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Klappe zu, Jeremy Clarkson – es reicht. Für immer

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Klappe zu, Jeremy Clarkson – es reicht. Für immer

Mit einem hasserfüllten Kommentar zu Meghan Markle hat der TV-Star einen wahren Shitstorm entfacht. Genug ist genug, findet unser Autor, der selbst langjähriger «Top Gear»-Fan war.
19.12.2022, 18:3220.12.2022, 16:21
Oliver Baroni
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Dass Jeremy Clarkson mit einer Aussage für eine Kontroverse sorgt, ist nichts Neues. Dass seine Sprüche mitunter regelrechte Beleidigungen enthalten können, auch nicht. Diesmal geht's um Folgendes:

jeremy clarkson meghan markle the sun
Bild: twitter
«Bei Meghan sieht die Sache allerdings anders aus. Ich hasse sie. Nicht so, wie ich Nicola Sturgeon oder Rose West hasse. Ich hasse sie auf einer zellulären Ebene.
Nachts kann ich nicht schlafen, wenn ich daliege, mit den Zähnen knirsche und vom Tag träume, an dem sie gezwungen wird, nackt durch die Strassen jeder britischen Stadt zu paradieren, während die Menge ‹Schande› skandiert und sie mit Exkrementen bewirft.»
  • Hierbei handelt es sich um einen Ausschnitt aus Jeremy Clarksons Meinungskolumne in der Boulevardzeitung «The Sun», veröffentlicht am 16. Dezember. Thema des Kommentars sind Prinz Harry und Meghan Markle.
  • Dabei spielt er auf die «Naked Walk of Shame»-Szene aus «Game of Thrones» an.
  • Nicola Sturgeon ist die First Minister of Scotland.
    Rose West ist eine britische Serienmörderin.
  • In der Kolumne fügt Clarkson hinzu: «Jeder, der in meinem Alter ist, denkt genauso.»

Clarksons Äusserungen wurden in der Folge von allen Seiten verurteilt. Hier ein Kommentar, stellvertretend für etliche Stimmen aus dem gesamten politischen Spektrum:

«Hör hin, Jeremy! Die Menge ruft: ‹schäm DICH›.»

Und dann meldete sich gar Clarksons Tochter Emily zu Wort:

emilya clarkson jeremy shitstorm backlash https://www.instagram.com/em_clarkson/?hl=en
Bild: instagram
«Meine Ansichten sind und waren immer eindeutig, wenn es um Frauenfeindlichkeit, Mobbing und die Behandlung von Frauen durch die Medien geht. Ich möchte ganz klar sagen, dass ich gegen alles bin, was mein Vater über Meghan Markle geschrieben hat, und dass ich auch weiterhin diejenigen unterstütze, die mit Online-Hass angegriffen werden.»

Zur Erinnerung:

  • Clarkson bezeichnete den einstigen britischen Premierminister Gordon Brown als «einäugigen, schottischen Idioten».
  • Über streikende Beschäftigte des öffentlichen Sektors sagte Clarkson einst: «Offen gesagt, ich würde sie alle erschiessen lassen. Ich würde sie nach draussen bringen und sie vor den Augen ihrer Familien hinrichten.»

Dies sind nur zwei Beispiele für Clarkson-typische Äusserungen. Äusserungen, die natürlich in ihrem jeweiligen Kontext zu lesen sind. Und der Kontext ist: ‹Showtime›. Weil diese Äusserungen stets von ihm in seiner Persona als rechthaberischer Grumpy Old Man gemacht wurden, wurden diese als Ausrutscher geduldet. Widerwillig zwar, aber geduldet.

Selbst als er gewalttätig gegenüber einem Mitarbeiter seiner Filmcrew wurde und dies zu seiner Entlassung von der BBC führte, gönnte sein Publikum ihm einen Neustart bei Amazon Prime. «The Grand Tour» war ein fulminanter Erfolg.

Ich behaupte nun, die grosse Mehrheit von Clarksons Publikum liebt(e) ihn nicht wegen solcher skandalösen Äusserungen und Fehltritte, sondern trotz solcher. Gewiss, irgendwelche ironiefreien, misogynen Rechtsaussen-Idioten mögen applaudiert haben. Der Rest war jeweils peinlich berührt, drückte sich aber vor einer Meinung. Man verzieh Clarkson, weil er trotz allem immer noch ein unglaublich lustiger Entertainer war.

Betonung auf «war». Ob Clarksons Zuschauerschaft ihm seine jüngste Tirade verzeihen wird, ist unklar. Aktuell sieht's ziemlich schlecht aus. So schlecht, dass er eine Entschuldigung ge-tweetet hat:

clarkson tweet jeremy https://twitter.com/JeremyClarkson/status/1604826179999076352
screenshot: twitter
«Oh je. Da bin ich wohl ins Fettnäpfchen getreten. In einer Kolumne, die ich über Meghan geschrieben habe, habe ich mich ungeschickt auf eine Szene in Game of Thrones bezogen und das ist bei sehr vielen Leuten schlecht angekommen. Ich bin entsetzt, dass ich so viel Schmerz verursacht habe, und werde in Zukunft vorsichtiger sein.»

Nö.

Nein, Jeremy. Das ist kein «Fettnäpfchen». Das ist auch kein Beispiel von ‹schwarzem Humor› (wie es die wenigen deiner übrig gebliebenen Verteidiger darstellen wollen). Es ist – rein objektiv gesehen – menschenverachtend.

Hey, ich persönlich habe ziemlich genau keine Meinung zum Thema Harry & Meghan. Ich habe die Netflix-Serie nicht gesehen; es interessiert mich zu wenig. Aber ich kann nie und nimmer Verständnis für die hasserfüllten Worte eines 62-jährigen Mannes aufbringen, der zu Gewalt gegenüber einer Frau aufruft. Einer Frau, notabene, die – wiederum rein objektiv gesehen – von der Rechtsaussen-Presse (zu der «The Sun» zweifelsohne auch gehört) seit jeher durch den Dreck gezogen worden ist – etwas, das Clarksons Tochter längst kapiert hat:

Deshalb: Für mich, langjähriger «Top Gear»-Fan, ist's vorbei. Das war's. Ich mag keine Clarkson-Shows mehr gucken. Die zweite Staffel «Clarkson's Farm» kann mir gestohlen bleiben (die letzten paar «Grand Tour»-Staffeln waren ohnehin schlecht). Bleib auf deiner Farm, Jeremy. Und halt die Schnauze.

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131 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hosesack
19.12.2022 18:47registriert August 2018
Danke Oliver!
Jeremy Clarkson hat für mich irgendwann vor 8-12 Jahren seinen Zenit überschritten. Irgendwann war er einfach nicht mehr lustig, sondern nur noch beleidigend.
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Nelson Muntz
19.12.2022 19:04registriert Juli 2017
Schon sein Ausraster, welche Top Gear beerdigte (ohne die 3 ists einfach Müll), war too much und hätte seine Karriere beenden müssen

Schade, denn sein schwarzer, teils grenzwertiger, Humor war gut.
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Sa_Set
19.12.2022 19:52registriert Oktober 2019
Er sagt was er denkt.
Naja, ich glaube ja eher er reisst mal die Klappe auf, bevor er nachdenkt.
Das verwechseln gewisse gerne und ist nicht das selbe. Vielleicht ist ja so was tatsächlich ehrlicher, aber dann kann man klar erkennen, was er für ein Typ Mensch ist.
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