
Und alle schreien im Hintergrund: «Tu's nicht, nein!»Bild: Shutterstock
19.11.2023, 13:2819.11.2023, 13:28
Julia Dombrowsky / watson.de
Im Herbst besteht nicht nur auf nassem Laub Schlittergefahr, sondern auch emotional geraten einige Menschen, ganz besonders Singles, plötzlich stark ins Wanken. Das Phänomen ist hinlänglich bekannt: Sobald die Tage dunkler und die Temperaturen niedriger werden, fühlen wir uns wieder einsamer. Dann ziehen sich viele ins Wohnzimmer zurück und sehnen sich nach zuverlässigen Kuschelpartnern und -partnerinnen.
Gedanken an die Ex-Beziehung, die auf Hochsommer-Partys noch völlig selbstbewusst daher kamen («Die hatte mich gar nicht verdient! Ich kann sehr gut ohne sie/ihn leben»), werden auf der heimischen Couch plötzlich immer kleinlauter («Oder war es doch meine Schuld? Eigentlich könnte ich mich mal melden …»).
Vor genau diesem emotionalen Fettnäpfchen warnt jetzt allerdings Dr. Caroline West. Sie ist promovierte Sexual- und Beziehungsberaterin mit feministischem Ansatz und berät auch die Dating-App Bumble.
«Es kann verlockend sein, zu einem Ex zurückzukehren, wenn der Winter einbricht», weiss die Expertin, die in Dublin lebt und lehrt. Die dunkle Jahreszeit wird auch Cuffing Season genannt, weil sich über den Herbst Menschen wieder aneinander binden wollen. Wenn es draussen regnet oder schneit, und die Feiertage anstehen, will man es sich eben wieder «muckelig» zu Hause machen, wie man in Norddeutschland sagt.
Quick fix gegen Einsamkeit in der kalten Jahreszeit?
Wer wäre dafür geeigneter, als eine verflossene Liebe? Schliesslich kennt man diesen Menschen bereits, vertraut und schätzt ihn im besten Fall noch. Auch Anziehung war zumindest einmal da und die Nummer ist noch im Telefon abgespeichert. Wie praktisch!
Vor der Rückkehr aus reiner Bequemlichkeit warnt Caroline West allerdings ausdrücklich:
«Das mag zwar eine ‹einfache Option› sein, aber man muss sich immer wieder an die Gründe erinnern, warum man sich damals getrennt hat.»
Schliesslich hat irgendein Problem zumeist die Trennung ausgelöst und dieses ist noch lange nicht behoben, nur weil es einem weit weg vorkommt. Kam es zu Untreue? Respektlosigkeiten? Völlig unterschiedlichen Bedürfnissen? Dann sollte man nicht nur darüber hinwegsehen, weil es so gemütlich wäre, wieder jemanden zu haben.
Es fiele einem sowieso nur auf die Füsse, glaubt West. «Sich mit weniger zufriedengeben, als man eigentlich will, ist vielleicht eine kurzfristige Lösung, fühlt sich auf lange Sicht meistens nicht gut an», mahnt die Beziehungsberaterin daher.
Für den Neustart braucht es erst ein Ende
Alte Wunden könnten wieder aufreissen und ein schmerzhafter Teufelskreis wieder in Gang gesetzt werden. Doch vor allem steht der «Schrecken ohne Ende» einem neuen Liebesglück im Weg, das vielleicht die bessere Option wäre.
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Der Herbst, auch wenn prädestiniert dazu, sollte also lieber nicht genutzt werden, um erkaltete Bettgeschichten wieder aufzuwärmen, sondern sich im Gegenteil ganz bewusst von ihnen zu lösen – sowohl emotional als auch materiell. Caroline West fügt hinzu:
«Das Festhalten an vergangenen Beziehungen, seien es Telefonnummern, Nachrichten oder sogar ein altes T-Shirt, kann uns beim Dating behindern, da wir uns geistig nicht auf die Gegenwart konzentrieren.»
Dieses Aufräumen hilft, um Abschied zu nehmen und erleichtert einen romantischen Neustart in die Datingwelt. Ein verregneter Sonntag ist eigentlich hervorragend dafür geeignet, um alte Liebesbriefe und Fotorahmen in den Keller zu bringen und schon einmal Platz zu schaffen für neue Dating-Geschichten und neue Erlebnisse.
«Nachdem man seine Umgebung aktiv von der Vergangenheit befreit hat, fühlt man sich oftmals stärker, selbstbewusster und offener dafür, jemand Neues kennenzulernen», sagt die Expertin abschliessend.
Und wer weiss – vielleicht findet sich unter den anderen Singles auf dem Datingmarkt ja auch jemand, der es sich gerade jetzt genauso kuschelig machen will, wie man selbst …
«Gibt es irgendeinen Grund, Tee zu trinken?»
Video: watson
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