Für Charlie braucht es nur ein Wort, um sich zu verlieben: «Hi». Das und ein Lächeln vom coolen Sportler Nick und es ist um ihn geschehen.
Auch Nick scheint Charlie zu mögen. Allerdings nicht auf eine romantische Art. Denn: Charlie ist schwul, Nick ist es nicht. Oder?
Es ist eine Story, die bereits unendliche Male erzählt wurde: Unbeliebte Person trifft beliebte Person und verliebt sich. Beliebte Person hat mit sozialem Druck und Vorurteilen zu kämpfen. Beide werden verletzt, beide überwinden schlussendlich ihre Hürden und werden gemeinsam glücklich.
Doch «Heartstopper» ist anders – ein wenig. Denn es ist eine Liebesgeschichte für alle queeren Personen.
Die britische Netflix-Serie «Heartstopper» deckt jeden Buchstaben in LGBTQ ab: Lesbisch, Gay, Bisexuell, Trans und Queer. Es ist höchste Zeit, dass Mainstream-Medien dies ansprechen und behandeln – auch wenn sie sich dann mit Themen wie Trans- und Homophobie auseinandersetzen müssen.
Traurig zu sehen ist, wie sehr sich Charlie an die konstanten homophoben Kommentare und Verhalten seiner Mitschüler gewöhnt ist. Er hat sich damit abgefunden, ein Aussenseiter zu sein. Bis Nick kommt und ihm klarmacht, dass er sich ein solches Verhalten nicht gefallen lassen muss.
Charlie und seine Freunde sind normale Teenager. Sie müssen um 10 Uhr zu Hause sein, werden von ihren Eltern in der Gegend herumgefahren, erledigen nach der Schule tatsächlich ihre Hausaufgaben und handeln ihrem Alter entsprechen. Nach Serien wie «Euphoria», «Riverdale» und «Sex Education» ist es genau diese «Normalität», die ich zur Abwechslung geniesse. Dass nicht ein Drama und Plot Twist nach dem anderen kommt, hat mich null gestört – ganz im Gegenteil.
Die Serie basiert auf den gleichnamigen Comic-Büchern von Alice Oseman, die mit «Heartstopper» 2018 ihren Durchbruch als YA-Autorin feierte. Insgesamt gibt es vier Bände, die Serie basiert auf den ersten zwei. Halbwegs durch die Serie habe ich den ersten Band gekauft und war positiv überrascht, wie akkurat die Serie das Buch wiedergibt. Da Oseman aber ebenfalls das Drehbuch schrieb, ergibt dies Sinn. In der Serie hat es allerdings mehr Charaktere – was sich in diesem Format natürlich auch besser erzählen lässt. Diese nehmen aber nichts von der eigentlichen Geschichte weg, sondern bereichern diese.
Ein Charakter, der – zumindest im ersten Comic-Band – nicht vorkommt, ist Nicks Mutter. Gespielt wird diese von der Oscar-Preisträgerin Olivia Colman. Sie arbeitete schon zuvor bei der Krimiserie «Broadchurch» mit dem Regisseur der Serie: Euros Lynn.
Colman ist die einzige bekannte Schauspielerin der Serie. Wahrscheinlich auch ein Grund, weshalb das Ganze sehr frisch daherkommt.
(Fast) dramafrei vergeht die erste Staffel wie im Flug und lässt mich mit einem Lächeln auf den Lippen zurück. Ich habe es gerne geschaut. Aber eine Staffel ist genug. Für mich ist die Geschichte von Charlie und seinen Freunden abgeschlossen, alles was (noch) nicht gezeigt wurde, kann der Fantasie überlassen werden.
Ist das nicht schon längstens Standard? Insbesondere in den Streamingdiensten finden sich in jeder neueren Produktion zentrale LGBTQ-Charaktere.