Sommerferien bedeuten für viele Schweizerinnen und Schweizer, endlich ans Meer fliegen zu können, um in der Sonne zu entspannen. Diverse Berichte zeichnen jedoch gerade ein düsteres Bild für Ferienhungrige. Aus Amsterdam beispielsweise von Beinahe-Schlägereien, weinenden Passagieren, die ihren Flug verpasst haben und Warteschlangen, die bis weit vor den Flughafeneingang reichen.
Damit du vor lauter Reisestress nicht eine zusätzliche Woche Ferien zum Erholen brauchst, hier die Übersicht zum Flugchaos in Europa:
Seit einigen Wochen geben zahlreiche Fluggesellschaften bekannt, dass sie Flüge streichen. Die Swiss annulliert beispielsweise alle Flüge nach Nürnberg und auch die Billig-Fluglinie Easyjet muss Flüge nach Amsterdam und London einstellen, weil die Flughäfen vor Ort nicht genügend Kapazität haben.
Zurückzuführen ist das aktuelle Dilemma auf die Coronakrise. Wegen der vielen Reisebeschränkungen war der Flugverkehr während der Pandemie lahmgelegt und es wurde dementsprechend im grossen Stil Personal entlassen – am Boden wie in der Luft. Nun, wo die Reiselust wieder zunimmt, kommen Flughäfen und -gesellschaften nicht mit dem Einstellen des benötigten Personals nach. Die Folge davon: gestrichene Flüge und absurd lange Wartezeiten am Flughafen.
Die Situation an Schweizer Flughäfen scheint sich zuzuspitzen, wie ein Beitrag des SRF zeigt. So erzählen die Mitarbeitenden des Bodenabfertigers Swissport anonym beispielsweise von 6-Tage-Wochen, die zur Regel geworden sind.
Auch bei der Swiss braucht es mehr Angestellte: Das Kabinenpersonal der Lufthansa hilft deshalb ab Juli bis nächsten März auf Swiss-Flügen aus. Offiziell meint der Flughafen Zürich jedoch: «Es ist grundsätzlich genügend Personal im Einsatz, um das erwartete Flugvolumen abwickeln zu können.» Obwohl man gut vorbereitet sei, könne es an Spitzentagen zu Wartezeiten kommen, berichtet das «Tagblatt».
Die Sprecherin des Euroairport in Basel kommentiert die aktuelle Lage gegenüber der BZ Basel wie folgt: «Es gibt branchenweit operative Probleme, die sich derzeit auf den Flugbetrieb auswirken, sodass wir eine Reihe von Flügen vorbeugend gestrichen haben.»
Die Swiss streicht Flüge nach Nürnberg zwischen Juli und Oktober gänzlich. Hinzu kommen eine Frequenzreduktion der Flüge nach Dresden, Danzig, Warschau und weiteren. Zwischen Juli und September übernimmt die Austrian Airline zudem alle Flüge nach Wien und es wird einmal weniger pro Woche nach San Francisco geflogen. Ab Genf gibt es wöchentlich fünf Verbindungen weniger nach London.
Katastrophale Zustände herrschen am Flughafen Schiphol in Amsterdam. Wegen zu wenig Personal müssen die Reisenden stundenlang anstehen, bis sie überhaupt ins Innere des Flughafengebäudes gelangen. Der Amsterdamer Flughafen ist so überlastet, dass er die Airlines dazu aufrief, Flüge nach Schiphol zu streichen. Es kommt immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Personen in der Schlange, weil die Nerven bei allen blank zu liegen scheinen.
Im Terminal des Flughafens London Heathrow bietet sich den Passagieren gerade ein bizarrer Anblick: Koffer stapeln sich, wohin das Auge auch reicht. Die Reisenden wurden darüber informiert, dass sie ohne Gepäck weiterfliegen müssen und es wurde versprochen, dass sie es in den darauffolgenden zwei Tagen zugeschickt bekommen. Auch am Flughafen Gatwick musste der Sommerflugplan drastisch ausgedünnt werden aufgrund des akuten Mangels an Personal.
Das deutsche Bundesinnenministerium hat darauf hingewiesen, dass besonders der Flughafen Düsseldorf vom Fachkräftemangel betroffen ist. Wie das deutsche Handelsblatt berichtete, komme es «punktuell zu Wartezeiten an Luftsicherheitskontrollen». Zudem müsse man auch mit geringen Auswirkungen auf die Flughäfen in Hannover, Frankfurt, Köln und Berlin Brandenburg rechnen – hier könne die Wartezeit über 30 Minuten betragen. Weil das Personal von verschiedenen Fluggesellschaften, wie beispielsweise Easyjet oder Ryanair, jedoch Streiks angekündigt hat, ist in den kommenden Wochen noch mit mehr Ausfällen und Verspätungen zu rechnen – denn beide Anbieter fliegen vom Berliner Flughafen.
So sah das aus am Morgen am Flughafen #Düsseldorf. Hunderte #Koffer konnten nicht abgefertigt werden. Anlage defekt. Jetzt läuft's wieder, aber tausende Reisende sind erstmal ohne Gepäck unterwegs. @dusairport pic.twitter.com/x9RDPyeKjk
— WDR Aktuelle Stunde (@aktuelle_stunde) July 17, 2019
Grundsätzlich gilt, dass es grössere Fluggesellschaften härter trifft als kleine. Dasselbe gilt auch für die Flughäfen. Wer also die Chance hat, von einem kleineren Flughafen zu fliegen und eine Airline zu wählen, welche ein Ziel nicht mehrmals täglich, sondern nur wöchentlich ansteuert, hat grössere Chancen, dass sein Flug nicht annulliert wird.
Der Mediensprecher von TUI, Constanze Andrianello, rät den Passagieren, gut vorbereitet am Flughafen zu erscheinen. Das bedeutet konkret: «Wir empfehlen, frühzeitig am Flughafen zu erscheinen, idealerweise zweieinhalb Stunden vor Abflug. Die Gepäckaufgabe am Vorabend bietet den Kunden zudem den Vorteil, dass sie am Abreisetag entspannter in ihre Ferien starten können.» Ausserdem sei es ratsam, seine Ferien über einen Reiseveranstalter zu buchen, da dieser einem im Fall eines gestrichenen Fluges zur Seite steht.
Mein ex-Chef (ich war Marshaller/Ramp Agent) an einem Schweizer Flughafen sagte dazu nur: Take it or leave it. Jetzt sind wir weg.