Irgendwann im Verlaufe dieses Prozesses sagt Johnny Depp: «Dieser Prozess ist für alle Beteiligten bedauerlich». Aber er tue «das Richtige», um seinen Ruf wiederherzustellen.
Johnny Depp und Amber Heard. 15 Monate waren die beiden verheiratet. Es waren nicht die harmonischsten Monate ihres Lebens, so viel steht längst fest. Seit 2016 dringen regelmässig schmutzige Details an die Öffentlichkeit. Der vorläufige Höhepunkt des eskalierten Rosenkriegs ereignet sich nun vor dem Gericht in Fairfax, Viriginia, USA. Und nach den ersten Tagen stellt sich die Frage: Welche Eskalationsstufen erreicht diese gescheiterte Beziehung noch? Kann hier wirklich irgendjemand seinen Ruf wiederherstellen?
In den letzten Tagen erhielt man Details über verlorene Teile des Mittelfingers, angegriffene Küchenschränke und menschliche Fäkalien im Schlafzimmer. Sie sind zu einem Teil dieses Verleumdungsprozesses von Johnny Depp gegen Amber Heard geworden, der sich da gerade abspielt. Vor den Augen von sechs Geschworenen. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Eine Schlammschlacht, die über YouTube in jedes Wohnzimmer gestreamt wird.
Depp verklagt da seine Ex wegen Verleumdung auf rund 50 Millionen Dollar Schadenersatz sowie eine Geldbusse über 350'000 Dollar. Amber Heard wiederum reichte ihrerseits eine Gegenklage gegen ihren Ex ein – unter anderem ebenfalls wegen Verleumdung – und fordert Schadenersatz über 100 Millionen Dollar und ebenfalls 350'000 Dollar Busse.
Der Prozess hat am 11. April 2022 begonnen und soll sechs Wochen dauern. Von den beiden Protagonisten hat bislang erst Johnny Depp ausgesagt. Seine Aussagen hatten es in sich. Eine Übersicht:
Johnny Depp ging im Zeugenstand auf seinen Drogen- und Alkoholkonsum ein: «Die einzige Person, die ich in meinem Leben missbraucht habe, bin ich selbst». Er räumte ein, während der Ehe mit Amber Heard mit Suchtproblemen gekämpft zu haben – und wirft Heard vor, ihn davon abgehalten zu haben, von Drogen und Alkohol loszukommen.
Sie habe ihm wichtige Medikamente vorenthalten. Aufgrund von Entzugserscheinungen habe der Schauspieler unter Tränen und auf dem Boden zusammengerollt bei Amber Heard nach den Medikamenten gebettelt. «Ich hasse es, das erzählen zu müssen, aber das war der Tiefpunkt meines Lebens», so Depp.
Im Zeugenstand bestreitet Depp, seine Ex-Frau je geschlagen zu haben. «Ich habe nie den Punkt erreicht, an dem ich Heard in irgendeiner Weise körperlich verletzt habe, noch habe ich jemals in meinem Leben eine Frau geschlagen». Er hingegen sei ein Opfer häuslicher Gewalt gewesen.
Im Gerichtssaal streckt er seine Hand in die Höhe, verweist auf seinen «komisch aussehenden» Mittelfinger – und beginnt über einen angeblichen Wutausbruch von Heard zu berichten.
Heard sei wütend geworden, als sie ihn nach langer Zeit des Nichttrinkens mit Alkohol erwischt hatte. Der Streit soll derart eskaliert sein, dass sie eine Wodkaflasche nach ihm geworfen habe. Seine Fingerkuppe sei daraufhin durch die Glassplitter abgetrennt worden.
«Ich habe auf meine hervorstehenden Knochen geschaut», erinnerte sich der Schauspieler und fügte hinzu: «Mein Blut floss nur so vor sich hin.» Daraufhin habe er eine Art Nervenzusammenbruch erlitten und begonnen, die Wände mit seinem eigenen Blut zu bemalen.
Depps Leibarzt Dr. David Kipper bestätigte Teile von Depps Geschichte in einer Zeugenaussage. Gemeinsam mit einer Krankenschwester habe er Depp zu Hause behandelt. Das Haus sei total verwüstete gewesen. «Ich erinnere mich, wie ich nach dem Finger gesucht habe. Das ganze Haus war ein einziges Durcheinander», erinnert sich die Krankenschwester Debbie Lloyd.
