Kein Bondfilm ohne Bond-Schurken – ohne einen überlebensgrossen, irreal abscheulichen Erzbösewicht, der sich vorgenommen hat, die Welt, wie wir sie kennen, zu zerstören.
Und kein Bond-Schurke ohne dazugehörigen Schergen: der Vollstrecker, eine einschüchternde Killer-Maschine, bis in den Tod loyal.
Hier kommen die besten Schurken und Schergen aller 24 offiziellen Bondfilme von 1963 bis heute. Oh ja:
Alle – alle – Schurken und Schergen hier Revue passieren zu lassen, wäre schlicht zu viel des Guten ... öh, Bösen. Das wären ja um die 40-50 Namen. Also habe ich mich auf eine Top-Ten-Liste beschränkt – was freilich UNGLAUBLICH SCHWIERIG ist. Denn Robert Davi als Sanchez in «License to Kill», etwa, war doch grossartig. Und einige der Schergen und Helfershelfer sind derart ikonisch – Oddjob («Goldfinger»), Fiona Volpe («Thunderball»), Gobinda («Octopussy») uvm. –, dass sie gefühlt auch in die Riege der besten Zehn gehören würden. Andererseits schmerzt es, wenn diverse legendäre geile Schauspieler wie Robert Carlyle, Christopher Lee oder Rosamund Pike leider nicht dabei sind, weil, naja, ihre Filmrollen schlicht nicht gut genug waren.
Hier wären sie also, meine Top Ten Bond-Bösewichte, angefangen von hinten mit ...
«The World Is Not Enough» ist ein sehr durchzogener Bondfilm, nicht zuletzt, weil Oberschurke Renard mit Robert Carlyle besetzt wurde – einem der besten Schauspieler seiner Generation – und dieser aber eine lauwarme Performance gab, weil die Rolle letztendlich lausig geschrieben worden war. Und je weniger Worte wir über Denise Richards als Dr. Christmas Jones verlieren, umso besser. Sophie Marceau als Ölmulti-Erbin mit Stockholm-Syndrom hingegen überragte alle. Die geheimnisvolle und doppelzüngige Elektra King ist nuancierter als viele der anderen Femmes Fatales der Serie (die oftmals einfach böse sind, weil die Handlung es erfordert). Elektra entpuppt sich als rachsüchtige Meisterin der Manipulation. Sie ist ehrgeizig und berechnend, geduldig abwartend, dass sich die Teile ihres Masterplans zusammenfügen. Und, ach ja, sie weiss, wie mit einer Garotte umzugehen ist.
«He seems fit enough. Have him report to me in Istanbul in 24 hours!», so Rosa Klebb (alias SPECTRE Nr. 3, alias Lotte Leyna) nach der ersten Begegnung mit ihrem neuen Aussendienstler. In der Tat war Red Grant in diesem Kalten-Krieg-Klassiker seinem Widersacher James Bond in allen Belangen ebenbürtig – wenn nicht sogar überlegen. Robert Shaw und Sean Connery waren beide ähnlich gross und beide in Topform. Was sich dann in den Actionsequenzen niederschlug: Die Kampfszene im Orient Express ist eine der besten (weil: glaubwürdigsten) der gesamten Serie. Und ausserdem ist Red Grants Klavierdraht-in-der-Armbanduhr-Mordwaffe eines der ikonischeren Gadgets des Bond-Universums.
Alec Trevelyan und James Bond sind noch ebenbürtiger – sie wurden gemeinsam ausgebildet, sind beides britische Geheimdienstagenten; Trevelyan ist Agent Nr. 006, Bond 007. Kommt es zum Kampf gegeneinander, wird dem Publikum dementsprechend echte Spannung geboten, denn der Ausgang ist alles andere als klar. Und Sean Bean ist nun mal einer dieser Filmdarsteller mit Gravitas. Jemand, dem man auf der grossen Leinwand schlicht gerne zusieht. Ausserdem kommt ihm zugute, dass «Goldeneye» einer der besten Bondfilme überhaupt ist. So gut, dass sämtliche darauffolgenden Brosnan-Bondfilme leider nur noch abfallen konnten.
So sieht ein Bond-Bösewicht der Moderne aus: Ein Mann mit tragischer Vergangenheit und gequälter Seele. Jemand, vor dem man sich zu gleichen Teilen fürchtet und für ihn Mitgefühl empfindet. Kommt noch eine körperliche Entstellung dazu, hat man die Blaupause eines klassischen Bond-Schurken. Und kommen ausserdem noch ein Schauspieler vom Kaliber eines Javier Bardem und ein Regisseur vom Kaliber eines Sam Mendes hinzu, hat man einen der besten Schurken in einem der besten Bondfilme. Jackpot. Silva ist super.
Okay, das Wichtigste im Voraus: Die Genitalien-Folterszene ist direkt aus Ian Flemings Originalstory. Nur damit das klar ist, okay? Was auch klar ist: Dass die entsprechende Szene mit Mads Mikkelsen und dem damals brandneuen 007 Daniel Craig sich in unser aller kollektives Gedächtnis einbrannte und Filmgeschichte schrieb. Aber sie ist nur der Kulminationspunkt des Charakterbogens von Le Chiffre, dem Schurken, der letztendlich um sein eigenes Überleben kämpft. Er hat einen klassischen Bondschurken-Look mit der Gesichtsnarbe und der blutenden Tränendrüse, doch er bleibt ein Mensch. Ein verzweifelter Mensch.
