Schwanz, der den Unterschied macht.
Es ist das erste Mal, dass wir bei Dany sowas wie einen Anflug von Wahnsinn deutlich sehen und uns fragen: Steckt da vielleicht doch ein kleines bisschen vom Irren König in ihr?
Jedenfalls dürfte spätestens jetzt klar sein, dass es wohl eher nicht darauf hinausläuft, dass die gute Dany gegen die böse Cersei kämpft. Vielmehr wird es wohl in den eigenen Reihen zu unschönen Auseinandersetzungen kommen.
Die Frage ist eigentlich nur, zwischen wem. Dany und Jon oder doch Danaerys und Sansa? Bereits bei der Ankunft in Winterfell hat Sansa mit ihrem Blick etliche Geschosse in Richtung Drachenkönigin abgefeuert. Aus der erwarteten Konfrontation der beiden haben sich die Drehbuchautoren dann in der zweiten Folge ein bisschen plump herausgemogelt, als ein Bediensteter das Gespräch zwischen Sansa und Dany unterbrach.
Daenerys musste nicht auf Sansas Frage antworten und bleibt uns diese schuldig. Es dürfte klar sein, dass Daenerys uns die Antwort nachreicht – auf vermutlich sehr unschöne Art und Weise.
Und dann wäre da noch Varys, der denkt, er habe die Sprengerin der Ketten bereits durchschaut und in ihr eine genauso Wahnsinnige sieht, wie in vielen anderen Herrschern. Und tatsächlich schafft es Varys selbst in Tyrion leichte Zweifel zu streuen. Der sonst so souveräne Gnom scheint nicht mehr so überzeugt von seiner Herrscherin zu sein, wie auch schon.
Ein sehr interessantes Gespräch, in welchem Varys dann auch ziemlich direkt Konsequenzen ankündigt. Vor allem aber bringt diese Szene das gute, alte «Game of Thrones»-Gefühl zurück, in welchem wir nicht durch Kämpfe, sondern Ränkespiele an die Bildschirme gefesselt wurden. Wenn die Macher in den letzten zwei Episoden eine gute Balance zwischen solchen Dialogen und der Action finden, dürfte es ein spannender letzter Ritt werden.
Auch wenn Clegane in den letzten zwei Episoden als Nebenfigur nicht sehr häufig zu Wort kam, gefielen mir seine Auftritte umso mehr. Während er in der letzten Episode sehr viel Emotionen bei seiner Panikattacke zeigte, war es diesmal vor allem der Moment zwischen ihm und Sansa, der für ein kurzes Highlight sorgte. Zeigte «Der Hund» da tatsächlich sowas wie Wohlwollen gegenüber Sansa? Oder wollte er ihr nur unter die Nase reiben, dass sie auf ihn hätte hören sollen. Ich denke ersteres, denn selbst der harte Hund Clegane ist durch die ganzen Ereignisse der letzten drei Staffeln etwas aufgetaut – wenn auch nur ein kleines bisschen.
Brienne kriegt, nachdem sie sich erst von Tyrion demütigen lassen muss, endlich ihren Traumprinzen. Kann man machen, muss man aber nicht. Ich kann mich noch nicht damit anfreunden, dass die beiden tatsächlich miteinander geschlafen haben. Klar, kann man sagen, dass sich das über die vergangenen Staffeln angebahnt hat, aber war das nicht auch ein bisschen Fanservice? Ja, Brienne war definitiv in Jaime verliebt, aber Jaime auch in Brienne? Eine tiefe Verbundenheit seinerseits war da, aber ob das tatsächlich Liebe war?
Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass die anschliessende Entscheidung von Jaime, Winterfell und damit Brienne zu verlassen, hart war. Brienne, die endlich ihr Glück findet, wird in die bittere Realität zurückgeholt. Jaime ist seelisch kaputt und das weiss und glaubt er auch und gleichzeitig ist es seine Rechtfertigung, Brienne das Herz zu brechen. Etwas, das die erste Ritterin von Westeros nicht verdient hat.
Viele unter euch dürfte es sicher gefreut haben, dass beide Drachen die grosse Schlacht aus der zweiten Folge überlebt haben. Und dann kommt nach nicht einmal 50 Minuten diese eine Szene, mit der wohl niemand gerechnet hat: Rhaegal wird von riesigen Pfeilen durchbohrt und stürzt blutüberströmt ins Meer. Undramatisch und ohne langatmige Inszenierung, so wie man sich das von «Game of Thrones» eigentlich gewohnt ist. Ein Schlag in die Magengrube.
Nüchtern betrachtet, ist es eigentlich sehr naheliegend, warum Rhaegals Drache sterben musste: So wird Jon wieder zum Fusssoldaten, zum Anführer, der mit seinen Männern am Boden in die Schlacht zieht. Gleichzeitig entfernt es ihn auch wieder etwas von Daenerys, weg von der Seite der Targaryiens, hin zu den Starks. Wir werden sehen, wohin das führt.
Getrübt wird diese dramatische Wendung wieder einmal von Euron Graufreud, der wie schon in der Staffel zuvor mit seinen Schiffen auftaucht und mal eben alles kurz und klein schiesst. Ich muss zugeben, ich habe keine Ahnung von der Stärke einer Ballista, aber dass ein abgefeuerter Pfeil – und sei er noch so riesig – gleich meterlange Löcher aus einem Schiff reisst, kann ich nicht glauben – auch wenn es Fantasy ist. Nun gut, das ist natürlich jetzt wieder Haarspalterei und Spekulation. Die Ballistaexperten unter euch dürfen mir das in den Kommentaren gerne erklären.
Zu guter letzte musste dann noch jemand sterben. Auch wenn Missandei eine verzichtbare Figur ist, tat es weh, sie sterben zu sehen. In erster Linie aber nicht wegen ihr, sondern wegen Grauer Wurm, der seine erste und einzige Liebe verloren hat. Wir erinnern uns alle an diese eine Szene aus der Vergangenheit:
Daenerys wird durch diese Hinrichtung zur Weissglut getrieben, das wusste man, bevor man ihr wutverzerrtes Gesicht sehen konnte. Viel interessanter dürfte sein, was diese Hinrichtung, der Schmerz, mit Grauer Wurm macht und wie er damit umgeht. Dass er auf Rache aus ist, dürfte klar sein.
PS: Den Teaser für Episode fünf könnt ihr euch bereits anschauen. Wirklich etwas aussagen tut er aber nicht.
Etwas anderes gibt noch zu denken: Sollte es Euron Graufreud nicht verdächtig vorgekommen sein, als Tyrion Cercei auf das (James) Kind ansprach? Zumal Cercei Graufreud das Kind als das Seine unterjubeln wollte. Aus Sicht von Graufreud dürfte Tyrion doch nichts von dem Kind wissen? Oder ist Graufreud einfach nicht helle genug?