Es ist eine weitere Enttäuschung in einem Bereich, der seit Langem von Misserfolgen geplagt ist: Der aktuell einzige Impfstoff gegen HIV, der es in die späten klinischen Versuche geschafft hat, hat sich als unwirksam erwiesen, wie der Hersteller Janssen Pharmaceuticals bekannt gab.
Die Nachricht sei «enttäuschend», meinte Anthony Fauci, der bis Dezember das National Institute of Allergy and Infectious Diseases leitete, der New York Times. Aber es bedeute nicht das Ende der Bemühungen um die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Humane Immundefizienz-Virus (HIV).
Vier Jahrzehnte nach der Entdeckung des Virus leben heute weltweit schätzungsweise 40 Millionen Menschen mit HIV – und etwa 10 Millionen von ihnen haben keinen Zugang zu einer Behandlung.
Das Virus infiziert immer noch jedes Jahr etwa 1,5 Millionen Menschen. Und an Aids – als Folge einer Infektion mit dem HI-Virus – sterben jährlich rund 650'000 Menschen, vorrangig in Entwicklungsländern. Denn hierzulande sind wirksame Medikamente verfügbar, die das Virus bei infizierten Personen unterdrücken können. Diese Medikamente müssen jedoch ein Leben lang eingenommen werden und sind für Menschen in Entwicklungsländern oft nicht zugänglich.
Ein Impfstoff wäre darum der ideale Weg, um das Virus gerade dort zu bekämpfen und insbesondere junge Patienten zu erreichen. Doch während der letzten Jahrzehnte wurden Dutzende HIV-Impfstoffe getestet und wieder verworfen. Fauci bekräftigte in der «New York Times» aber, dass die Forschung in diesem Bereich weiterhin sehr aktiv bleibe.
So werde zum Beispiel in einer laufenden Studie namens PrEPVacc eine Kombination aus experimentellen HIV-Impfstoffen und präventiven Medikamenten untersucht – im östlichen und südlichen Afrika, so die «New York Times». Dabei hätten die Forschenden bereits Fortschritte bei der Entwicklung wirksamer Antikörper gemacht, die das Virus neutralisieren können.
Die jetzt verworfene Studie hat den Namen Mosaico und begann 2019, wie Janssen Pharmaceuticals schreibt. Der Impfstoff wurde 3900 Cis-Männern und trans Personen verabreicht, die Sex mit Cis-Männern und trans Personen haben. Getestet wurde an 50 Standorten in neun Ländern in Nordamerika, Südamerika und Europa.
Der Impfstoff hätte neutralisierende Antikörper gegen verschiedene Subtypen des weltweit verbreiteten HI-Virus anregen sollen. Doch die Immunreaktionen seien nicht wie erhofft gewesen.
Nach der Überprüfung der Daten sei ein unabhängiges Gremium darum zu dem Schluss gekommen, dass der Impfstoff zwar sicher sei, aber nicht mehr HIV-Infektionen verhindere als ein Placebo, so die «New York Times». Das Gremium empfahl dem Unternehmen, die Studie zu beenden.
«Es gibt nicht viele Unternehmen, die sich mit Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten befassen, daher ist es eine Enttäuschung und ein Rückschlag, dass dieses Produkt nicht auf den Markt kommt», sagt Mitchell Warren, Geschäftsführer der global tätigen HIV-Präventionsorganisation AVAC, der «New York Times». Er meint aber auch, dass noch nicht alle Hoffnung verloren sei.
(yam)