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Generationen-Barometer 2025: So denkt die Schweiz – in 17 Grafiken

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Für den Generationen-Barometer 2025 wurden im vergangenen Herbst rund 2700 Personen befragt.Bild: Shutterstock

17 Punkte, die zeigen, wie wir über unser Leben denken

Der Generationen-Barometer 2025 zeigt, was die Menschen in der Schweiz aus verschiedenen Generationen über aktuelle Probleme denken. Kurz zusammengefasst: Der Graben zwischen Arm und Reich geht auf, die jüngeren Menschen sind unzufriedener.
20.02.2025, 06:3420.02.2025, 06:34
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Das Schweizer Forschungsinstitut Sotomo zeigt im Auftrag des Berner Generationenhauses mit dem Generationen-Barometer 2025, was die Menschen in der Schweiz aktuell bewegt. Wir haben 17 Punkte herausgepickt und zeigen von der Lebensarbeitszeit über die Erweiterung der Wehrpflicht auf Frauen bis zu Zukunftsfragen, wie die verschiedenen Generationen darüber denken.

Hier driftet die Schweiz auseinander

Nachdem beim letzten Generationen-Barometer 2023 noch Reich und Arm die Gesellschaft geteilt hatten, steht jetzt wieder der Unterschied zwischen der politischen Orientierung bei der Differenzierung der Schweiz zuoberst.

Die Jungen sehen ein Problem

Fast die Hälfte der jungen Menschen sieht ein Auseinanderdriften zwischen Jung und Alt. Diesen Problembereich sehen immer weniger Menschen, je älter sie werden. In anderen Bereichen sind die Unterschiede weniger frappant.

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Bild: sotomo Generationen-Barometer 2025

Jeder Dritte hält Angriff auf EU-Land für wahrscheinlich

Den Eindruck, dass die aktuellen Konflikte der Welt in naher Zukunft eskalieren könnten, sehen immer mehr als wahrscheinlich an. Dass ein EU-Land angegriffen wird, glaubt fast jeder Dritte. Einen Konflikt zwischen den USA und Russland halten 28 Prozent für wahrscheinlich. Dass es zwischen Israel und dem Iran bald so richtig kracht, davon gehen 4 von 5 Personen aus.

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Bild: sotomo Generationen-Barometer 2025

So sehen wir uns im Vergleich mit Europa

Im Vergleich mit Europa hat sich die Lage in der Schweiz aus Sicht der Befragten verbessert. Die Bruchlinien schliessen sich allgemein eher.

Spannend ist dabei auch, dass sich die Generationen hier annähern. Sowohl Junge wie auch Alte glauben ziemlich einstimmig, dass wir einen stärkeren Zusammenhalt als Europa haben. Das war 2022 noch anders – vor allem bei der jüngeren Generation.

sotomo Generationen-Barometer 2025
Bild: sotomo Generationen-Barometer 2025

«Erbschaft für alle» hat es schwer

Laut der Umfrage befürworten 57 Prozent der Befragten, dass Erbschaften vollständig bei den Erben bleiben sollen – ein klares Votum für die Wahrung der familiären Vermögen.

Besonders bemerkenswert ist die Haltung der jüngeren Generation: 61 Prozent der 18- bis 35-Jährigen befürworten eine Abgabe. Zudem zeigt diese Gruppe mit 9 Prozent die höchste Zustimmung für eine Abgabe von mehr als 30 Prozent. Diese Offenheit könnte auf ein stärkeres Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit und die Herausforderungen der Vermögenskonzentration hindeuten.

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Bild: sotomo Generationen-Barometer 2025

Erweiterte Wehrpflicht für alle

Soll die Wehrpflicht für Männer auf einen obligatorischen Gemeinschaftsdienst für Männer und Frauen ab 18 Jahren ausgeweitet werden? Statt Militärdienst könnte man dann beispielsweise auch einen Pflegedienst für ältere Menschen absolvieren.

