Endlich schien das Familienglück perfekt: Nach einer In-vitro-Fertilisation mithilfe einer Klinik in Los Angeles gebar Daphna Cardinale im September 2019 ein kleines Mädchen. Zuvor versuchte sie drei Jahre lang schwanger zu werden – erfolglos. Dann endlich hielten sie ihre zweite Tochter in den Armen. Doch etwas stimmte nicht. Er habe gleich Zweifel gehabt, denn das Baby hatte eine viel dunklere Haut und tiefschwarze Haare, schildert der Vater das Erlebnis am Montag vor der Presse. Sofort hätten sie sich in das Neugeborene verliebt, doch die nagenden Zweifel konnten sie in den kommenden Wochen nie abschütteln. Ein genetischer Test sollte fast zwei Monate später Klarheit schaffen – und ihren schlimmsten Verdacht bestätigen: Das Mädchen war nicht ihr biologisches Kind.
Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: Der falsche eingepflanzte Embryo war das Resultat einer Verwechslung. Dass ihr biologisches Baby ebenfalls zur Welt gekommen ist, erfuhren sie erst, als dieses bereits drei Monate alt war. Es wurde nur eine Woche nach der Geburt des nicht-biologischen Babys geboren.
Die Realisation war ein Schock. «Ich wurde der Möglichkeit beraubt, mein eigenes Kind auszutragen», erzählt die emotionale Mutter in einem Youtube-Video. Zugleich habe sie die ersten Monate im Leben ihres eigenen Kindes verpasst:
Im Dezember 2019 trafen sich die beiden betroffenen Paare zum ersten Mal. Es war zugleich das erste Mal, dass sie gegenseitig ihre biologischen Babys sahen.
In den folgenden Wochen trafen sie sich fast täglich, um die eigenen biologischen Babys kennenzulernen. Im Januar 2020 schliefen die beiden Töchter schliesslich zum ersten Mal bei ihren richtigen Eltern, worauf diese entschieden, dass sie fortan nun in ihrem jeweils neuen Zuhause bleiben würden. Um den Austausch zu formalisieren, mussten sich beide Paare an das Gericht wenden. Erst dadurch erhielten sie das Sorgerecht für ihr biologisches Kind.
Der Moment des Tausches war hart, erklärte die Mutter unter Tränen: «Ich habe dieses fremde Baby zur Welt gebracht, gestillt und geliebt, und dann musste ich es abgeben». Ein Entscheid mit emotionalen und psychologischen Konsequenzen: Sie kämpfen mit Gefühlen der Schuld und des Verlusts, weil sie das Baby «weggegeben» haben.
California Couple Sues Fertility Clinic, Alleges ‘Shocking’ Embryo Mix-Up: ‘A Truly Impossible Nightmare’https://t.co/KjPS1hWrS3
— Law & Crime (@lawcrimenews) November 8, 2021
Traumatisch sei dies auch für ihre damals fünfjährige Tochter gewesen, die plötzlich ihre kleine Schwester für ein anderes Baby aufgeben musste. «Das ist ein Albtraum, der unsere Familie ein Leben lang verfolgen wird», sagte der Vater.
Nun zieht das Ehepaar gegen die zuständige Fruchtbarkeitsklinik vor Gericht. Mit der Klage wollten sie auch auf häufig vorkommende Pannen, Nachlässigkeiten und mangelnde Kontrolle in dem Geschäft mit künstlicher Befruchtung aufmerksam machen, teilte ihr Anwalt Adam Wolf mit.
Die Anwälte pochen in der Klage auf Schadenersatz für emotionales Trauma und Entschädigung für finanzielle Aufwendungen. Auch das zweite betroffene Ehepaar wolle eine Klage einreichen, teilte Anwalt Adam Wolf mit.
Währenddessen wollen die beiden Ehepaare weiterhin miteinander in Kontakt bleiben und eine «grössere Familie bilden». Denn die Verbindung zu den nicht-biologischen Töchtern sei geblieben, sagt Alexander Cardinale: «Sie waren ebenso in unsere biologische Tochter verliebt wie wir in ihre.»
Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA.
Trafalgar
Am Ende des Artikels: Tadaaa, typisch Amerika
Nony
Heinzbond