Zeitreisen – eine romantische und magische Vorstellung, die von Serien wie «Doctor Who» und «Outlander» geprägt wurde. Hinter jedem Zeitsprung lauert ein Abenteuer, eine aufregende Welt, interessante Personen, aber auch tödliche Gefahren.
So auch für Henry in der neuen Serie «The Time Traveler's Wife». Die sechsteilige Serie basiert auf dem gleichnamigen Buch von Audrey Niffenegger. 2009 wurde das Buch mit Rachel McAdams in der Hauptrolle zum ersten Mal verfilmt. Nun versuchte sich HBO an der Sci-Fi-Liebesgeschichte.
Henry wird von Theo James (bekannt aus den «Divergent»-Filmen) gespielt, die «Game of Thrones»-Darstellerin Rose Leslie spielt die Rolle von Henrys Frau Clare.
In einer Einstellung sehen Zuschauende die abgetrennten Füsse von Henry. Sie stehen einfach da. Wie hingestellt und nicht abgeholt. Und dann werden sie nicht mehr erwähnt oder gezeigt. Meine Frage: Welcher Vorfall/Unfall trennt beide Füsse so sauber ab? Und warum stehen die da einfach rum?
Folgefrage:
Mit 41 ist Henry ein gut aussehender, trainierter Mann, mit 42 sitzt er im Rollstuhl (naheliegend, dass das etwas mit den abgetrennten Füssen zu tun hat) und scheint 20 Jahre gealtert zu sein. Er scheint – ausser seinem Gendefekt, welcher ihn Zeitreisen lässt, – eine Krankheit zu haben. Aber was genau ist passiert? Woran leidet er? Wir erfahren es nicht.
Kinder sind erst gegen Ende der Serie ein Thema, aber es wird dennoch zu einem wichtigen (Streit-) Thema zwischen Henry und Clare. Der 41-jährige Henry erklärt seinem jüngeren Ich, dass Zeitreisen-Babys einfach aus dem Bauch verschwinden – Clare ist am Boden zerstört. Aufgeben ist für sie aber keine Option.
Ich war mir nicht mehr sicher und musste deshalb nachschauen, aber im Film (und auch im Buch) hatten die beiden eine Tochter.
🤷
All diese Fragen werden im Buch, das 2003 erschienen ist, geklärt. Das Offenlassen dieser Dinge könnte auf eine mögliche zweite Staffel hindeuten. Bis jetzt ist allerdings noch nichts bestätigt und es sind auch zu wenige Details «übrig», um sechs weitere Folgen à je 50 Minuten zu füllen. Ausser natürlich, man beginnt Storylines und Plottwists dazu zu erfinden.
Der letzte Punkt:
Als Henry Clare zum ersten Mal trifft, ist er 41 Jahre alt und sie 6. In den nächsten 12 Jahren werden sie sich insgesamt 152 Mal treffen. Sie spielen Brettspiele, er hilft ihr bei den Hausaufgaben und sie bringt ihm Kleidung und Essen – denn Zeitreisen machen hungrig. Clare verliebt sich im Laufe der Jahre in ihn, sie kann gar nicht anders.
Was mir durch den Kopf gegangen ist: Grooming.
Missbrauchsabsichten hat Henry natürlich keine. Gezielt trifft er Clare auch nicht, denn er kann nicht kontrollieren, wann und wohin er reist. Trotzdem bleibt ein bitterer Nachgeschmack.
Anscheinend haben sich die Macherinnen und Macher der Serie dazu ebenfalls Gedanken gemacht und sprachen das Thema – zu meinem Erstaunen – direkt an. Henry sagt nämlich zur jungen Clare, dass er sie nicht «groomen» möchte, und weist Clares Avancen, als diese langsam älter wird, zurück.
Die Verfilmung des Romans funktioniert im Serienformat definitiv besser als in Filmlänge. Es braucht die Zeit, die eine Serie bieten kann, um diese komplexe Geschichte zu erzählen.
Das Drehbuch hat übrigens Steven Moffat geschrieben – kein unbekannter Name, wenn es um Serien über Zeitreisende geht. Er arbeitete an rund 50 «Doctor Who»-Folgen mit, er weiss also, wovon er schreibt.
Am Ende der Serie blieben aber nicht nur verwirrende Fragen, deren Antworten ich googeln musste, es blieb hauptsächlich und vorwiegend Zufriedenheit. Zufriedenheit darüber, dass die Serie besser gelungen ist als der Film damals – sorry Rachel. Zufriedenheit darüber, dass sie ein problematisches Thema angesprochen und dieses so gut wie möglich behandelt haben. Und Zufriedenheit darüber, dass es einfach wieder mal eine schöne Serie war.
Ich liebte die Serie. Definitiv die perfekte Serie für einen Freitagabend mit einer Flasche einem Glas Wein.
«The Time Traveler’s Wife» ist ab dem 16. Mai auf Sky Show verfügbar.