Wenn man am 24. November 2023 durch die Zürcher Bahnhofstrasse läuft, mag man es vielleicht kaum bemerken. Trotzdem wird der Widerstand gegen den sich immer mehr etablierenden Black Friday von Jahr zu Jahr grösser: Beispielsweise in Form von Anti-Konsum-Tagen wie dem «Kauf-nichts-Tag» oder dem aus Schweden stammenden «White Monday», an welchen man ein Zeichen gegen Überkonsum setzt. Hier deshalb fünf Gründe, warum du die Rabattschlacht ignorieren solltest:
Die Rabatte in schwindelerregender Höhe verleiten viele Konsumentinnen zu einem unüberlegten Kauf. Oft werden die Prozentsätze aber bloss künstlich aufgeblasen, indem sich die Händler auf einen unverbindlichen Preisvorschlag der Hersteller beziehen.
Weil viele Menschen sich durch die günstigeren Preise zu Spontankäufen verleiten lassen, sparen sie unter dem Strich dann doch nichts. Meistens ist daher das Gegenteil der Fall: Wer ungeplant Geld ausgibt für Dinge, die er nicht braucht, spart keine Kosten.
Am Black Friday schüren die Marketing-Abteilungen der teilnehmenden Unternehmen bewusst Angst. Die Angst vor dem Verpassen – auf Englisch «Fomo», also «Fear of Missing Out» – verleitet die Konsumenten dazu, etwas zu kaufen, weil es vielleicht bald nicht mehr (oder zumindest nicht zu einem so tiefen Preis) erhältlich sein könnte.
Konkret wird dieser Trick mit Hinweisen wie «nur noch 5 Stück verfügbar» oder «10 Personen sehen sich dieses Angebot gerade an» angewendet. Eine weitere Massnahme aus der Verkaufspsychologie-Trickkiste sind Beschriftungen in Leuchtfarben oder die bewusste Platzierung eines Schnäppchens neben teuren Produkten.
Die Art und Weise, wie unsere Gesellschaft heute konsumiert, ist ein bedeutender Treiber des Klimawandels. Greenpeace spricht am Black Friday vom «Schwarzen Tag für die Umwelt» – aus gutem Grund. Wenn an diesen Schnäppchentagen nämlich alles Kaputte neu gekauft statt repariert wird, wird dem Klima damit weiter eingeheizt. Statt einer umweltfreundlicheren Kreislaufwirtschaft befeuert der Black Friday weiterhin die problematische Linearwirtschaft.
Vor allem das Kaufen von Kleidern und Elektronik schadet unserer Umwelt – aufgrund der langen Transportwege, oder weil Herstellungsprozesse und benötigte Rohstoffe nicht nachhaltig sind. Dass am Black Friday viele Dinge online bestellt und zahlreich wieder retourniert werden, verursacht weitere Emissionen.
Die Vorweihnachtszeit bedeutet für viele Angestellte des Detailhandels Stress pur: längere Arbeitstage, Geschäfte, die auch sonntags geöffnet haben und noch mehr Kunden als sonst, die zu bedienen und zu beraten sind. Das betrifft nicht nur Verkäuferinnen, sondern auch Logistiker und Kurierinnen.
Hinzu kommt, dass hinter tiefen Preisen oft unfaire Arbeitsbedingungen im Herstellungsland stecken. Kinderarbeit, tiefe Löhne und schlechte Sozialleistungen ermöglichen es den Händlern überhaupt erst, Black-Friday-Deals anzubieten.
Nicht nur die Konsumenten und Angestellte, sondern auch die Geschäfte und Onlineshops stehen während der Schnäppchentage und -wochen im November unter enormem Druck. Gerade in den umsatzrelevanten Monaten November und Dezember ist es für sie überlebenswichtig, konkurrenzfähig zu bleiben.
Wenn alle grossen Händler Tiefstpreise anbieten, müssen auch kleine und mittlere Unternehmen mitziehen, um ihre Ware an die Kunden zu bringen. Im Gegensatz zu kleineren und mittleren Händlern können Retail-Giganten im Vorfeld des Black Friday mit ihren Lieferanten spezielle Konditionen aushandeln und bekommen ihre Ware dadurch oft stark vergünstigt.
In einem Wirtschaftssystem, das sowieso schon durch zahlreiche Quasi-Monopole gekennzeichnet ist, setzen Black Friday und Co. kleinere Unternehmen somit noch stärker unter Druck.
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Thomas Meister