«Why Men love Bitches» – wenn Manipulation zum Datingtool wird
Auf TikTok tummeln sich Tausende von Videos, in denen Userinnen und User Tipps zum Daten geben. Seit einigen Wochen werden dabei immer mehr Ratschläge aus dem Buch «Why Men love Bitches» genannt. Das Buch wurde bereits Anfang der 2000er veröffentlicht. Der neue Hype bringt gefährliche Stereotypen zurück.
«Why Men love Bitches» kam im Jahr 2002 heraus und wurde in Amerika zu einem Bestseller. Die Autorin Sherry Argov gibt in dem Ratgeber Tipps, wie man «von der Türmatte zur Traumfrau» wird. Zudem gibt es darin eine ganze Anleitung, wie man sich als Frau verhalten soll, damit einem die Männer verfallen.
Nette Frauen sollen zu «Bitches» werden
Wie Sherry Argov meint, soll das Buch Frauen helfen, ihre Beziehung in die Hand zu nehmen und sich nicht von ihrem Partner unterkriegen zu lassen. So sollen die netten Frauen zu «Bitches» werden, weil das Männer anziehender fänden. Das sind einige Tipps aus dem Buch, wie sie auf TikTok wiedergegeben werden:
- Keinen Kontakt: Wenn ein Mann merkt, dass du dich immer wieder meldest, kann es sein, dass er sich zurückzieht. Darum sollten Frauen immer wieder mal nicht zurückschreiben oder sich rarmachen. So wird beim Mann das Bedürfnis ausgelöst, sich von sich aus zu melden.
- Sei ein dummer Fuchs: Gib dem Mann das Gefühl, dass er immer die Kontrolle hat. So wird er von selbst anfangen, Dinge zu tun, von denen du möchtest, dass er sie tut. Das, weil er das Gefühl hat, dass er der «Leader» ist und die Verantwortung hat.
- Koche nie für einen Mann in der Kennenlernphase: Viele «nette» Frauen tun das, um die Liebe eines Mannes für sich zu gewinnen. Jedoch mögen Männer «Bitches», die sich nicht schon von Anfang an für sie aufopfern, um sie zu beeindrucken. Männer mögen die «Verfolgungsjagd» und wollen keine Frau, die ihnen hinterherläuft. Gekocht soll nur werden, wenn er es sich «verdient» hat.
Auf TikTok hat das Buch an grosser Beliebtheit gewonnen und es gibt viele Userinnen, die davon schwärmen. Genauso gross ist aber unterdessen auch die Kritik an den veralteten, manipulativen Ansichten, die in dem Buch beworben werden. Auch wenn oft der Hintergedanke bei den Tipps gut gemeint ist, ist die Ausführung ziemlich gefährlich.
«Alpha»-Podcast für Frauen
So sollte eine Frau wirklich nicht einfach die «Nette» in einer heterosexuellen Beziehung sein müssen. Im Buch wird aber geraten, sich selbst und seine Gefühle zu übergehen, um einen Mann zu beeindrucken. Auch wenn die Manipulationstaktiken wahrscheinlich bei einigen auch so funktionieren würden: Will Frau wirklich einen Mann, der sie nur mag, weil sie ihn manipuliert? Will Frau wirklich eine Beziehung, die auf dem Fundament von Unehrlichkeit entstanden ist? Und: Sollte sich das Leben einer Frau wirklich darum drehen, einen Mann zu verführen?
Die Anleitung ist zudem ziemlich sexistisch und erinnert irgendwie an die «Alpha»-Podcasts von Andrew Tate – nur halt für Frauen. Es wird angenommen, dass jeder Mann genau gleich tickt und man mit ein paar Kniffs jeden um den Finger wickeln kann. Aber Newsflash: Auch Männer sind komplexe Wesen, die alle ihren eigenen Charakter und Vorlieben bzw. Abneigungen haben. Es gibt keine Knöpfe, die man drücken kann, die bei allen die gleiche Wirkung haben.