Was ABBA ist? Musik, die Babyengel auf den Saiten unserer Herzen spielen, natürlich. Leicht, berauschend und latent melancholisch. Eine Party, die man nie mit einem Kater, aber immer mit einem kleinen Liebeskummer verlässt. Verstrahlte Küsse. Immer Sommer. Das südlichste Lebensgefühl, das jemals aus dem Norden kam. Und die sinnloseste Musicalverfilmung ever. Die jetzt auch noch gekalbt hat. Aus «Mamma Mia!» (2008) wird «Mamma Mia! Here We Go Again». Neues von der fiktiven griechischen Tourismusdestination Kalokairi also. Jetzt.
Althippie Donna (Meryl Streep) kann alle ABBA-Songs auswendig, ist aber eine lausige Hotelchefin. Ihre Tochter Sophie (Amanda Seyfried) hat drei Väter (Colin Firth, Pierce Brosnan, Stellan Skarsgård). Echt? Nein, natürlich nicht, aber Vaterschaftstests sind halt unromantisch. Sophie lädt alle drei zu ihrer Hochzeit ein, die sie jedoch am Altar abbricht, worauf ihre Mutter kurzerhand Pierce Brosnan heiratet, obwohl doch Colin Firth der Bessere wäre, aber der ist schwul.
Christine Baranski und Julie Walters als Donnas crazy Freundinnen von früher. Und diese total herzige Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Meryl Streep und Amanda Seyfried. Oder blieben eure Augen bei «Slipping Through My Fingers» etwa trocken? Na? Nein. Eben.
Donna ist tot. Wieso? Kein Thema. Zu viel ABBA? Zu viel Ouzo? Zu wenig Colin Firth? Sophie hat das Hotel renoviert. Leise klagen Fischer über die Wirtschaftskrise (okay, etwa drei Sekunden lang, aber immerhin). Eine riesige Opening-Party soll gefeiert werden, fällt erst in Wasser, dann wieder nicht.
Wir durchleiden eine Milliarde Rückblenden auf Donnas wilde Vergangenheit im Jahr 1979. Offenbar das einzige Jahr, in dem die Arme Sex hatte. Und auch da nur mit den uns bereits bekannten drei möglichen Vätern. Erstaunlicherweise ist 1979 auch das Jahr, in dem das drahtlose Mikrofon bereits erfunden war, aber dies nur ganz am Rand. Jung-Donna (Lily James, bekannt als «Cinderella») ist nicht wirklich charismatisch, kann aber super singen. Also ABBA-Songs.
Und dann ist jemand schwanger und noch jemand und Cher kommt und Meryl Streep ist nicht nur tot, hach!, und der Film wird geil. Weil? ABBA halt. Unschuldige Babyengel, die auf den Saiten unserer Herzen Party feiern und so.
Leider nicht Lily James. Leider wissen wir sehr genau, wie Meryl Streep in jungen Jahren ausgesehen hat. Leider ganz anders. Die Filmgeschichte beisst da quasi dem Film den Schwanz ab.
Ja, das wollen wir! Und Meryl, Christine, Amanda, Colin, Julie, Stellan und Pierce sehen – gut, Pierce vielleicht am wenigsten, weil der einfach immer noch nicht Singen gelernt hat. Was in einem Musicalfilm doch einigermassen essentiell wäre. Sobald die alle auf der Leinwand sind: superduprige Seligkeit! Okay, vielleicht kann man sich auch einfach «Mamma Mia! 1» nochmals ansehen. Hat eh mehr Hits drin. Aber halt keine Cher.
Die Insel Kalokairi, auf der alle Häuser weiss sind und blaue Türen haben? Auf der ein Kirchlein so idyllisch auf einem Felssporn steht? Auf der die Menschen immerzu und latent unmotiviert auf und ab rennen? Und dies in Scharen? Gibt es so nicht. Das Griechenland im Film wurde in Kroatien gedreht. Womit Kroatien nun zweimal Zweiter geworden ist. An der WM und im Sequel.
O!M!G! Leute, irgendwann 2018 wird es uns erreichen, das erste Meisterwerk des 21. Jahrhunderts, der Klimax der Popgeschichte, die Neuschaffung des Universums aus Glitzer, der Orgasmus zwischen Disco und Disco ... Okay, Cher war von ihrer Arbeit am Film derart begeistert, dass sie ein ganzes ABBA-Cover-Album herausbringen wird. Wahrscheinlich im September. Das wird schön.
«Mamma Mia! Here We Go Again» läuft ab 19. Juli im Kino. Bis zum Ende des Abspanns sitzen bleiben!