Bei den 18- bis 25-Jährigen findet diese Idee in der aktuellsten Ausgabe wieder deutlich weniger Zustimmung. 60 Prozent der unter 35-Jährigen befürworten die Reform – ein Rückgang um 11 Prozent seit 2022. Mögliche Gründe könnten sein, dass junge Menschen die Pflicht als zusätzliche Belastung empfinden oder infrage stellen, ob der Nutzen für ihre eigene Zukunft die Einschränkungen rechtfertigt.

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Bild: sotomo Generationen-Barometer 2025

«Lebensarbeitszeit» erhält Zustimmung

Das Konzept der Lebensarbeitszeit soll mehr Gerechtigkeit versprechen: Wer früher ins Arbeitsleben eintritt, soll auch früher in Rente gehen können – eine Anpassung, die körperlich belastende Berufe entlasten würde. Doch gerade Jüngere und Hochgebildete könnten darin eine ungleiche Behandlung sehen, da Studienzeiten möglicherweise nicht angerechnet werden würden.

Tatsächlich variieren die Meinungen zwischen den Generationen stark: Während 73 Prozent der über 55-Jährigen zustimmen, zeigen nur 47 Prozent der 18- bis 35-Jährigen Unterstützung. Möglicherweise auch weil Jüngere die Vorstellung, bis ins hohe Alter zu arbeiten, mit einem Gefühl von Gebrechlichkeit verbinden.

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Bild: sotomo Generationen-Barometer 2025

Zufriedenheit steigt

Gegenüber 2020 nahm die Zufriedenheit insgesamt von 83 auf 89 Prozent zu. Dabei ist der Anteil der «sehr» Zufriedenen bei den Ü55-Jährigen deutlich am höchsten. Jüngere Generationen sind dagegen nur «eher» zufrieden.

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Bild: sotomo Generationen-Barometer 2025

Und das sind die Hauptgründe für die Zufriedenheit der Schweizerinnen und Schweizer:

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Bild: sotomo Generationen-Barometer 2025

Eher pessimistische Blicke in die Zukunft

Dass das Weltgeschehen auf die Stimmung der Schweizer Bevölkerung drückt, passt zu einem wachsenden Zukunftspessimismus. 71 Prozent der Befragten blicken pessimistisch auf das Jahr 2055.

Der Vergleich zu früheren Studien macht deutlich, dass bei allen Generationen seit 2021 der Pessimismus zunimmt. 2022 blickten noch 34 Prozent positiv 30 Jahre in die Zukunft, heute sind es nur noch 29 Prozent. Besonders die unter 36-Jährigen wurden im Vergleich zu 2022 deutlich pessimistischer.

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Bild: sotomo Generationen-Barometer 2025

Eigener Einfluss klein

Fehlender Optimismus für die Zukunft paart sich mit dem Eindruck, keinen persönlichen Einfluss auf deren Gestaltung zu haben. Nur eine Minderheit von 12 Prozent der Befragten glaubt, dass sie die Zukunft in unserer Gesellschaft mitgestalten könnten.

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Bild: sotomo Generationen-Barometer 2025

TikTok-Verbot findet Zustimmung

Soziale Medien prägen den Alltag aller Generationen, doch der Umgang damit spiegelt oft unterschiedliche Werte und Prioritäten wider. Während ältere Generationen häufig Bedenken hinsichtlich Datenschutz, Konzentration und sozialer Auswirkungen hegen, betrachten jüngere Generationen soziale Plattformen als zentralen Bestandteil ihrer Lebenswelt.

Ein TikTok-Verbot in der Schweiz findet bei zwei Dritteln der Befragten Zustimmung. Bemerkenswert ist die knappe Mehrheit von 60 Prozent bei den 18- bis 25-Jährigen – jener Gruppe, die die Plattform am intensivsten nutzt.

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Bild: Sotomo Generationen-Barometer 2025

Auch Handyverbot an Schulen wird begrüsst

Noch grösser ist die Zustimmung zu einem Handyverbot an Schulen: Bemerkenswerte 82 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus.

Selbst unter den 18- bis 25-Jährigen unterstützen fast zwei Drittel ein solches Verbot. Dies zeigt eine generationenübergreifende Sorge um die negativen Effekte digitaler Technologien auf Bildung und soziale Interaktionen.

