Das Schweizer Forschungsinstitut Sotomo zeigt im Auftrag des Berner Generationenhauses mit dem Generationen-Barometer 2025, was die Menschen in der Schweiz aktuell bewegt. Wir haben 17 Punkte herausgepickt und zeigen von der Lebensarbeitszeit über die Erweiterung der Wehrpflicht auf Frauen bis zu Zukunftsfragen, wie die verschiedenen Generationen darüber denken.
Nachdem beim letzten Generationen-Barometer 2023 noch Reich und Arm die Gesellschaft geteilt hatten, steht jetzt wieder der Unterschied zwischen der politischen Orientierung bei der Differenzierung der Schweiz zuoberst.
Fast die Hälfte der jungen Menschen sieht ein Auseinanderdriften zwischen Jung und Alt. Diesen Problembereich sehen immer weniger Menschen, je älter sie werden. In anderen Bereichen sind die Unterschiede weniger frappant.
Den Eindruck, dass die aktuellen Konflikte der Welt in naher Zukunft eskalieren könnten, sehen immer mehr als wahrscheinlich an. Dass ein EU-Land angegriffen wird, glaubt fast jeder Dritte. Einen Konflikt zwischen den USA und Russland halten 28 Prozent für wahrscheinlich. Dass es zwischen Israel und dem Iran bald so richtig kracht, davon gehen 4 von 5 Personen aus.
Im Vergleich mit Europa hat sich die Lage in der Schweiz aus Sicht der Befragten verbessert. Die Bruchlinien schliessen sich allgemein eher.
Spannend ist dabei auch, dass sich die Generationen hier annähern. Sowohl Junge wie auch Alte glauben ziemlich einstimmig, dass wir einen stärkeren Zusammenhalt als Europa haben. Das war 2022 noch anders – vor allem bei der jüngeren Generation.
Laut der Umfrage befürworten 57 Prozent der Befragten, dass Erbschaften vollständig bei den Erben bleiben sollen – ein klares Votum für die Wahrung der familiären Vermögen.
Besonders bemerkenswert ist die Haltung der jüngeren Generation: 61 Prozent der 18- bis 35-Jährigen befürworten eine Abgabe. Zudem zeigt diese Gruppe mit 9 Prozent die höchste Zustimmung für eine Abgabe von mehr als 30 Prozent. Diese Offenheit könnte auf ein stärkeres Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit und die Herausforderungen der Vermögenskonzentration hindeuten.
Soll die Wehrpflicht für Männer auf einen obligatorischen Gemeinschaftsdienst für Männer und Frauen ab 18 Jahren ausgeweitet werden? Statt Militärdienst könnte man dann beispielsweise auch einen Pflegedienst für ältere Menschen absolvieren.
Bei den 18- bis 25-Jährigen findet diese Idee in der aktuellsten Ausgabe wieder deutlich weniger Zustimmung. 60 Prozent der unter 35-Jährigen befürworten die Reform – ein Rückgang um 11 Prozent seit 2022. Mögliche Gründe könnten sein, dass junge Menschen die Pflicht als zusätzliche Belastung empfinden oder infrage stellen, ob der Nutzen für ihre eigene Zukunft die Einschränkungen rechtfertigt.
Das Konzept der Lebensarbeitszeit soll mehr Gerechtigkeit versprechen: Wer früher ins Arbeitsleben eintritt, soll auch früher in Rente gehen können – eine Anpassung, die körperlich belastende Berufe entlasten würde. Doch gerade Jüngere und Hochgebildete könnten darin eine ungleiche Behandlung sehen, da Studienzeiten möglicherweise nicht angerechnet werden würden.
Tatsächlich variieren die Meinungen zwischen den Generationen stark: Während 73 Prozent der über 55-Jährigen zustimmen, zeigen nur 47 Prozent der 18- bis 35-Jährigen Unterstützung. Möglicherweise auch weil Jüngere die Vorstellung, bis ins hohe Alter zu arbeiten, mit einem Gefühl von Gebrechlichkeit verbinden.
Gegenüber 2020 nahm die Zufriedenheit insgesamt von 83 auf 89 Prozent zu. Dabei ist der Anteil der «sehr» Zufriedenen bei den Ü55-Jährigen deutlich am höchsten. Jüngere Generationen sind dagegen nur «eher» zufrieden.
