In den vergangenen Jahren war Xavier Naidoo eher bei Schwurblern, Rechten und Corona-Gegner beliebt als bei Musikfans. Ein Song, den er 2012 veröffentlichte, wurde als homophob kritisiert. Er leugnete Corona, sah die Erde als Scheibe und trat bei den Reichsbürgern auf. Mit dem Krieg in der Ukraine kam jetzt offenbar die Läuterung.
Denn Naidoos Frau ist aus der Ukraine, und der Sänger musste sich in den vergangenen Wochen um die Familie kümmern, holte einige aus dem Land heraus. Das Leid, das durch Putins Angriffskrieg verursacht wird, hat ihm offenbar die Augen geöffnet. «Ich musste mich kritischen Fragen zu Äusserungen von mir in der Vergangenheit stellen. Das war ein Grund für mich, mich zu hinterfragen», sagte er in einem Video. Die Ereignisse im Osten Europas, der Heimat seiner Frau, seien Grund für ihn gewesen, sich selbst zu reflektieren.
«Ich habe erkannt, auf welchen Irrwegen ich mich teilweise befunden habe. Und dass ich in den letzten Jahren viele Fehler gemacht habe», sagte er. Es sei ihm bewusst geworden, dass er Familie und Fans mit verstörenden Äusserungen irritiert und provoziert habe, für die er sich entschuldigen möchte.
Naidoo war immer wieder wegen rechtsextremen Liedern und wissenschaftsfeindlichen Thesen in die Kritik geraten. Schon 2009 hatte er die Legitimität des Bundestages in Frage gestellt, 2011 behauptete er im Morgenmagazin des ZDF, dass Deutschland noch immer besetzt sei. Er hatte sogar den damaligen Bundespräsident Horst Köhler – erfolglos – wegen Hochverrats angezeigt. In dem Lied «Goldwaagen/Goldwagen» spielte er auf eine angebliche Rolle der CIA bei den Terroranschlägen in New York und London an. Er zweifelte die Existenz des Corona-Virus an und wollte sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel anzeigen.
«Ein zentraler Punkt meines Charakters ist die Suche nach Wahrheit. Wer diese sucht, macht sich auf den Weg und wer diesen Weg geht, trifft auf viele Meinungen», führte Naidoo aus. «Hierbei habe ich mich verrannt. Ich habe mich Theorien und Gruppierungen geöffnet, von denen ich mich ohne Wenn und Aber distanziere. Ich war von Verschwörungserzählungen geblendet und habe sie nicht genug hinterfragt», gestand der Mannheimer Musiker. Er habe sich auch teilweise instrumentalisieren lassen. «Ich habe Dinge gesagt und getan, die ich heute bereue.»
Der Gründer der bekannten Band «Söhne Mannheims» will sich von seiner extremen Vergangenheit jetzt trennen. «Ich distanziere mich von allen Extremen, Rechten und verschwörerischen Gruppen. Nationalismus, Rassismus, Homophobie und Antisemitismus sind mit meinen Werten nicht vereinbar», sagte der 50-Jährige zum Abschluss.
((t-online, wan ))