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Bild: sotomo Generationen-Barometer 2025

Warum wir arbeiten gehen

Aller Diskussionen über Sinnhaftigkeit und Selbstverwirklichung zum Trotz: Bei der Arbeit geht es für viele in erster Linie um das Einkommen. Für 44 Prozent ist die primäre Bedeutung von Arbeit, sich finanziell abzusichern. 19 Prozent arbeiten in erster Linie, um etwas bewirken zu können, 15 Prozent sehen in der Arbeit allem voran eine Form von Selbstverwirklichung.

Bei allen Altersklassen ab 26 Jahren geht es jeweils der Hälfte bei der Arbeit primär ums Geldverdienen. Nur bei den 18- bis 25-Jährigen stehen immaterielle Aspekte, wie Selbstverwirklichung und Selbstwirksamkeit, im Vordergrund.

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Bild: sotomo generationen-barometer 2025

Und darauf legen wir bei der Arbeit Wert

Auch wenn ein grosser Teil der Bevölkerung primär wegen des Geldes arbeitet, so steht ein gutes Gehalt dennoch nur bei einem Drittel der Bevölkerung im Vordergrund, wenn es um Merkmale eines guten Arbeitsplatzes geht.

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Bild: sotomo generationen-barometer 2025

So zufrieden sind wir mit der Work-Life-Balance

79 Prozent und damit die grosse Mehrheit der Befragten sind zufrieden mit ihrer aktuellen Work-Life-Balance. Am häufigsten unzufrieden sind Personen zwischen dem 26. und dem 45. Lebensjahr, also in jenem Alter, in dem für viele die Wünsche, beruflich erfolgreich zu sein und gleichzeitig ein Familienleben aufzubauen, konkurrieren. Für ein Drittel der Befragten mittleren Alters bleiben Beruf und Familie weiterhin schwer vereinbar.

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Bild: sotomo Generationen-Barometer 2025

So prägen uns unsere Eltern

Persönliche Autonomie und moralische Prinzipien stehen dabei klar im Fokus: Selbstständigkeit und Eigenverantwortung führen mit 34 Prozent die Rangliste an, dicht gefolgt von Ehrlichkeit und Integrität mit 33 Prozent. Diese beiden Werte spiegeln eine Gesellschaft wider, die persönliche Freiheit schätzt, aber ebenso stark auf ethische Grundsätze setzt.

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Bild: sotomo Generationen-Barometer 2025

Das wollen wir weitergeben

Familiäre Umgangsformen sind etwas vom Wichtigsten, das wir weitergeben möchten. Das unterstreicht ihre zentrale Rolle für das Zusammenleben und die Identitätsbildung.

Unter familiären Umgangsformen sind Werte wie gegenseitiger Respekt, Höflichkeit, ein unterstützendes Miteinander und Rituale wie das gemeinsame Begrüssen oder Verabschieden gemeint – Aspekte, die das tägliche Zusammenleben prägen.

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Bild: sotomo generationen-barometer 2025
Daten und Quellen
Das Forschungsinstitut Sotomo hat zu diesen Themen im Auftrag des Berner Generationenhauses zwischen dem 18. September und dem 7. Oktober 2024 genau 2754 Personen befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die sprachintegrierte Bevölkerung in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz ab 18 Jahren.

Da sich die Teilnehmenden der Umfrage selbst rekrutieren (opt-in), ist die Zusammensetzung der Stichprobe nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit. Den Verzerrungen in der Stichprobe wird mittels statistischer Gewichtungsverfahren entgegengewirkt. Hier gibt's die ganze Studie.

So war der Generationen-Barometer 2023:

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23 Kommentare
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Theor
20.02.2025 08:57registriert Dezember 2015
Ich frage mich schon, wo diese ganzen zufriedenen Leute eigentlich sind. In meinem Umfeld kämpft jeder nur noch mit psychischen Problemen, chronischen Krankheiten, Belastungsstörungen, Weltenschmerz-Melancholie und langsames Abdriften in den totalen Nihilismus weil alles zur Sau geht.
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