Und das sind die Hauptgründe für die Zufriedenheit der Schweizerinnen und Schweizer:
Dass das Weltgeschehen auf die Stimmung der Schweizer Bevölkerung drückt, passt zu einem wachsenden Zukunftspessimismus. 71 Prozent der Befragten blicken pessimistisch auf das Jahr 2055.
Der Vergleich zu früheren Studien macht deutlich, dass bei allen Generationen seit 2021 der Pessimismus zunimmt. 2022 blickten noch 34 Prozent positiv 30 Jahre in die Zukunft, heute sind es nur noch 29 Prozent. Besonders die unter 36-Jährigen wurden im Vergleich zu 2022 deutlich pessimistischer.
Fehlender Optimismus für die Zukunft paart sich mit dem Eindruck, keinen persönlichen Einfluss auf deren Gestaltung zu haben. Nur eine Minderheit von 12 Prozent der Befragten glaubt, dass sie die Zukunft in unserer Gesellschaft mitgestalten könnten.
Soziale Medien prägen den Alltag aller Generationen, doch der Umgang damit spiegelt oft unterschiedliche Werte und Prioritäten wider. Während ältere Generationen häufig Bedenken hinsichtlich Datenschutz, Konzentration und sozialer Auswirkungen hegen, betrachten jüngere Generationen soziale Plattformen als zentralen Bestandteil ihrer Lebenswelt.
Ein TikTok-Verbot in der Schweiz findet bei zwei Dritteln der Befragten Zustimmung. Bemerkenswert ist die knappe Mehrheit von 60 Prozent bei den 18- bis 25-Jährigen – jener Gruppe, die die Plattform am intensivsten nutzt.
Noch grösser ist die Zustimmung zu einem Handyverbot an Schulen: Bemerkenswerte 82 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus.
Selbst unter den 18- bis 25-Jährigen unterstützen fast zwei Drittel ein solches Verbot. Dies zeigt eine generationenübergreifende Sorge um die negativen Effekte digitaler Technologien auf Bildung und soziale Interaktionen.
Aller Diskussionen über Sinnhaftigkeit und Selbstverwirklichung zum Trotz: Bei der Arbeit geht es für viele in erster Linie um das Einkommen. Für 44 Prozent ist die primäre Bedeutung von Arbeit, sich finanziell abzusichern. 19 Prozent arbeiten in erster Linie, um etwas bewirken zu können, 15 Prozent sehen in der Arbeit allem voran eine Form von Selbstverwirklichung.
Bei allen Altersklassen ab 26 Jahren geht es jeweils der Hälfte bei der Arbeit primär ums Geldverdienen. Nur bei den 18- bis 25-Jährigen stehen immaterielle Aspekte, wie Selbstverwirklichung und Selbstwirksamkeit, im Vordergrund.
Auch wenn ein grosser Teil der Bevölkerung primär wegen des Geldes arbeitet, so steht ein gutes Gehalt dennoch nur bei einem Drittel der Bevölkerung im Vordergrund, wenn es um Merkmale eines guten Arbeitsplatzes geht.
79 Prozent und damit die grosse Mehrheit der Befragten sind zufrieden mit ihrer aktuellen Work-Life-Balance. Am häufigsten unzufrieden sind Personen zwischen dem 26. und dem 45. Lebensjahr, also in jenem Alter, in dem für viele die Wünsche, beruflich erfolgreich zu sein und gleichzeitig ein Familienleben aufzubauen, konkurrieren. Für ein Drittel der Befragten mittleren Alters bleiben Beruf und Familie weiterhin schwer vereinbar.
Persönliche Autonomie und moralische Prinzipien stehen dabei klar im Fokus: Selbstständigkeit und Eigenverantwortung führen mit 34 Prozent die Rangliste an, dicht gefolgt von Ehrlichkeit und Integrität mit 33 Prozent. Diese beiden Werte spiegeln eine Gesellschaft wider, die persönliche Freiheit schätzt, aber ebenso stark auf ethische Grundsätze setzt.
Familiäre Umgangsformen sind etwas vom Wichtigsten, das wir weitergeben möchten. Das unterstreicht ihre zentrale Rolle für das Zusammenleben und die Identitätsbildung.
Unter familiären Umgangsformen sind Werte wie gegenseitiger Respekt, Höflichkeit, ein unterstützendes Miteinander und Rituale wie das gemeinsame Begrüssen oder Verabschieden gemeint – Aspekte, die das tägliche Zusammenleben prägen.