Leben
USA

Andere Haar- und Hautfarbe: Frau bringt falsches Kind zur Welt

«Ein Albtraum, der unsere Familie für immer verfolgen wird» – Frau gebärt falsches Kind

Daphna Cardinale brachte 2019 ihre zweite Tochter zur Welt. Doch etwas stimmte nicht: Das Baby hatte eine ganz andere Haar- und Hautfarbe. Ein DNA-Test zwei Monate später bestätigte ihren Verdacht: Das Baby war nicht ihres.
09.11.2021, 04:4609.11.2021, 13:00
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Erst der Verdacht – dann die erschütternde Gewissheit

Endlich schien das Familienglück perfekt: Nach einer In-vitro-Fertilisation mithilfe einer Klinik in Los Angeles gebar Daphna Cardinale im September 2019 ein kleines Mädchen. Zuvor versuchte sie drei Jahre lang schwanger zu werden – erfolglos. Dann endlich hielten sie ihre zweite Tochter in den Armen. Doch etwas stimmte nicht. Er habe gleich Zweifel gehabt, denn das Baby hatte eine viel dunklere Haut und tiefschwarze Haare, schildert der Vater das Erlebnis am Montag vor der Presse. Sofort hätten sie sich in das Neugeborene verliebt, doch die nagenden Zweifel konnten sie in den kommenden Wochen nie abschütteln. Ein genetischer Test sollte fast zwei Monate später Klarheit schaffen – und ihren schlimmsten Verdacht bestätigen: Das Mädchen war nicht ihr biologisches Kind.

Daphna und Alexander Cardinale
In einem Video auf Youtube berichten die beiden über das traumatische Erlebnis. screenshot youtube

Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: Der falsche eingepflanzte Embryo war das Resultat einer Verwechslung. Dass ihr biologisches Baby ebenfalls zur Welt gekommen ist, erfuhren sie erst, als dieses bereits drei Monate alt war. Es wurde nur eine Woche nach der Geburt des nicht-biologischen Babys geboren.

Verpasste kostbare Zeit

Die Realisation war ein Schock. «Ich wurde der Möglichkeit beraubt, mein eigenes Kind auszutragen», erzählt die emotionale Mutter in einem Youtube-Video. Zugleich habe sie die ersten Monate im Leben ihres eigenen Kindes verpasst:

«Ich habe weder die Schwangerschaft noch die Geburt miterlebt; wir haben die gesamte Neugeborenenzeit verpasst, wir haben nie gesehen, wie unser Baby auf die Welt kam oder es in den ersten Sekunden seines Lebens geknuddelt. Das sind Momente, die Eltern für den Rest ihres Lebens in Erinnerung behalten sollten.»
This undated photo provided by the Peiffer Wolf Carr Kane & Conway law firm shows Daphna and Alexander Cardinale. They are one two California couples who gave birth to each others' babies aft ...
Ein Bild aus glücklicheren Zeiten: Daphna und Alexander Cardinale. Bild: keystone

Der schwierige Tausch

Im Dezember 2019 trafen sich die beiden betroffenen Paare zum ersten Mal. Es war zugleich das erste Mal, dass sie gegenseitig ihre biologischen Babys sahen.

Alexander Daphna trifft Tochter zum ersten Mal
Der Moment, in dem Alexander Cardinale seine biologische Tochter zum ersten Mal in den Arm nimmt.screenshot youtube

In den folgenden Wochen trafen sie sich fast täglich, um die eigenen biologischen Babys kennenzulernen. Im Januar 2020 schliefen die beiden Töchter schliesslich zum ersten Mal bei ihren richtigen Eltern, worauf diese entschieden, dass sie fortan nun in ihrem jeweils neuen Zuhause bleiben würden. Um den Austausch zu formalisieren, mussten sich beide Paare an das Gericht wenden. Erst dadurch erhielten sie das Sorgerecht für ihr biologisches Kind.

Der Moment des Tausches war hart, erklärte die Mutter unter Tränen: «Ich habe dieses fremde Baby zur Welt gebracht, gestillt und geliebt, und dann musste ich es abgeben». Ein Entscheid mit emotionalen und psychologischen Konsequenzen: Sie kämpfen mit Gefühlen der Schuld und des Verlusts, weil sie das Baby «weggegeben» haben.

Traumatisch sei dies auch für ihre damals fünfjährige Tochter gewesen, die plötzlich ihre kleine Schwester für ein anderes Baby aufgeben musste. «Das ist ein Albtraum, der unsere Familie ein Leben lang verfolgen wird», sagte der Vater.

Die Anklage gegen die Fruchtbarkeitsklinik

Nun zieht das Ehepaar gegen die zuständige Fruchtbarkeitsklinik vor Gericht. Mit der Klage wollten sie auch auf häufig vorkommende Pannen, Nachlässigkeiten und mangelnde Kontrolle in dem Geschäft mit künstlicher Befruchtung aufmerksam machen, teilte ihr Anwalt Adam Wolf mit.

Die Anwälte pochen in der Klage auf Schadenersatz für emotionales Trauma und Entschädigung für finanzielle Aufwendungen. Auch das zweite betroffene Ehepaar wolle eine Klage einreichen, teilte Anwalt Adam Wolf mit.

Währenddessen wollen die beiden Ehepaare weiterhin miteinander in Kontakt bleiben und eine «grössere Familie bilden». Denn die Verbindung zu den nicht-biologischen Töchtern sei geblieben, sagt Alexander Cardinale: «Sie waren ebenso in unsere biologische Tochter verliebt wie wir in ihre.»

Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA.

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127 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Trafalgar
09.11.2021 06:27registriert August 2014
Während des gesamten Beitrags hab ich gedacht: Die ziehen sicher mit der Fruchtbarkeitsklinik vor Gericht - darum das ganze tamtam.

Am Ende des Artikels: Tadaaa, typisch Amerika
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Nony
09.11.2021 06:59registriert Februar 2019
Eigentlich entspricht dies doch ungefähr der Situation, die manche Männer erleben, wenn sie erfahren, dass es sich nicht um ihre Tochter / ihren Sohn handelt, sie aber trotzdem vom Gericht weiter dazu verpflichtet werden Alimente zu zahlen. In diesen Situationen werden Frauen doch nicht müde, der Welt zu erklären, dass es wichtigeres gibt, als biologische Vaterschaft.
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Heinzbond
09.11.2021 06:14registriert Dezember 2018
Vielleicht liegt es daran das ich ein Mann bin, aber haben nicht beide Frauen ein Kind in ihrem Uterus ausgetragen, 9 Monate oder so gehegt, gepflegt und umsorgt. Zählt nur die genetische Verwandtschaft? Ja klar etwas dunkler und dunklere Haare, dann hätte der Vater sich klonen lassen müssen wenn er eine 1:1 Kopie von sich will.
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