Schlussendlich fand man die Fingerkuppe auf dem Küchenboden, wodurch sie wieder angenäht werden konnte. Kipper sagte in seiner Aussage, er wisse nicht, wie es zum Vorfall des Fingers gekommen sei, bei Heard habe er jedoch keine Verletzungen erkannt.
Depp sagte, dass er später gelogen habe, um seine Ex-Frau zu schützen. Seinen Bekannten habe er erzählt, dass er gegen eine Tür schlug, wodurch er sich am Finger verletzte. «Ich wollte sie [Amber Heard] nicht in Schwierigkeiten bringen», so Depp.
«Lasst uns sie ertränken, bevor wir sie verbrennen. Ich werde ihren verbrannten Leichnam f***en, um sicherzugehen, dass sie tot ist» – Heards Anwalt legte dem Gericht im Kreuzverhör einige Textnachrichten vor, die Depp seinen Freunden verschickt haben soll.
Depp sagte daraufhin, dass ihm die vorgelesenen Schimpftiraden und Beleidigungen leidtun und «peinlich» seien. Er benutze oft «schwarzen Humor», um sich auszudrücken.
Einige der Texte stammten aus dem Komik «Monty Python», das von Verbrennen und Ertrinken von Hexen handelt, so Depp. Er habe mit seinen Freunden nur «herumgealbert». Er räumt aber ein, dass er auf seine Wortwahl nicht stolz sei. Aber: «Das ist mein respektloser und abstrakter Humor», gesteht Depp.
Neben den Textnachrichten zeigte Heards Anwalt den Geschworenen eine Reihe von Videoaufnahmen, die Heard heimlich aufnahm. Sie zeigen Depp, wie er in der Küche betrunken und wütend um sich schlägt und schreit: «Ich werde dir zeigen, was verrückt ist.» Im Kreuzverhör gesteht Depp, einige Küchenschränke, aber niemals seine Frau angegriffen zu haben.
In den Zeugenstand eingeladen wurde auch die Paartherapeutin Laurel Anderson. Den Geschworenen erzählt sie, dass sowohl die Kindheit von Heard als auch jene von Depp durch Gewalt geprägt war. Heard sei von ihrem Vater geschlagen worden, Depp von seiner Mutter.
Bei der Paartherapie sei Heard Depp öfters ins Wort gefallen. Die Psychologin beschreibt Heard als sehr dramatische Person, die wie ein «Presslufthammer» spricht. Sie habe die beiden jeweils im gemeinsamen Haus besucht und dort keine Hinweise auf häusliche Gewalt bemerkt. Bei einem persönlichen Treffen mit der Schauspielerin habe sie «mehrere kleine Blutergüsse» auf ihrem Gesicht erkennen könne.
Christi Dembrowski, die Schwester von Johnny Depp, bestätigte die Schilderungen zur «gewaltsamer Kindheit» ihres Bruders später im Zeugenstand.
Während der Zeugenaussage kam Depp auch auf das Verhalten von Heard zu sprechen. Der Jury sagt er: «Sie hat ein Bedürfnis nach Konflikten». Manchmal habe sie «puren Hass» für ihn gezeigt und sei selbst bei kleinen Streitigkeiten gewalttätig geworden. Depp beschreibt ihre angeblichen Gewaltanwendungen so:
Am Dienstag trat eine weitere Psychologin in den Zeugenstand, die bei Heard eine Borderline-Persönlichkeitsstörung festgestellt habe. Ihrer Einschätzung nach neige Heard zu emotionaler Instabilität und plötzlichen Wutausbrüchen, die auch mit Gewalt einhergehen können.
Und zwar: menschliche Fäkalien. Depp erzählt den Geschworenen auch von einer angeblichen Demütigung seiner Ex-Frau. Sprich von einem Fund, den er 2016 in seinem Bett vorfand. Weil er zu spät an Heards 30. Geburtstag erschienen sei, habe entweder Heard oder eine ihrer Freundinnen Exkremente auf Johnnys Bettseite hinterlassen. «Es war so bizarr und so grotesk, dass ich nur lachen konnte», sagte er.
Es gilt weiterhin die Unschuldsvermutung.
Schade ist einfach das übliche Muster, bei häuslicher Gewalt ist automatisch der Mann schuld und alle glauben es. Männer trauen sich auch weniger zuzugeben, dass ihre Frau sie schlägt oder auch psychisch fertig macht, weil man dann auch noch als dummes Weichei gilt.
Ich wüsste auch nicht was ich machen würde, wenn mir eine "erwachsene" Frau ins Bett scheisst, da kann man wirklich nur noch lachen und gehen.