Es ist die Geschichte einer Selbstinszenierung, mit den Kulissen und Ritualen der 1950er-Jahre. 2020 hatten die Schweizer Comedienne Hazel Brugger, 29, und ihr Langzeitpartner, der Autor und Comedian Thomas Spitzer, 34, sich das Jawort gegeben. 2021 wurden sie Eltern einer Tochter.
Thomas Spitzers plötzliches Auftauchen an der Seite seiner berühmten Frau war damals überraschend und kam doch nicht völlig unvorbereitet. Homevideos, in denen sich die beiden während der Pandemie an der Inneneinrichtung ihrer gemeinsamen Kölner Wohnung abarbeiteten und in denen über den rechten Umgang mit Zimmerpflanzen philosophiert wurde, machten das Gesicht Spitzers den Hazel-Brugger-Fans erstmals bekannt.
Als im Frühjahr 2021 der Pärchen-Podcast «Nur verheiratet» auf Spotify erschien - mit einem Paarbild, das einen optisch in die Hausfrauenhölle der 1950er-Jahre versetzte, war man vorsichtig optimistisch, dass diese ironische Selbstinszenierung einer soliden Paarbeziehung mit Traum vom Eigenheim dank Hazels anarchischer Pointenenergie doch noch irgendwie gelingen könnte.
Das ging eine Weile gut. Der Exklusivvertrag mit Spotify gab den beiden eine Aufmerksamkeitsgarantie, die sie für sich zu nutzen wussten. Viele Episoden waren Gesprächsthema in der Presse. Als die beiden im Dezember etwas verschnupft verkündeten, dass Spotify ihren Exklusivvertrag aufgelöst habe, kündigte man selbstbewusst eine Fortsetzung an.
Nun sind die ersten zwei Folgen «Hazel Thomas Hörerlebnis» seit einer Woche kostenlos auf den Streamingplattformen verfügbar, und was soll man sagen über dieses hyperreflektierte Ehepaar? Die beiden überbieten sich wieder mit Ratgeberliteratursprüchen und Binsenweisheiten. Man klagt über den enormen Stresspegel, den sich das Workaholic-Paar selbst aufzuerlegen scheint. Thomas Spitzer sinniert über eine Zahnwurzelbehandlung, die nach einer missglückten Reise nach London nötig war, und belehrt seine Frau, die über ihre entzündeten Nebenhöhlen klagt, sie möge mit ihrer Planerei doch bitte nicht mehr so viel Freizeitstress produzieren.
Dysfunktionale Eheskizzen à la Loriot sind das nicht. Es ist eher die gegenseitige Selbstbestätigung zweier Menschen, die sich sogar über die Fusel auf ihrer Wohnzimmerdecke einig zu sein scheinen. Vor allem Thomas Spitzer, der regelmässig zu einem Sermon über korrekte Lebensführung ansetzt, wirkt in seinem Rollenverständnis altbacken und bieder. Etwa, wenn er seine Rolle als Vater als aktive versteht und den Müttern dieser Welt (Hazel eingenommen) pauschal erklärt, dass es ihnen schwerfalle, auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen, weil ihnen ihre eigenen Kinder so wichtig seien.
«Wir werden immer älter, immer rosinenhafter, gleichzeitig aber grauer», meint Hazel an einem Punkt zu ihrem Partner. Immerhin, man hat bei allem Nachdenken über Kindergeburtstage und Kleinkind-Wehwehchen den Bezug zu sich selbst noch nicht verloren.
Sie muss wieder alleine los und ihre überspitzten überdrehten Geschichten erzählen… ihren langweiligen Mann kann sie beim Kind lassen!