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Berlinale: Israel-Hass auf Berlinale-Bühne – Festival geht auf Distanz

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Die Festivaldirektorin Mariette Rissenbeek (links)Bild: keystone

Nach Äusserungen zu Gaza-Krieg: Berlinale distanziert sich von Preisträgern

26.02.2024, 05:2526.02.2024, 17:21
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Die Berlinale hat sich von den Äusserungen einzelner Filmschaffender zum Krieg in Nahost bei der Preisverleihung am Samstagabend distanziert. «Die Äusserungen von Preisträger*innen sind unabhängige, individuelle Meinungen. Sie geben in keiner Form die Haltung des Festivals wieder», teilte eine Berlinale-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur auf Nachfrage mit.

«Solange sie sich innerhalb der gesetzlichen Grenzen bewegen, müssen wir sie akzeptieren», hiess es weiter. Die Berlinale habe Verständnis dafür, dass die Äusserungen einiger Preisträgerinnen und Preisträger «als zu einseitig empfunden wurden» – wies aber auch darauf hin, dass Meinungsäusserungen bei Kulturveranstaltungen nicht grundsätzlich verhindert werden könnten und sollten.

Während der Preisverleihung am Samstagabend hatten mehrere Preisträger sich in einer Weise zum Gaza-Krieg geäussert, die für Kritik sorgte. Auffällig war nach Ansicht von Kritikern vor allem, dass viele Beteiligte auf der Bühne einseitig Vorwürfe gegen Israel erhoben, ohne den Terrorangriff der islamistischen Hamas vom 7. Oktober 2023 zu erwähnen oder eine Rückführung der israelischen Geiseln zu fordern. Lediglich die Co-Chefin der Berlinale, Mariette Rissenbeek, hatte andere Töne angeschlagen: «Wir fordern Hamas auf, die Geiseln umgehend freizulassen und wir fordern Israel dazu auf, alles erdenklich Mögliche zu tun, um die Zivilbevölkerung in Gaza zu schützen und dafür zu sorgen, dass dauerhaft Frieden in der Region wiederkehren kann.»

Der Zentralrat der Juden wies auf X am Sonntagabend darauf hin, dass bei der Berlinale «schon wieder eine der wichtigsten Kulturveranstaltungen in Deutschland für ideologische Hetze gegen Israel und Juden missbraucht» wurde. Damit spielt der Zentralrat wohl auf die vergangene documenta fifteen im Jahr 2022 an, die vom Umgang mit als antisemitisch kritisierter Kunst überschattet wurde.

Die Berlinale war in diesem Jahr besonders stark von politischen Debatten geprägt. Bereits bei der Eröffnungsgala hatten einige Filmschaffende ein Ende der Kämpfe in Gaza zwischen Israel und der Hamas gefordert. Bei der Preisverleihung am Samstag trugen mehrere Menschen auf der Bühne Zettel mit der Aufschrift «Ceasefire Now» (etwa: «Feuerpause jetzt») – womit sie für ein Ende der militärischen Aktionen Israels gegen die Terrororganisation Hamas in Gaza protestierten.

Hinzu kam am Sonntag ein israelfeindlicher Beitrag auf der Instagram-Seite der Panorama-Sektion der Berlinale, der schnell wieder gelöscht wurde. Ein Redaktor der «Welt» veröffentlichte einen Screenshot des Posts auf X. Dieser zeigte ein Foto mit dem Spruch «Free Palestine – From the River to the Sea» («Befreie Palästina – vom Fluss bis zum Meer»). Mit dem Satz ist gemeint, es solle ein freies Palästina geben auf einem Gebiet vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer – dort, wo sich jetzt Israel befindet. Das Filmfestival distanzierte sich auch hiervon und gab an, Opfer eines Hackerangriffs geworden zu sein.

«Dass jemand einen Berlinale Social-Media-Kanal für antisemitische Hetze missbraucht, ist unerträglich», hiess es auf Nachfrage der dpa. Die Posts seien sofort gelöscht worden, zudem werde untersucht, wie es zu dem Vorfall habe kommen können. «Und wir haben Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Wir verurteilen diesen kriminellen Akt aufs Schärfste.» (sda/dpa)

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127 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El_Chorche
26.02.2024 08:31registriert März 2021
Zur einfachen Unterscheidung:

Israelis + Palästinänser = normale Leute

Religiöse Siedler + Hamas = schlechte Leute

Nur, damit es hier zu keiner Verwechslung kommt.
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ursus3000
26.02.2024 07:20registriert Juni 2015
Als sich "Künstler" gegen die AFD äusserten, war es OK. Aber sich gegen die totale Zerstörung im Gazastreifen zu äussern ist dann wieder schlecht
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jruf
26.02.2024 08:23registriert Oktober 2015
Ich verstehe nicht, was Kritik an einer Regierung, die Krieg führt, mit Antisemitismus zu tun hat?
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