Vergesst den vor Männlichkeit strotzenden «Alpha Male», denn es gibt es einen neuen Männertyp, der auf den Strassen zu sehen ist. Zu erkennen ist er unter anderem an Kopfhörern mit Kabeln, einer Stofftasche mit Labubu-Anhänger, einer weiten Vintage-Hose oder einer Perlenkette um den Hals. In der Hand hält der Mann einen Matcha Latte oder ein Buch von einer feministischen Ikone wie Sally Rooney.
Der Typ nennt sich «Performative Male» oder auch Matcha-Man und meint das Zurschaustellen von Feminismus, vor allem gegenüber jungen progressiven Frauen. Damit will er zeigen, dass er zu den «Guten» gehören und nicht toxische Männlichkeit verbreiten möchte.
Trendforscherin J'Nae Phillips meint dazu gegenüber dem Guardian: «Bei einem performativen Mann geht es weniger darum, wer er ist, als vielmehr darum, wie er seine Männlichkeit in der Öffentlichkeit – meist online – präsentiert. Er ist sich bewusst, dass Männlichkeit beobachtet, bewertet und konsumiert wird, und inszeniert sie deshalb.»
@justamsi what did i forget
♬ оригинальный звук - 𝐉 𝐄 𝐑 𝐄 𝐌 𝐘
Er könne mit dem Poser der 90er-Jahre verglichen werden. Noch ähnlicher ist der Typ aber dem «Softboy» aus den späten 2010er-Jahren. Auch dieser steht zu seinen Emotionen – anders als die anderen Männer.
Die Männer des neuen Typs wollen zeigen, dass sie woke sind und auf der Seite der Frauen stehen, anders als die Alphamänner, die die alten Werte propagieren, die Frauen zurück an den Herd schicken wollen und Andrew Tate verehren. Es ist auch der Gegenentwurf zur «Trad-Wife»-Bewegung, denn es wird ein übertriebenes Bewusstsein für Männlichkeit zur Schau gestellt.
Nun könnte man denken, alles schön und gut, doch die Sache hat einen Haken, denn vielen der Matcha-Männer glaubt man nicht, schreibt der Tagesanzeiger. Viele der Männer wissen gar nicht, wieso Labubus, Kabelkopfhörer oder Matcha Latte als Symbol für Performativität stehen, wie die New York Times mittels einer Suchanfragenanalyse aufdeckte.
Etliche der Männer nutzen die Symbole nicht, um besser zu sein, sondern um besser wahrgenommen zu werden. Dass vieles der Bewegung oberflächlich ist, zeigen auch zahlreiche Wettbewerbe, bei denen der glaubwürdigste Vertreter des Männertyps gewählt wird.
@_knpc Just witnessed Jakarta’s first performative male… finally, men doing the most for once 😮💨✨
♬ Jet2 Advert - ✈️A7-BBH | MAN 🇬🇧
Die Contests werden von Frauen organisiert, um die Männer zu entlarven, die versuchen, die Frauen mit ihrem Äusseren zu manipulieren. Auch auf TikTok werden Männer verpönt, die beispielsweise die feministischen Bücher verkehrt herum halten.
Natürlich sollten nicht alle Männer in einen Topf geworfen werden, denn es gibt auch wirklich einige Exemplare, die gerne Matcha Latte trinken oder Baggy-Jeans tragen. Auf Social Media sagt einer: «Lass mich meinen Matcha und meine Einkaufstasche geniessen. Ich mache das seit 2020.»
Vorbilder des neuen Männertyps sind Schauspieler Jacob Elordi und Pedro Pascal. Letzterer wird so häufig mit Büchern gesichtet, dass davon Leselisten existieren. Und auch sonst soll er nicht dem konservativen Männerbild entsprechen. (kek)