Spoiler-Warnung: Dieser Artikel enthält Spoiler zu «Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings». Wenn du den Film noch nicht geschaut hast, lies lieber das hier:
So, da nun die Spoiler-Warnung aus dem Weg geräumt ist: Ja, ich habe es nun endlich auch geschafft, «Shang-Chi» zu schauen. Und ich fand ihn absolut grossartig. Die Visual-Effekte im Endkampf waren erste Klasse, die Charaktere waren gut geschrieben und haben eine spürbare Entwicklung durchgemacht. Noch selten habe ich so gut choreografierte Kampfszenen und sich dynamisch bewegende animierte Tiere gesehen.
Nun zum Grund warum wir eigentlich hier sind: Awkwafina. Sie spielt Katy, die beste Freundin von Shaun, respektive Shang-Chi. Die beiden feiern durch die Nächte und arbeiten tagsüber bei einem Parkservice. Und während ich in den ersten zwei Minuten gegenüber dem Charakter von Katy noch kritisch eingestellt war, verliebte ich mich in den Minuten danach umso schneller in den neusten Marvel-Sidekick.
Hier kommen fünf Gründe, warum sie mein neuster Lieblings-Marvel-Sidekick ist:
Awkwafina spielte bereits in etlichen Filmen. So zum Beispiel «Ocean's 8», «The Farewell» und «Crazy Rich Asians». Keinen davon habe ich je gesehen, den Namen Awkwafina kannte ich jedoch. Ich habe also nichts, womit ich ihre Performance vergleichen könnte. Vielleicht aber genau deshalb fühlte sich ihre Rolle in «Shang-Chi» so natürlich an. Ihre Witze wirken nicht einstudiert und ihre Aktionen sind genau so, wie ich sie von einem «normalen» Menschen erwarten würde.
Hinzu kommt, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt und Sarkasmus in unangenehmen Situationen zum Besten gibt.
Katy und Shaun sind Freunde. Und das ist gut so. Warum sich in Filmen die Frau immer in ihren besten Freund verlieben muss, ist mir ein Rätsel. Die Rolle von Katy entstigmatisiert genau dieses Klischee. Klar, ein Kuss während oder nach dem Höhepunkt des Filmes (der epischen Schlacht) macht ein visuell schönes Bild und darf auch mal vorkommen. Aber nicht jedes. Verdammte. Mal! Darum war ich umso erleichterter, dass sich Katy nicht in Shaun verliebt hat. Das zeigt, dass eine beeindruckende Charakterentwicklung einer weiblichen Darstellerin auch ohne Liebesgeschichte super funktioniert.
Für Katy, die ihr Leben lang in San Francisco wohnte, ist die Reise nach China eine aufregende. Es wäre ein Leichtes für sie, komplett durchzudrehen und sich das Ganze zu Kopf steigen zu lassen. Aber Katy bleibt, wie sie ist: loyal, bodenständig und ein bisschen durchgedreht.
Als die Gruppe (Katy, Shang-Chi und seine Schwester Xialing) in Ta Lo, dem Dorf der Pfortenwächter, ankommen, beginnt Katy als Bogenschützin zu trainieren. Ihre Fähigkeiten werden schnell besser, ihr ist aber immer bewusst, dass sie nicht über Nacht zur Bogenschützen-Göttin geworden ist.
Katy nimmt nichts von dem, was ihr passiert, als selbstverständlich hin.
Mit ihren neuen Bogenschützen-Skills hilft sie Shang-Chi und Xialing, den Seelenfresser zu zerstören. Sie schiesst den (fast) alles entscheidenden Pfeil und hilft somit, das Blatt im Kampf zu wenden. Sie ist also nicht einfach eine Person, die im Film ist, um halt mit dabei zu sein.
Ganz zu schweigen von ihren Fahrkünsten, von denen Bond nur träumen kann ...
In seinen Ende-20ern noch zu Hause wohnen, zu viel Party machen und an einem Ort arbeiten, der zwar keine Perspektiven bietet, aber dein Überleben sichert? Kommt mir bekannt vor ... Es ist auch die Geschichte von gefühlt jedem zweiten Millennial. Was Katy wiederum so sympathisch macht, denn sie ist keine Überfliegerin mit Traumjob und fancy Wohnung. Sie zeigt, dass auch das völlig okay ist.
In Hollywood werden oft 30-jährige Schauspielerinnen und Schauspieler gecastet, um Teenager zu spielen, was ein unrealistisches Bild einer Generation fördert. Da Awkwafina, genau wie ihr Charakter, aber selbst um die 30 ist, verleiht sie Katy Authentizität und schafft eine Person, mit der sich viele identifizieren können. Ich auf jeden Fall, und ich werde deshalb noch lange von ihr träumen schwärmen.