Der erste Bond-Schurke, der so richtig, richtig überhöht gezeichnet wurde: Besessen von Gold und Macht, mit einem ähnlich ikonischen Schergen zur Seite (Oddjob mit dem Frisbee-Hut) und einem Ära-konformen deutschen Filmbösewicht-Akzent. Interessanterweise ist es nicht Fröbe selbst, den wir zu hören bekommen, sondern ein Synchronsprecher. Fröbe hatte die Rolle einzig aufgrund seines Renommees als Schauspieler bekommen. Als er dann am Set auftauchte, stellte man fest: Der kann kein Wort Englisch. Nein, nicht ‹Englisch mit deutschem Akzent›, sondern schlicht kein einziges Wort. Also wurde ein Synchronsprecher eingesetzt, der Fröbes Stimme glaubwürdig nachahmen konnte. Und hier wurde ganze Arbeit geleistet, denn Auric Goldfinger ist einer der allerbesten Bond-Bösewichte. Und ausserdem liefert er einen der ikonischsten, am meisten zitierten Dialoge der Filmgeschichte:
Nun kommen wir zur Gattung der fast comicmässig überhöhten Schergen und Schläger. Und eine der aller-allerbesten war die grossartige Grace Jones als May Day, die Vollstreckerin von Max Zorin. Chapeau, Frau Jones: An der Seite eines gut geschriebenen Hauptschurken Zorin, der erst noch von unserem allerliebsten Christopher Walken grandios gespielt wird, zu bestehen beziehungsweise ihn gar in den Schatten zu stellen – wow! Das macht dir so schnell mal niemand nach. Natürlich war Grace Jones stets ein Gesamtkunstwerk, das seinesgleichen suchte, ein bereits etablierter Superstar mit einem der ikonischsten Looks der Geschichte. Niemand sah und sieht aus wie Grace Jones. Sie ist die Grösste.
Einer der beliebtesten Schergen der Filmgeschichte: Der grosse (2 Meter 18 gross, um genau zu sein) Richard Kiel als Jaws (Beisser – auch geil – in der deutschen Synchronfassung), der Mann mit dem Stahlgebiss, der Letzteres effizient einsetzt, sei es, um Halsschlagadern durchzubeissen oder, wenn es die Situation erfordert, auch mal das Seil einer Seilbahn. Derart erfolgreich war er in «The Spy Who Loved Me» (1977), dass man ihn gleich im darauffolgenden «Moonraker» (1979) einsetzte, wo er dann – als Dankeschön an die Fans – sich am Schluss zum Guten wandeln durfte.
Um ein Haar hätte es Famke Janssen auf die Eins meiner Top Ten geschafft, so sehr liebe ich diese Filmfigur. Leute, DAS nennt man eine Bondschergin! Überhöht bis zum Gehtnichtmehr gezeichnet, scary as f*** ... und gleichzeitig zum Brüllen lustig, weil derart lächerlich. Eine Femme Fatale im wahrsten Sinne des Wortes: Sie hat Orgasmen, wenn sie Menschen tötet, ob nun mit Maschinenpistole oder – wer hat eigentlich diesen Geniestreich ausgedacht? – beim Sex, indem sie ihren Partner mit der Kraft ihrer Schenkel erstickt. Come ON! Darauf muss jemand erst mal kommen! Freilich muss man konstatieren, dass diese Filmfigur nur funktioniert, weil sie mit der grandiosen Famke Janssen besetzt wurde, die dafür sorgte, dass es nie zum Klamauk mutierte.
Und, hey, nebenbei ist sie auch noch die absolut heisseste, schönste Bondfrau aller Zeiten! Eine, die zudem mit einem dieser gloriosen Bond-Comedy-Namen ausgestattet ist. Pussy Galore. Plenty O-Toole. Kissy Suzuki. Xenia Onatopp.
Uff, Xenia ist die Grösste ... fast. Denn geht es um den ultimativen Bond-Schurken, kann es letztendlich nur einen geben:
Schliess' die Augen und stell' dir einen Bond-Schurken vor ... es erscheint dir Ernst Stavro Blofeld. Und nicht irgendein Blofeld (denn die Rolle wurde in mehreren Bondfilmen mit diversen Darstellern besetzt), sondern spezifisch der katzenstreichelnde Spectre-Chef mit Augennarbe von «You Only Live Twice», AKA Donald Pleasence, dem besten Bondschurken der gesamten Filmreihe. Ikonisch wie nur wenige (nicht umsonst wurde Mike Myers Dr. Evil ihm nachempfunden), ist es letztendlich die subtile Schauspielkunst, die Pleasances Version der Figur alle anderen überragen lässt. Nicht der Blofeld von Telly Salvalas (ebenfalls gut gelungen, wenn auch komplett anders), etwa, oder Christoph Waltz (erstaunlicherweise etwas flach). Ausserdem befindet sich seine Kommandozentrale in einem motherf*cking Vulkan. Und er hat ein Piranha-Becken im Wohnzimmer.
Gewiss nicht.
Deshalb dürft ihr hier selbst bestimmen:
Und nun freuen wir uns alle auf «No Time to Die» und darauf, wie sich Rami Malek als Lyutsifer Safin schlägt! Die Vorzeichen stehen schon mal gut ...
Ich möchte aber doch noch eine Lanze brechen für den stets verlässlichen Jonathan Pryce als Elliot Carver in Tomorrow Never Dies. Auch ein etwas zu klamaukiger Bond, aber Pryce als Rupert Murdoch/Steve Jobs-Verschnitt ist schlicht grossartig. Und ist wohl auch die plausibelste Bösewicht-Figur für die Zeit nach dem Kalten Krieg.
"Nein, Mr. Bond. Ich erwarte von ihnen, dass sie sterben!"