Manchmal ist doch das stille Örtchen wirklich der einzige Platz, an dem man komplett seine Ruhe hat. Wie verlockend, in dieser Oase der Ruhe und Intimität mit sich selbst das Smartphone hervorzukramen – und sich beim Insta-/TikTok-/watson-/whatever-Scrollen zu verlieren. Aus 3 Minuten werden da schon mal 15. Oder mehr.
Das mag nicht nur wohlbekannt, sondern auch harmlos klingen. Ist es aber nicht. US-Gesundheits-Wissenschaftler warnen nun vor diesen überlangen Smartphone-WC-Sessionen: Das lange Sitzen auf dem ovalen Toilettensitz kann nämlich unschöne gesundheitliche Konsequenzen begünstigen.
So erhöht das zu lange Sitzen auf der WC-Schüssel das Hämorrhoiden-Risiko, wie Lai Xue, ein Rektalchirurg am medizinischen Institut der Universität Texas in Dallas, gegenüber CNN erklärt: «Wenn Patienten entsprechende Beschwerden haben, stellt sich oft heraus, dass sie zu viel Zeit am Handy auf der Toilette verbringen.»
Dass die Sitzerei schädlich ist, hat unter anderem physikalische Gründe. Die offene, ovale WC-Schüssel intensiviert schwerkraftbedingt den Druck, der auf dem Becken und den Verdauungsorganen lastet. Das hat Folgen für die Blutzirkulation. Dieses fliesst aufgrund der Schwerkraft in die Beckengegend, wie Chirurg Xue erklärt:
Dadurch würden Venen und Blutgefässe rund um den Darmausgang erweitert und quasi mit Blut «vollgestopft». Das erhöht das Hämorrhoiden-Risiko. Heisst sehr vereinfacht: Je länger man auf der Schüssel sitzt, desto eher bekommt man Hämorrhoiden.
Abgesehen von weiteren für den Körper ungesunden Dingen, wie der Schwächung des Beckenbodens und der anorektalen («den Anus und das Rektum betreffenden») Organe, gibt es noch eine zweite mögliche Auswirkung beim übermässigen WC-Hocken: Man erhöht das Risiko eines sogenannten Rektumprolaps, wie Farah Monzur, Medizinprofessorin und Leiterin des New Yorker Inflammatory Bowel Disease Center, sagt.
Was ist ein Rektumprolaps? Das Unispital Zürich beschreibt es so:
Klingt nicht so toll.
Um also zu lange WC-Besuche zu vermeiden, gibt es ein simples Rezept. Das allerdings ein wenig Disziplin erfordert: Zeitungen, Bücher und vor allem das Smartphone sollten aus dem Badezimmer entfernt werden. Man sollte mit der Einstellung aufs Töpfchen gehen, dort möglichst wenig Zeitung verbringen zu wollen und den Geist möglichst wenig zu beschäftigen, wie Monzur sagt. Laut der Professorin sollte die maximale WC-Zeit maximal zehn Minuten betragen, besser sind fünf. Sie sagt:
Auch eine gut funktionierende Verdauung hilft, die WC-Zeit kurzzuhalten: Wer auf die Schüssel sitzt und schnell «kann», der ist weniger geneigt, sich nach geistiger Ablenkung vom Wesentlichen zu sehnen. Deshalb: Viel trinken (2,5 bis 3,5 Liter täglich sind gut) und genug Ballaststoffe zu sich nehmen (die finden sich in Bohnen, Vollkornprodukten, Obst und Gemüse).
Und eben: Wenn es dir nach dem Lesen dieses Textes genauso unbehaglich ist, wie es mir beim Schreiben war, dann weisst du, was du zu tun hast: Dem vermaledeiten Smartphone ab sofort gültiges WC-Verbot erteilen.