«Bring deine Alte mit, sie wird im Backstage zerfetzt. Ganz normal. Danach landet dann das Sextape im Netz», rappt Gzuz in einem seiner Songs. So und schlimmer werden Frauen im Deutschrap degradiert. Gehört wird es trotzdem. Das zeigen die Charts. Allen voran die des Streamingdiensts Spotify. Dort sind die Spitzenreiter überwiegend Deutsch-Rapper. Und gehört werden sie mehrheitlich von jungen Leuten.
Frauenhass alltagstauglich gemacht. Ein Problem, wie der Verein für Frauenrechte «Terre des Femmes» findet. Mit einem Youtube-Video wollen sie auf die frauenfeindlichen Songtexte verschiedener Rapper aufmerksam machen. In dem Video lesen Frauen Ausschnitte der Texte vor. Erschrocken sagt eine der Frauen: «Die haben doch auch Schwestern und Mütter.»
Mit dem Hashtag #unhatewomen will der Verein ein Zeichen setzen. «Alle hören Gewalt gegen Frauen», sagen sie. Es sei Zeit, dies zu ändern. Und es anzusprechen sei der erste Schritt in die richtige Richtung.
Doch das finden nicht alle. Fler, einer der im Video erwähnten Rapper, schlug um sich. Mit Worten auf seinem Instagram-Account, aber auch mit Taten mitten in Berlin. Er verprügelte einen Reporter, der ihn zu dem Thema Frauenhass im Deutschrap interviewen wollte. Auch postete Fler ein Bild einer Frau, die die #unhatewomen-Kampagne unterstützt und setzte ein Kopfgeld auf sie aus.
Auf seinem Account verteidigt Fler seinen Song. Eine Frau «hoe» zu nennen, sei ein Kompliment:
Bei seinen Fans erntet der Rapper Zuspruch. Unter dem Bild stehen Kommentare wie: «Feministin= Männerhassende Kurzhaarschnitt tragenden Kampflesben» oder «Dass man sich heutzutage noch rechtfertigen muss, wegen solchen lines». Dennoch ist der meistgelikte Kommentar: «Wie widerlich allein diese Bildunterschrift schon wieder ist. Einfach nur armselig!»
Sex, Vergewaltigung, Drogen und Waffen. Das ist der allgemeine Tenor des Deutschrap. Frauen werden als Schlampen, Bitches und Dinge betitelt. «Sprache kann Gewalt sein», sagt Terre des Femmes. Aber was sagen die Jugendlichen, welche die Lieder hören? «Ich finde, dass die Rapper Kunst machen. Nur weil im Song eine Frau ‹Schlampe› genannt wird, kann man das nicht frauenfeindlich sehen», sagt etwa der 18-jährige Manu. Für ihn sei das nur Musik.
Er geht noch weiter und vergleicht das Genre mit der Kirche: «In vielen Kirchen gibt es auch Bilder oder Kunstwerke, auf denen Frauen mit nackten Busen zu sehen sind – da sagt auch keiner, dass das sexistisch sei. Es ist halt auch eine Art Kunst.»
Am Bahnhof Aarau steht eine Gruppe Jugendlicher, darunter auch drei Frauen. Aus einer kleinen Musikbox klingt Miami Yacine. Er rappt: «Bis tief in den Morgengrauen Sex im Hotelzimmer ohne ein Präservativ.»
«Findet ihr das gut?» Ja, antworten sie alle. Auch die Frauen. Auf die Frage warum, antwortet eine: «Ist geil zum Mitsingen.» Obwohl Frauen als Sexobjekte dargestellt werden? «Eine Frau bleibt auf ewig ein Gegenstand» heisst es etwa im nächsten Song. Das sei egal, lautet die kurz angebundene Antwort der Frau.
Die Antworten der Jugendlichen fallen alle gleich aus. Auch der 15-jährige Fabio findet, dass zu viel in die Songtexte hineininterpretiert wird. «Meistens schreiben die Rapper ihre Lieder nicht mal selbst», sagt er. Ihm sei bewusst, dass einige Zeilen frauenfeindlich seien. Doch müsse man die Kunst- von der Privatfigur trennen, meint der 15-Jährige.
Ausserdem sei es auch eine Kulturfrage: «Viele der Rapper kommen aus anderen Kulturen, da weiss man ja auch nicht so recht, wie es dort abläuft.» Trotzdem sei es im Grossen und Ganzen nicht in Ordnung, die Frauen zu degradieren. Deswegen aufhören Deutschrap zu hören? «Nein. Deutschrap ist nicht nur das.» Es sei eine Mischung aus Songtext, Beat und Melodie – «ein Gefühl eben».
Dass Jugendliche als frauenfeindlich abgestempelt werden, sei ein Unding: «Ich bin schliesslich nicht das, was ich höre.» (aargauerzeitung.ch)
Dass es im Rap aber auch mit dem Slang möglich ist seine künstlerischen Ambitionen auszuleben, beweist dieses Beispiel hier aus Amiland.
Dennoch waren die Rhymes damals besser.