Vor wenigen Wochen eröffnete Felix Lobrecht Überraschendes: Er sei ein grosser Fan von Sternstunde Philosphie von SRF. Für die Moderatoren Yves Bossart und Barbara Bleisch war er voll des Lobes.
Felix Lobrecht – für die, die ihn nicht kennen – wurde im Herbst zum zweiten Mal in Folge zum besten Komiker Deutschlands gewählt. Zudem betreibt er zusammen mit Tommi Schmitt den höchst erfolgreichen Podcast «Gemischtes Hack». Dieser ist nicht nur in Deutschland äusserst populär, auch in der Schweiz gehört er zu den beliebtesten überhaupt.
Viele Schweizer Hörerinnen und Hörer dürften deshalb ganz genau hingehört haben, als Lobrecht in seinem Podcast plötzlich von einer SRF-Sendung schwärmte. Hingehört hat man offenbar auch beim SRF, denn der Komiker wurde jetzt selber zum Gespräch bei Sternstunde Philosophie eingeladen.
Am Sonntagabend wurde die Diskussion zwischen Bleisch und Lobrecht im Fernsehen ausgestrahlt, seit Montag ist es auch auf Youtube zu sehen.
Auch wenn «Gemischtes Hack» im Herbst als «Bester Comedy Podacst» ausgezeichnet wurde, sprechen Lobrecht und Schmitt nicht nur über seichte Themen. Deshalb konnte man durchaus auf ein spannendes Tête-à-tête zwischen Lobrecht und Bleisch hoffen.
Und tatsächlich kommt das Gespräch sehr gut an. In der Kommentarspalte auf Youtube erhalten die beiden viel positives Feedback. «Welch ein bereicherndes, tiefgründiges und unaufgeregtes Gespräch zwischen zwei klugen Menschen. Ein Genuss», schreibt ein Youtube-User. «Felix Lobrecht passt überraschend gut in dieses Format. Barbara Bleisch hat dieses Interview aber auch hervorragend geführt», schreibt ein anderer.
Eine weitere Userin schreibt: «Ich bin sehr beeindruckt von der unaufgeregten Tiefe dieses Gesprächs. Ich kannte Felix Lobrecht bisher nur aus dem Comedy-Bereich und war total überrascht, was da sonst noch so an Reflexionen und Sichtweisen auf das Leben zum Vorschein kommt.»
Bleisch und Lobrecht diskutierten unter anderem über die Herkunft des Komikers. Dieser wuchs in armen Verhältnissen in Berlin auf. Trotz schwieriger Voraussetzungen legte er aber eine erfolgreiche Karriere hin, füllt heute ganze Hallen, trägt eine Rolex und fährt Mercedes.
Für Lobrecht ist dennoch klar: Wer in armen Verhältnissen aufwächst, hat heute deutlich schlechtere Karten als jemand, der bei einer gutbetuchten Familie aufwächst. Die soziale Herkunft spiele eine viel wichtigere Rolle als die Leistung. Man müsste dieses Thema im öffentlichen Diskurs viel mehr gewichten. «Nichts determiniert dein Leben mehr als deine soziale Herkunft. Ich verstehe nicht, weshalb das so wenig Thema ist.»
Bleisch ging auch auf die Situation in der Schweiz ein. Die Schweiz stehe im internationalen Vergleich nicht sehr gut da. Man wisse zum Beispiel, dass man bei genau gleichem intellektuellen Vermögen eine vier bis fünf Mal höhere Chance auf einen gymnasialen Abschluss habe, wenn man aus einer Akademiker-Familie stamme. «Obwohl man genau gleich intelligent ist. Solche Dinge sind natürlich stossend.»
Im Gespräch ging es auch um Comedy, Provokationen und Persönliches. So verriet Lobrecht drei Eigenschaften, die ihn «extrem abtörnen». «Ich finde es immer scheisse, wenn Leute viel jammern, wenn Leute ihre Probleme nicht selber angehen, die Verantwortung delegieren, und wenn Leute humorlos sind.»
Seine deutlich weniger ernste Seite zeigte Lobrecht in der darauffolgenden Episode von «Gemischtes Hack». Dort sprach er über seinen Kurztrip nach Zürich. «Unglaublich, wie nett die Schweizer sind, die sind so richtig nett.» Für Bleisch hatte er nur gute Worte übrig. «Der maximale Flex ist übrigens Barbara Bleisch. Sie ist promoviert, sie ist Doktor, das steht aber nie in ihrer Bauchbinde, wenn sie moderiert.»
Lobrecht zeigte sich überrascht, dass er am Flughafen nicht von einem Fahrer des SRF abgeholt wurde. Stattdessen sei er angewiesen worden, für alle seine Fahrten ein Taxi zu nehmen. Dies sei unfassbar teuer. «Ich habe vom Flughafen zum Hotel, was eine Fahrt von 15 Minuten war, 70 Franken bezahlt. Lächerlich teuer.» Der Komiker Torsten Sträter habe mal einen Witz darüber gemacht, dass man sich besser einen Gebrauchtwagen kaufe, als vom Zürich Hauptbahnhof per Taxi ins Hotel zu fahren.
Vor dem Rückflug habe er sich eine Kleinigkeit zu essen geholt, erzählt Lobrecht weiter. Für einen Obstbecher, einen Becher mit Gemüsesticks und ein Wasser habe er 30 Franken hingeblättert. Wie viel das in Euro sei, wollte darauf Schmitt wissen. «Mittlerweile sind das fast 30 Euro.» «60 Mark für ein bisschen Gemüse», stellte Schmitt darauf erstaunt fest. Dennoch sei Zürich eine «wunderschöne Stadt», meinte er. Da konnte ihm Lobrecht nur zustimmen.
Insgesamt sei es eine gute Sache gewesen, so Lobrecht, der nach seinem teuren Snack immerhin die Beine strecken durfte. «Die haben mir netterweise vom SRF Business-Class gebucht.» (cma)
...dafür wächst das Gemüse im Garten
Etwas beschränkt, oder?...