Du hast Husten, Halsweh oder Fieber? Wir sagen dir, wann du zum Arzt solltest
Landauf, landab wird gehustet, geschnäuzt und gefiebert. Oft ist man unsicher, wann es reicht, Tee zu trinken und abzuwarten oder zum Hausarzt zu gehen. Die wichtigsten Fragen klären hier Michael Bagattini, Facharzt Allgemeine Innere Medizin, und die Kinder- und Jugendärztin Daniela Berger, beide sind Vorstandsmitglieder der Haus- und Kinderärzte Schweiz mfe.
Wann sollte man als Erwachsener bei Fieber den Hausarzt aufsuchen?
Wenn hohes Fieber länger als drei Tage anhält und sich durch fiebersenkende Medikamente kaum senken lässt, ist ein Hausarztbesuch sinnvoll. Bei hohem Fieber spricht man in der Regel von über 39 Grad, allerdings sind manche schon bei Temperaturen über 38 Grad sehr geschwächt. Zum Arzt sollten Erwachsene auch, wenn Beschwerden wie Atemnot, heftige Kopf- oder Bauchschmerzen oder Schmerzen im Brustkorb dazukommen. Auch Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Herz- und Lungenproblemen oder Immunschwäche sollten nicht lange mit dem Arztbesuch warten oder zumindest in der Praxis anfragen, ob eine Konsultation notwendig ist.
Wann sollten Eltern mit fiebrigen Kindern zum Arzt?
Eine ärztliche Behandlung ist bei Fieber notwendig, wenn das Wohlbefinden eines Kindes stark eingeschränkt ist. Also bei Symptomen wie Apathie oder stark reduziertem Ess- und Trinkverhalten. Auch wenn ein Kind nicht mehr spielt. Das gilt für Kinder aller Altersgruppen. Bei Säuglingen ist Fieber in den ersten zwei bis drei Lebensmonaten ein Notfall und muss zu einer sofortigen ärztlichen Behandlung führen.
Wie lange soll man beim Husten zuwarten?
Bei einer Erkältung kann ein unkomplizierter Husten einige Tage bis wenige Wochen dauern – da braucht es oft nur Selbstbehandlung und Schonung. Zum Arzt sollte man, wenn hohes Fieber, Atemnot, Brustschmerzen, blutiger Auswurf hinzukommen, sich der Husten deutlich verschlechtert oder eine Vorerkrankung von Herz oder Lunge besteht. Zwingend zur Hausärztin oder zum Hausarzt sollte man gehen, wenn der Husten länger als acht Wochen anhält.
Und bei Kinderhusten?
Mit Kindern sollte man nach sechs Wochen Husten zum Arzt. Früher sollten sie untersucht werden, wenn Symptome auftreten, wie starke Heiserkeit, bellender Husten, pfeifende Atmung oder Atemnotzeichen, wie schnellere Atmung, Einziehungen der Zwischenrippenräume oder Trinkverweigerung.
Viele bekämpfen den Husten mit Hustensirup. Bringt das etwas?
Viele gängige Hustensäfte schneiden in Studien nur mässig gut ab. Sie zeigen im Vergleich zu Placebo kaum einen Effekt und verkürzen die Dauer des Hustens nicht. Wenn der Husten aber vom Schlafen abhält, kann ein Hustenstiller abends mit dem Wirkstoff Dextrometorphan zur Beruhigung helfen.
Was kann man sonst gegen Husten tun?
Der natürliche Verlauf einer Erkältung mit Husten braucht ein bis drei Wochen. Nichtmedikamentöse Massnahmen wie ausreichendes Trinken, Raumluft befeuchten, Rauchverzicht und gegebenenfalls einfache Schmerz- und Fiebermittel können einen ähnlichen oder grösseren Effekt auf das Wohlbefinden haben. Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen sind Hustenstiller mit Codein wegen der Nebenwirkungen und Missbrauchspotential möglichst zu vermeiden.
Wann ist bei Halsschmerzen der Arztbesuch angebracht?
Halsschmerzen sind meist viral und klingen innerhalb weniger Tage ab. Ein Arztbesuch ist angezeigt, wenn die Beschwerden länger als etwa eine Woche anhalten oder sehr starke Schluckbeschwerden bestehen, hohes Fieber hinzukommt und eitrige Beläge sichtbar sind. Auch Atemnot oder ein Gefühl eines Klosses im Hals oder wenn zusätzlich Hautausschlag und ein stark reduzierter Allgemeinzustand vorliegen, sollte man zum Arzt. Dann besteht ein Verdacht auf bakterielle Angina oder Scharlach.
Was hilft bei Halsweh?
Auch hier gilt, dass befeuchtende Massnahmen wie Halsspray, Bonbons, viel Trinken zur Linderung beitragen oder auch Schmerzmedikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen eingesetzt werden können. Weniger effektiv sind Halsschmerz-Lutschtabletten mit lokalem Anästhetikum und Antiseptikum, da diese die Schleimhäute oft austrocknen oder zusätzlich reizen.
Wann sollte wegen Durchfall der Hausarzt aufgesucht werden?
Akuter Durchfall ist in der Schweiz am häufigsten viral bedingt. Oder er wird durch nicht mehr ganz frische Nahrung ausgelöst und bessert sich nach einigen Tagen. Ärztliche Abklärung ist wichtig bei Anzeichen von Austrocknung. Das zeigt sich mit wenig Urin, starkem Durst oder Schwindel. Dann auch blutigen oder schleimigen Durchfällen, hohem Fieber oder auch starken anhaltenden Bauchschmerzen. Dauert der Durchfall länger als etwa drei bis vier Tage oder trifft er Risikogruppen wie älteren Menschen, Säuglinge, chronisch Kranke oder immunsupprimierte Personen, sollte eine ärztliche Beurteilung stattfinden.
Wann sollte man das Familienfest meiden?
Auch ohne spezielle Corona-Regeln gilt: Wer akute Infektzeichen hat wie Fieber, deutlicher Husten, starke Halsschmerzen, ausgeprägtes Krankheitsgefühl, sollte grössere Familienfeiern meiden. Oder zumindest nur mit strengen Hygienemassnahmen teilnehmen, um andere – insbesondere ältere Menschen und Vorerkrankte – zu schützen. Da helfen Händedesinfektion und die Hygienemaske.
Auch Sars-CoV-2 ist nicht verschwunden. Sind die alten Corona-Tests noch aussagekräftig?
Covid-Schnelltests haben wie Medikamente ein Ablaufdatum. Sollte ein abgelaufener Test positiv ausfallen, kann dennoch davon ausgegangen werden, dass Corona-Viren nachgewiesen wurden, ein negativer Test schliesst jedoch eine Covid-Erkrankung nicht aus.
Was macht man, wenn das Testergebnis eine Coronainfektion anzeigt?
Da bei den aktuellen Covid-Varianten keine schwerwiegenderen Krankheitsverläufe zu beobachten sind, gelten für eine allfällige Arztkonsultation dieselben Empfehlungen wie bei den vorher genannten Grippe-ähnlichen Erkrankungen. Und auch bei Covid-19 sind die üblichen Hygiene-Empfehlungen zu befolgen. Wer eine Coronaerkrankung mit starken Symptomen hat, sollte möglichst den engen Kontakt zu anderen vermeiden. Vor allem, wenn diese immungeschwächt sind oder an schweren chronischen Erkrankungen leiden. (aargauerzeitung.ch)
