Sex. Sehr wahrscheinlich einer der meist praktizierten Akte auf diesem Planeten und doch so umzingelt von Missverständnissen und Mythen, dass wir uns zuweilen richtig Sorgen um die Lust in dieser Welt machen.
Grund genug, mal mit ein paar der bemerkenswertesten Mythen aufzuräumen.
Für mehr Freude am Akt, denn Wissen macht Ohhh! (hihi)
Wer zu viel masturbiert, kann davon erblinden. Klingt durchaus absurd, taugte aber über Hunderte von Jahren dazu, jungen Männern die Freude am Hand anlegen zu ruinieren. Macht zwar Spass, aber das Augenlicht ist es dann vielleicht doch nicht wert.
Zugrunde liegen dieser Vorsichtsmassnahme Untersuchungen aus dem 18. Jahrhundert, in denen Sehschwäche mit ausgiebigem Masturbieren in Verbindung gebracht wurde.
Doch die sind, sagen wir es mal etwas unwissenschaftlich, ziemlich lustfeindlicher Humbug. Diese und ähnliche Mythen im Hinblick auf Masturbation – man würde dadurch hysterisch oder bekäme Haare auf der Handinnenseite – entstammen einer Zeit, in der Sex ausschliesslich der Fortpflanzung dienen sollte. Ein vermeintliches «vergeuden» des Sperma war also moralisch verwerflich und sollte durch solcherlei Warnungen verhindert werden.
Aus heutiger Perspektive kann man sagen: Wenn es Freude macht, ist es gut. Und solange man dabei nicht offenen Auges in einen Pfahl rennt, ist auch die Erblindungsangst unbegründet.
Oder durch die Gesichtsform. «An der Nase eines Mannes, erkennt man den Johannes.» Ja, sowas lernt man noch heute auf dem Schulhof. Aber lässt sich die Penisgrösse an Schuhen, Nase oder Fingern wirklich ablesen?
In einer Metastudie haben Wissenschaftler des King's College London diese Annahmen überprüft und, machen wir's mal knapp, keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass andere Körperteile Rückschlüsse auf die Penisgrösse zulassen.
Penisse können einem, ehrlich gesagt, auch ein Stück leid tun. Ständig diese doofen Schwanzvergleiche. Wenn «je grösser, desto besser» gilt, sollte man dann womöglich doch diese obskuren Penis-Verlängerungs-Mails mal öffnen?
Ganz klar: Bloss nicht!
Denn zum Einen findet bei heteorsexuellem, vaginalen Sex die hauptsächliche Penetration auf den ersten knapp zehn Zentimetern statt. Eine Strecke, die die allermeisten Penisse mühelos nehmen. Und wer darüber hinaus mit langer Latte den Muttermund einer Frau betrommelt, der tut zumindest in Puncto Lustgewinn der Dame keinen Extra-Gefallen. Denn dort sitzen keine entsprechenden Nervenenden.
Und zum Anderen sind Vaginas nunmal dehnbar. Sie passen sich unterschiedlichen Grössen an.
Apropos. Noch so ein Mythos: Dass Vaginas wegen zu viel Sex ausleiern können. Zu viel Sex? Wir warten ja noch darauf, dass uns jemand nachvollziehbar erklärt, was um Himmels willen DAS denn sein soll, aber in der Zwischenzeit können wir euch versichern: Vaginas können nicht ausleiern. Wie es die Sexualtherapeutin Clara Ott erklärt:
Was beim Sex wichtig ist, ist ein Zusammenspiel von An- und Entspannung. Und wer nicht auch entspannen kann, der hat auch weniger Spass.
Es mag sein, dass wir zu viele schlechte Filme geguckt haben. Auf der anderen Seite wird aber in so vielen, auch durchaus guten, Filmen dieser Mythos fortgeschrieben: Sex bedeutet Penetration von Mann in Frau, dann stöhnen beide und kommen schliesslich gemeinsam.
Wer solche Bilder im Kopf hatte, als es sexuell losging, der wird vermutlich bald gemerkt haben, dass das ein Hollywood-Szenario ist. Und kein sehr wahrscheinliches.
Denn bei der vaginalen Penetration kommen Frauen zum Grossteil eben nicht zum Orgasmus – nach einer Studie des «Journal of Sex and Marital Therapy» sagen nur 18 Prozent der befragten Frauen, sie könnten einen Höhepunkt nur durch Penetration erreichen. «Zusammen kommen» ist also schlicht: sehr unwahrscheinlich.
Sowas googlen Leute noch heute und stellen in Internet-Foren entsprechende Fragen. Die Antwort lautet: Nein. Denn eine Frau kann nur schwanger werden, wenn Spermien in ihre Vagina gelangen. Und die ist weder mit dem Mund noch mit dem Rachen verbunden.
Noch unter Nationaltrainer Helmut Schön wurden die Frauen der Fussballnationalspieler vor wichtigen Spielen nicht ins Trainingslager gelassen. Doch diese Zeiten sind mittlerweile vorbei. Denn Sex schadet der sportlichen Leistungsfähigkeit nicht. Im Gegenteil. Sex ist sogar ein ganz prima Aufwärmtraining, denn es strengt die Muskeln an und aktiviert den Stoffwechsel. Ausserdem entspannt Sex und kann auch Stress abbauen. Vor wichtigen Sportereignissen auch ein nicht unbedeutender Faktor. Wichtig ist nur zu beachten, dass genügend Schlaf dabei herumkommt. Ansonsten gilt, was der ehemalige deutsche Fussballspieler Berti Vogts einmal bemerkte:
(watson.de)
Mein Freund hat mich gestern zum ersten Mal geküsst. Bin ich jetzt schwanger?